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2003 |
Januar - März |
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2003 |
Literarische
Auszeichnung für Angèle Bassolé-Ouédraogo
Die französischsprachige, 1967 in →
Côte d'Ivoire geborene,
burkinische Autorin Angèle Bassolé-Ouédraogo wird
für ihren Gedichtband Avec tes mots mit dem von
der Regierung von Ontario gestifteten und mit (kanad.) $ 10.000
dotierten Trillium Book Award ausgezeichnet. Nach Burkina
Blues ist dies bereits die zweite Veröffentlichung
der seit 1992 in Kanada lebenden Autorin, die in einem fiktiven
Dialog selbst die Situation eines Interviews durchspielt, in
dem es um die Frage ihrer Herkunft geht. Sie stamme aus →
Burkina Faso, habe zwar
ihre Kindheit und Jugend in Côte d'Ivoire verbracht, aber
ihre Eltern seien Burkinabé, Immigranten aus dem Nachbarland,
im Übrigen sei sie Afrikanerin, die in ihrem Geburtsland
wie in Burkina nur "die Kanadierin" genannt werde.
"Und ja, ich fühle mich überall zu Hause in Afrika.
Aber auch anderswo! Ich arbeite daran, mich überall da
zu Hause zu fühlen, wo ich gerade bin. Deshalb beantworte
ich von nun an die bekannte Frage nach der Herkunft mit: 'Ich
habe kein Heimatland, die Welt ist mein Land'. Und ich träume
davon mit Susan Sontag sagen zu können (deren Zitat mir
ein Freund aus Deutschland schickte): 'Verwurzelt zu werden
interessiert mich nicht. Ich bin das, was ich bin: offen für
die Welt'. (Vgl. Sans pays ! langue, exil et self-identité diasporique,
Angèle Bassolé Ouédraogo, motspluriels.arts.uwa.edu.au/) |
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1.
Januar |
2003 |
Ousmane Sembène, senegalesischer Schriftsteller frz.
Sprache und Filmemacher, wird heute 80 Jahre alt. |
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6.
Januar |
2003 |
Ahmadou
Kourouma über seine Zukunftspläne
Anlässlich des Erscheinens des Romans →
Allah
muss nicht gerecht sein gegen Ende des Jahres 2002
veröffentlicht die NZZ einen Bericht über
dieses Buch, dem ein Gespräch der Autorin Irene Binal
mit →
Ahmadou
Kourouma zugrunde liegt. Auf Zukunftspläne hin befragt,
äußert A.K., er habe "inzwischen schon sein nächstes
Projekt in Angriff genommen - ein Buch über Sékou
Touré, den Diktator aus →
Guinea:
'Ich möchte dessen Verbrechen während des Kalten
Krieges aufzeigen.' Um auch diesbezüglich den Blick Europas
und der Welt zu schärfen" (NZZ) |
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11.
Januar |
2003 |
"Schreib
. . . und halt den Mund!"
Von Boubacar Boris Diop
Die afrikanischen Schriftsteller - und insbesondere die frankophonen
- ergehen sich oft und ausführlich in Erläuterungen,
warum sie in einer fremden Sprache schreiben. Aus dem Pro
und Contra ist längst eine ausweglose argumentative Falle
geworden ...
Hinter dem Dilemma steht freilich eine gravierende Tatsache:
Unsere eigenen Landsleute, meist mehr an die orale als die
schriftliche Kultur gewöhnt, haben weder die Mittel noch
die Möglichkeit, unsere Bücher zu kaufen und zu
verstehen.
Obwohl sich die afrikanischen Schriftsteller dieses Missstandes
schmerzhaft bewusst sind, reagieren sie - abgesehen von seltensten
Ausnahmen wie etwa dem Kenianer → Ngugi wa Thiong'o
oder dem Senegalesen Cheikh Aliou Ndao - nachgerade allergisch
auf die Idee, sich einer einheimischen Sprache zu bedienen.
Demgegenüber scheint die Sprache des Kolonisators allemal
das kleinere Übel; zumindest erspart einem diese Konzession
eine Art sprachlicher Ghettoexistenz ..." (NZZ)
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15.
