DIE MARABOUT-SEITE
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Chronik (1901–2020)

Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas * von innen und außen 

Jahreschroniken: 1993

Stand: 11.06.18

 

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1. Januar
1993
Ousmane Sembène, senegalesischer Schriftsteller frz. Sprache und Filmemacher, wird 70 Jahre alt.
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18. Januar
1993
Der tansanische Lehrer, Diplomat und Autor des Romans Dying in the Sun Peter K. Palangyo kommt bei einem Autounfall ums Leben.
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P. K. PALANGYO
DYING IN THE SUN
Die Schulbildung absolvierte er u.a. an der Old Moshi Secondary Scholl am Fuße des Kilimanjaro. Zum Studium von Biologie, Chemie und Literaturwissenschaften ging er in den 60er Jahren in die USA, Abschluss in Chemie und Biologie; weiterführendes Studium - Erziehungswissenschaften - an der Makarere Universität in Kampala, → Uganda und Promotion in Literaturwissenschaften an der State University of New York. Tätigkeiten als Lehrer/Schuldirektor und im diplomatischen Dienst; er war zeitweilig Tansanias Botschafter in Kanada.
Der Roman Dying in the Sun folgte nicht den bei seiner Veröffentlichung im Jahre 1968 eher üblichen politischen Mustern, sondern war psychologisch-realistisch motiviert.
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26. Januar
1993
Begnadigung für Vera Chirwa
Die taz berichtet in einer Meldung von AP aus Lusaka von der Freilassung der malawischen Dissidentin Vera Chirwa. Zwölf Jahre nach der Verurteilung der Juristin wegen Hochverrats wurde sie von
  Malawis Präsident Hastings Kamuzu Banda "aus humanitären Gründen" begnadigt. (taz/AP)
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10. Mai
1993
"Ein Schriftsteller, der sich in die Politik einmischt - das klappt selten."
Mongo Beti, der große Kameruner und einer der profiliertesten Autoren Afrikas, sei über seine eigene, ihm durch jahrzehntelanges Exil aufgezwungene Rolle als internationales Sprachrohr der kamerunischen Dissidenz nicht ganz glücklich. Dabei sei die Schriftstellerei für Beti, wie er jetzt bei einem Vortrag in Hamburg erklärte, eine "Suche nach der Wahrheit" die Phänomene hinterfragt und somit zwangsläufig zur Kritik des Kolonialismus führe. · (taz)
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2. Juni
1993
Der algerische Journalist und Schriftsteller Tahar Djaout wird in seiner Heimat von islamischen Extremisten ermordet.
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3. Juni
1993
Der 1932 im nigrischen Goudou-Maria[1] geborene Politiker, Dichter und Dramatiker Abdoulaye Mamani verstirbt infolge eines Autounfalls.
Dieseer ereignete sich zwischen Zinder und Niamey, der Hauptstadt des  Niger .
Politisch engagierte sich der Sohn eines Kleinbauern schon früh. Er wurde Mitglied in der Progressiven Partei des Niger (Parti Progressiste Nigérien), der neben Boubou Hama auch Djibo Bakari, der spätere - erste - Staatspräsident des Niger, angehörte. Nach der Spaltung der Parti Progressiste Nigérien wurde Mamani Gründungsmitglied der linken Partei Sawaba von Djibo Bakary, einem Opponenten des konservativeren Bakari. Dieses Engagement führte im Jahre 1976 zu seiner Inhaftierung.
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SARRAOUNIA
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Als Mamanis literarisches Hauptwerk gilt Sarraounia[2], 1980 veröffentlicht, basiert es auf der Lebensgeschichte der gleichnamigen historischen Königin und Heroin, die sich einer Kolonne der frz. Kolonialmacht entgegenstellte. Dabei bediente sich der Autor Print-, aber auch Quellen der mündlichen Überlieferung.
WEITERE WERKE (Auswahl):
Poèmérides, Gedichte. Honfleur 1972
Le balai, Theaterstück. Paris 1973
Le fils du griot, Theaterstück. Paris 1974
Sarraounia. Le drame de la reine magicienne, Roman. Paris 1980
Oeuvres poétiques: poèmérides, éboniques, préface à l’Anthologie de poésie de combat, prèmiers poèmes. Paris 1993 (posthum erschienen).
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23. Juni
1993
Der madagass. Politiker und Schriftsteller frz. Sprache Jacques Rabemananjara wird 80 Jahre alt.
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26. Juli
1993
Die taz berichtet über den seit vier Wochen andauernden
Streik der Ölarbeiter in Nigeria.
Damit werde die vom Ölexport abhängige Wirtschaft des Landes lahm gelegt.
"Am Sonntag schaltete sich auch Literaturnobelpreisträger  Wole Soyinka in die Proteste ein: Er leitete mit einigen hundert Anhängern einen 'Marsch für die Freiheit' durch Lagos." (taz)
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31. Juli
1993
Nahe seiner Wohnung in Algier wird auf Merzak Baghtache geschossen.
Der Anschlag wird beträchtliche physische und psychische Auswirkungen auf den Journalisten und Schriftsteller haben. - Vgl. Bericht des Sonderberichterstatters Abid Hussain an die Kommission für Menschenrechte im Wirtschafts- und Sozialrat der UN v. 14.12.1994
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19. September
1993
Die taz meldet aus Lagos, der nigerianische Literatur-Nobelpreisträger  Wole Soyinka sei lt. Angaben des Menschenrechtskomitees CDHR unter Hausarrest gestellt worden. · (taz)
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zeit
los
Afrikanische und arabische Sprüche und Weisheiten:

