DIE MARABOUT-SEITE
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Chronik (1901-2019)

Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas * von innen und außen 

Tageschronik: 17. Oktober 1996

 

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"Zensiert in Palästina"

Unter diesem Titel veröffentlicht THE NEW YORK REVIEW OF BOOKS einen Aufruf von zahlreichen namhaften Schriftstellern an Jassir Arafat, das Verbot der Bücher des palästinensischen Essayisten und Kritikers Edward W. Said zurückzunehmen.

Als Urheber sind verzeichnet: Adonis, Allen Ginsberg, Anne Hollander, Anton Shammas, David Grossman, Gamal al-Ghitani, Gore Vidal, Guenter Grass, Jacques Derrida, Jean Stein, Karen Kennerly, Kenzaburo Oe, Kwame Anthony Appiah,  Mahmoud Darwish, Naguib Mahfouz, Niels Barfoed, Orhan Pamuk, Paul Auster, Richard Poirier, Ronald Harwood, Saadi Youssef, Susan Sontag, Torsten Wiesel, William Styron.

"Seiner Exzellenz Jassir Arafat
Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde
Gaza-Stadt, Gaza

Eure Exzellenz
Es ist ausführlich berichtet worden - wie in The New York Times am Sonntag, den 26. August 1996 ("Palästinensische Sicherheitskräfte verhängen ein Verbot über die Bücher eines Arafat-Kritikers") -, dass Sicherheitskräfte, für die Sie die Verantwortung tragen, Bücher von Edward W. Said beschlagnahmt und aus allen Buchläden in den Palästinensischen Autonomiegebieten in Gaza und der Westbank entfernt haben. Weiterhin, dass der Verkauf seiner Bücher in den genannten Gebieten und in palästinensischen Buchhandlungen in Ost-Jerusalem
untersagt wurde.

Die Nachrichten sind besonders alarmierend in einer Zeit, da diejenigen, die in der ganzen Welt das Bestreben des palästinensischen Volkes unterstützen, auf Ihre Verwaltung blicken nach einem Anzeichen dafür, dass jede neu entstehende palästinensische Instanz versuchen werde, sich auf demokratischen Prinzipien zu gründen und ganz besonders auf den Prinzipien von Meinungsfreiheit und abweichender Meinung. Diese Freiheit beinhaltet notwendigerweise Edward Saids Äußerungen, die im Widerspruch zu einigen ihrer gegenwärtigen Politikansätze stehen. Edward Said ist einer der prominentesten, einflussreichsten und meist bewunderten Kulturkritiker. Insbesondere seine Schriften über die palästinensischen Erfahrungen waren ein wesentlicher Beitrag zur Meinungsbildung in den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich, Europa und dem Nahen Osten, der vorteilhaft über den palästinensischen Fall informierte. Deshalb möchten wir Sie in Ihrem eigenen Interesse wie dem der Menschen überall dringend bitten, erneut seine Rechte in Kraft zu setzen, um in den Gebieten gehört zu werden, in denen Anstrengungen unternommen wurden, ihn zum Schweigen zu bringen."

Ronald Harwood
President of International PEN
Anne Hollander
President of PEN American Center
Karen Kennerly
Executive Director of PEN American Center
Adonis
K. Anthony Appiah
Paul Auster
Niels Barfoed
Mahmoud Darwish
Jacques Derrida
Allen Ginsberg
Gamal al-Ghitani
Günter Grass
David Grossman
Naguib Mahfouz
Kenzaburo Oe
Orhan Pamuk
Richard Poirier
Anton Shammas
Susan Sontag
William Styron
Jean Stein
Gore Vidal
Torsten Wiesel
Saadi Youssef

(THE NEW YORK REVIEW OF BOOKS, ÜEK: J.K.)

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Quelle:
THE NEW YORK REVIEW OF BOOKS

Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©


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