Januar |
2003 |
"Der
afrikanische Schriftsteller und das ruandische Syndrom"
Vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs in → Côte
d'Ivoire erinnert der kamerunische Theoretiker und Schriftsteller
→ Patrice Nganang
in einem Artikel für Le Monde an den Völkermord
in →
Ruanda:
"Während Tausende von Abidjanern auf die militärische
Frage: 'Wollt Ihr an die Front' mit nahezu narkotisierendem
Eifer antworteten, ähnlich dem, der den Sportpalast von
Berlin beim Appell von Goebbels beseelte, während das
ivorische Fernsehen uns Tausende von jungen Menschen zeigte,
die sich anstellten, um sich in die Flammen des Todes zu werfen,
während die Loyalisten und die Rebellen Schach spielten
um das Leben ihrer Landsleute, ist es sehr schwierig, nicht
einen Augenblick an Ruanda zu denken." (...) ·
(Le Monde, ÜFK:
J.K.) |
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zeit |
los |
Afrikanische und arabische Sprüche und Weisheiten:
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2003 |
Im Alter
von 82 Jahren stirbt nach langer Krankheit der palästinensische
Literaturwissenschaftler, Kritiker, Übersetzer und Dichter
Ihsan Abbas.
Abbas, der vor allem für seine Verdienste innerhalb der
Arabischen Kultur und Sprache geehrt wurde, erhielt u.a. 1983
den saudischen King Faisal International Prize for Arabic
literature. 1996 erschien seine Autobiografie Gurbat
ar-Rai. Sira datiyya (Das Exil des Hirten) |
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Februar
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2003 |
20. Geburtstag
der burkinischen Schriftstellerin Suzy Henrique Nikiéma.
Bereits im Alter von dreizehn Jahren fing sie an zu schreiben
und im Jahre 2001 veröffentlichte sie bei einem Pariser
Verlag ihren ersten Roman: L'homme à la bagnole rouge
(Der Mann in dem roten Auto). Sie lebt derzeit mit ihrer Familie
in ihrer Geburtstadt Ouagadougou, → Burkina
Faso,
wo sie Jura studiert. |
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6.
Februar |
2003 |
Im Alter
von 80 Jahren stirbt in Maputo mit José Craveirinha der wohl
bedeutendste Dichter Mosambiks.
Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt er als bislang
einziger Autor seines Landes 1991 den wichtigsten Preis für
portugiesischsprachige Literatur, den Prémio Camões.
Jahrzehnte lang arbeitete er für mosambikische Publikationen
und verwendete mehrere Pseudonyme: u.a. Mário Vieira, J.C.,
J. Cravo, José Cravo, Jesuíno Cravo und Abílio Cossa. |
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2003 |
In der Neuen Zürcher Zeitung schreibt
Susanne Ostwald über
Gerhard
Seyfrieds Kolonialroman Herero,
mit dem der Comiczeichner und Cartoonist sich als Erzähler
und Chronist des ersten deutschen Genozids vorstellt.
→
mehr dazu ·
(NZZ)
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2003 |
Der
am 6. Februar im Alter von 80 Jahren verstorbene mosambikanische
Dichter José Craveirinha wird am 10. Februar in Maputo
in einem feierlichen Staatsbegräbnis bestattet.
"Craveirinha ist die erste Person, die in dem nüchternen,
sterngemusterten Monument von purem weißen Marmor beerdigt
wird, die nicht dem militärischen Flügel der Befreiungsbewegung
angehörte." In seiner Rede würdigt Präsident
Chissano die Verdienste des Verstorbenen, "er habe nicht
bloß Verse geschrieben, er war auch ein Journalist und
eine politische Figur, von der portugiesischen Geheimpolizei
PIDE in den 60er Jahren gefangen gehalten wegen seiner Geheimmitgliedschaft
in der Nationalen Befreiungsbewegung
→ FRELIMO".
·
(AIM, Mosambik, ÜEK:
J.K.) |
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2003 |
Zur
Situation der Kinder in Sierra Leone
"Der UN-Beauftragte für kriegsbehinderte Kinder
sagte heute, es habe eine 'bemerkenswerte Veränderung'
in Sierra Leones Bemühungen gegeben, den Anforderungen
entgegenzutreten, denen sich die Jüngsten der Nation
durch die Nachwirkungen der Jahre des Konflikts gegenüber
sehen.