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24. September

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1993
"Mimouni in Rage",
überschreibt die frz. Tageszeitung Le Monde ihren Bericht zum neuen Buch des  algerischen Schriftstellers und stellt fest, dass der Autor von L'Honneur de la tribu (dt: Die Stammesehre) angesichts des steigenden Terrors in Algerien prompt antworte.
Anders als in vorangegangenen Werken schreibe Rachid Mimouni heute gehetzt, "in einem Stil extremer Eile, dicht, ohne Recherche. Denn La Malédiction (dt: Der Fluch) ist ein Buch der Wut. Es ist bevölkert von einer Personengruppe, die nach und nach angesichts des Anstiegs des Terrors in Algerien eine Art Insel des Widerstands formt."
(...) · (Le Monde , ÜF: J.K.)   
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16. Oktober

 

1993

Im Alter von 62 Jahren stirbt mit Flora Nwapa aus  Nigeria eine Vorreiterin afrikanischer Frauenliteratur.
Nwapa, hatte neben ihrer Tätigkeit als Pädagogin - sie lehrte u.a. an us-amerikanischen Universitäten wie der New York University - auch Verwaltungsämter inne.
FLORA NWAPA: EFURU bei amazon bestellenIhre Karriere als Schriftstellerin englischer Sprache begann im politischen Krisenjahr 1966 mit der Veröffentlichung ihres ersten Romans Efuru; gleichzeitig das einzige Buch der Autorin, das in dt. Übersetzung erschien (Efuru; Übersetzung: Heike Brillmann-Ede. Göttingen 1997): Vor einer ländlichen Idylle wird das Leben der Heldin Efuru beschrieben, die sich gezwungen sieht, gegen männlich dominierte Traditionen, einen neuen - selbständigen - Weg zu beschreiten. Das Schicksal der - nigerianischen - Frau spielt auch in weiteren Werken Nwapas eine herausragende Rolle, wie beispielsweise in ihrem zweiten Roman Idu (1970) oder den Erzählungssammlungen Wives at War and Other Stories (Frauen im Krieg) und Women Are Different (1986, Frauen sind anders). Ihr letzter Roman The Lake Goddess (1995, Die Seekönigin), den sie kurz vor ihrem Tod fertiggestellt hatte, erschien posthum.
Das Skript ihres ersten Romans Efuru hatte Nwapa an  Chinua Achebe geschickt, der dieses an Heinemann Educational weiterleitete, wo der Roman angenommen wurde. Nach der Veröffentlichung ihres zweiten Romans im selben Verlag war Flora Nwapa jedoch mit der Förderung ihrer Bücher unzufrieden und gründete 1974 mit Tana Press, Ltd einen eigenen Verlag. 1977 folgte mit Flora Nwapa Books eine weitere Verlagsgründung. Fortan veröffentlichte sie, neben anderen Werken, ihre eigenen Bücher in diesen beiden Verlagen, dazu gehörten auch etliche Kinderbücher.

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20. November
1993
 Nadine Gordimer,  südafrikan. Schriftstellerin engl. Sprache, wird 70 Jahre alt.
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Dezember
1993
In Mauritius erscheint der Roman The Rape of Sita von der in Südafrika geborenen und seit 1974 im Lande lebenden Autorin Lindsey Collen.
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LINDSEY COLLEN
SITA UND DIE GEWALT
Kaum in den Buchhandlungen, wird der Roman (dt: Sita und die Gewalt; Übersetzung: Ludwig Laher. 1997) durch den mauritischen Premierministers Aneerood Jugnauth gebannt. Der Inhalt des Buches, die Vergewaltigung der Sita, so auch der Originaltitel, sei eine "Verletzung der öffentlichen und religiösen Moral" und nach § 206 Strafgesetzbuch strafbar. Blashpemie rufen auch Fundamentalisten innerhalb der Bevölkerungsmehrheit der Hindus im Lande. Sie sehen das Sinnbild für die unantastbare Würde der Frau, die Göttin Sita, entehrt und bedrohen das Leben der Autorin.
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13. Dezember
1993
Die taz zitiert  Wole Soyinka, der sich über die "voluminöse Autobiographie" von Nelson Mandela äußert:
"Nicht nur glaubt man ihm, sondern man beginnt zu verstehen, daß es diese Fähigkeit war, Ignoranz oder Dummheit vom wirklichen Rassenhaß zu unterscheiden, die es dem Revolutionär möglich machte, das Risiko eines heimlichen 'Gesprächs mit dem Feind' einzugehen." · (taz)
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28. Dezember
1993
Der algerische Dichter Youssef Sebti wird am agrarwissenschaftlichen Institut in Algier, wo er unterrichtet, von Extremisten ermordet.
Wie die frz. l'Humanité einen Tag später berichten wird ist Sebti "der 18. Intellektuelle, Journalist oder universitäre Algerier, der seit März vergangenen Jahres der Gewalt bewaffneter fundamentalistischer Gruppen zum Opfer fiel."
· (l'Humanité, ÜF: J.K.)   
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Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
1) Im Internet kursieren verschiedene Angaben den Geburtsort Mamanis betreffend. Die Marabout-Seite beruft sich mit "Goudou-Maria" auf die Abbildung eines offiziellen Dokuments der frz. Kolonialadministration in: The Yearning for Relief: A History of the Sawaba Movement in Niger von Klaas van Walraven, S. 315.- Auf diesem Dokument sind mit Ahmed Abdallah Souleymane ebenso ein alias-Name und mit "Race Mongo" die Zugehörigkeit zu dieser Ethnie des Ausgewiesenen angegeben.

ÜE: J.K. --> Übersetzung aus dem Englischen: Janko Kozmus ©
ÜF: J.K. --> Übersetzung aus dem Französischen: Janko Kozmus ©

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Quellen:

.. .. Sach- und Personenregister
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