'Der stärkste Eindruck meines Besuchs in →
Sierra
Leone ist die bemerkenswerte Veränderung, welche
in dem Land im Zeitraum von kaum anderthalb Jahren seit Ende
des Konflikts stattgefunden hat', sagte der Sonderbeauftragte
für Kinder und Bewaffnete Konflikte, Olara Otunnu der
Presse im UN-Hauptquartier in New York.
Entgegen früheren Besuchen in Sierre Leone würden
viele Kinder jetzt in schmucken Uniformen die Schule besuchen,
sagte Otunnu, seien insgesamt besser genährt und gekleidet.
Um zu garantieren, dass das Erreichte konsolidiert werde,
dürfe die Internationale Gemeinschaft ihre Aumerksamkeit
jetzt nicht wieder von Sierre Leone abwenden." (UN
News, ÜEK:
J.K.)
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung beginnt mit dem
Vorabdruck des Romans →
Die
Schwalben von Kabul von → Yasmina Khadra,
"die eigentlich Mohammed Moulessehoul heißt und
als Offizier in der algerischen Armee diente." (FAZ)
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12.
März |
2003 |
Kampf
gegen Ebola in der Republik Kongo
Die Nachrichtenagentur AngolaPress berichtet vom Besuch
einer hochrangigen Delegation, angeführt vom Gesundheitsminister
Alain Moka, in das Department von Kelle, in der Region West-Cuvette
der → Republik Kongo.
Zweck des Besuchs sei es "die dortigen Bewohner der Regierungsbemühungen
zu versichern, das Ebola-hämorrhagische Fieber zu besiegen,
das dort vor fast einem Monat ausgebrochen war ..." (AngolaPress,
ÜEK:
J.K.)
Kampf
gegen Armut in Ghana
Dieselbe Agentur meldet aus Accra, →
Ghana,
der Präsident John Agyekum Kufuor habe
an die Ghanaer appelliert, den Kampf gegen die Armut im Land
ernst zu nehmen. AngolaPress zitiert aus einer Rede
des Präsidenten Kufuor zum 46. Unabhängigkeitstag:
"... unser größter Feind ist die Armut, und
der Kampf gegen die Armut beginnt mit der Aussöhnung
unseres Volkes und dem gemeinsamen Vorwärtsgehen"...
Sie schreibt weiter, Kritiker der Kufuor-Administration würden
deren Methoden zur Eindämmung der Armut beanstanden,
"sie entsprächen nicht vollständig der Linie
der Ghanaischen Strategie zur Reduzierung der Armut (GPRS),
dem akzeptierten Instrument zur Eindämmung der Armut
im Lande." (AngolaPress, ÜEK:
J.K.) |
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23.
März |
2003 |
Nirgendwo
in Afrika in Literatur und Film
Caroline Link erhält für ihren Film Nirgendwo
in Afrika einen
Oscar in der Kategorie bester nicht-englischsprachiger
Film. Der Film ist eine Adaption
des gleichnamigen autobiografischen Romans von Stefanie Zweig,
die das Überleben einer deutsch-jüdischen
Familie in →
Kenia
während des Holocausts nachzeichnet. |
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2003 |
Die Allgemeine Zeitung aus
→
Namibia
meldet die
Verabschiedung
des Gesetzentwurfes gegen häusliche Gewalt,
die von der Frauenbewegung Women´s Action for Development
(WAD) begrüßt wird.
Nach monatelangen Streitereien und Versuchen von männlichen
Volksvertretern, den Gesetzesentwurf lächerlich zu machen,
sei die Novelle am Donnerstag von der Nationalversammlung
angenommen worden. Veronika De Klerk, die Direktorin der WAD,
heißt es in dem Artiikel weiter, spreche von einem "Triumph
namibischer Frauen" im Kampf gegen "die Versklavung durch
kulturell auferzwungene Unterdrückung"...
Die Novelle müsse nun dem Nationalrat zur Beurteilung
vorgelegt werden... (AZ,
Namibia) |
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Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen
Übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©
ÜFK: J.K. --> Aus dem Französischen
übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus © |
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Quellen
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Sach-
und Personenregister |
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