DIE MARABOUT-SEITE
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Chronik (1901-2019)

Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas * von innen und außen 

Tageschronik: 13. August 2004

 

· Die MARABOUT-SEITE zitiert aus Kenia ·  


Bernard Momanyi und Jane Muholo von der Kenya Times berichten von einer Attacke auf den kenianischen Schriftsteller Ngugi wa Thiong'o und seine Frau, das "Paar, das in einem Vergewaltigungsversuch erniedrigt wurde".

Der berühmte Romancier und Dozent Prof. Ngugi wa Thiong'o und seine Frau sind gestern nach einer Attacke durch vier bewaffnete Angreifer, die in ihre Wohnung in den Norfolk Towers in Nairobi gestürmt seien, in ein Hospital eingeliefert worden.

"Während des mitternächtlichen Überfalls in ihr exklusives Apartment", heißt es in dem Bericht weiter, "erlitt der Romancier Gesichtsverbrennungen von Zigarettenstummeln, während seine Frau Njeeri Ngugi verschiedene Verletzungen davontrug". Nach Aussagen von Ärzten seien beide außer Gefahr und könnten bald entlassen werden.

Prof. Ngugi war erst vor zwei Wochen aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt, konstatieren die Zeitungsautoren, nachdem er 22 Jahre im Exil gewesen sei.

In einer Chronologie des Martyriums habe Prof. Ngugi angegeben, die Verbrecher hätten versucht, seine Frau zu vergewaltigen. Er gab weiter an, die Angreifer seien gegen 19.30 Uhr am Mittwoch ins Apartment gekommen und wieder verschwunden, nur, um gegen Mitternacht zurückzukommen.

Dem weiter zitierten Bericht Prof. Ngugis zufolge seien die Verbrecher ins Wohnzimmer gestürmt, als er gegen 23.30 Uhr einen Besucher verabschiedete. Er sagte weiter, "die vier Männer kamen mit Schusswaffen, einer Machete und einem riesigen Drahtschneider und drangen ins Zimmer, wo sie die Bewohner überwältigten und zwangen, sich an unterschiedlichen Stellen im Zimmer hinzulegen".

"Die Verbrecher", fährt Prof. Ngugi fort, "überwältigten ihn, den Besucher und seine Frau und verlangten Geld. Sie nahmen US$ 500, einen Laptop, Ngugis Ehering und die Ohrringe seiner Frau. Die Verbrecher stahlen auch Njeeris und Kiragus Handy und kappten das Telefonkabel."

"Während der ganzen Tortur vollführten sie alle möglichen Akte der Erniedrigung", so Prof. Ngugi, "verbrannten mit Zigaretten meine Haut und schließlich versuchten sie meine Frau zu vergewaltigen". Er fügt hinzu: "Er und seine Frau rangen so stark sie konnten mit den Verbrechern während des mitternächtlichen Handgemenges".

Er sagte, auch Mr. Kiragu habe zu helfen versucht, nachdem er sich befreit hatte. Die drei wurden schließlich von der Polizei befreit und zunächst zum Kenyatta National Hospital und anschließend zum Nairobi Hospital gebracht.

Das Paar litt immer noch unter der peinigenden Erfahrung des Vortags, als sie allen Kenianern dankten, die damit fortfuhren, ihnen Unterstützung und Ermunterung angedeihen zu lassen. (...)

Prof. Ngugi sagte, er wünsche etwas Ungestörtheit im Hospital und bat Freunde und Verwandte um Verständnis. Das Paar sagte, "es sei physisch wohlauf, litte aber an einem psychologischen Trauma".

Die Polizei bestätigte die Geschichte von den vier Angreifern, die in die Wohnung eingedrungen seien, die Bewohner angegriffen und beraubt hätten. Sie nannte das Ganze einen "von Insidern geplanten Job". (...)

Als Prof. Ngugi sich zu wehren versucht habe, heißt es in dem Bericht weiter, sei er ernsthaft durch einen Zigarettenstummel am Vorderkopf verletzt worden. Seine Frau Njeeri habe ernste Verletzungen während der Attacke erlitten. Der Zwischenfall wurde von einem Polizeibeamten der Nairobi Provincial Police bestätigt, der gleichzeitig "verblüfft war über die Umstände, unter denen die Verbrecher es schaffen konnten, ins streng bewachte Apartment Zugang zu finden".

Mr. King'ori gab an, in einem vorläufigen Bericht der untersuchenden Beamten heiße es, ein Wachhund des Apartments sei mit einem Maulkorb am Bellen gehindert worden.

Die Polizei glaubt, dass die Verbrecher sich Zugang verschafft hätten, indem sie den Drahtzaun durchgeschnitten hätten, dessen elektrische Ladung nicht aktiviert gewesen sei, "ein Punkt der zusätzlich Verdacht errege".

"Wir haben den Nachtwächter, der in jener Nacht Dienst hatte", wird King'ori zitiert, "als das Paar attackiert und verletzt wurde, bereits verhaftet". Die Nachforschungen würden fortgesetzt, man werde "der Sache auf den Grund gehen".

Fragen der Reporter, die auf eine Klärung der widersprüchlichen Theorien bezüglich sexueller Belästigung des Paares während des Angriffs drangen, konnte er jedoch nicht beantworten, stellen die Autoren in ihrem Bericht fest.

Lt. Aussage des Polizeibeamten habe Ngugi die Polizei darüber informiert, dass die Einbrecher wissen wollten, ob er ein Mitglied der ungesetzlichen Mungiki Sekte sei, "eine Tatsche, die er bestritt, bevor sie ihn und seine Frau Njeeri attackierten". Die Kinder seien während der Attacke nicht anwesend gewesen. Sie waren nach Limuru gefahren.

Der Polizeibeamte gab weiter an, Prof. Ngugi sei von den vier Männern in den Raum gezwungen worden, als er seinen Verwandten Kiragu verabschiedete, "der ihn von der ein paar Meter entfernten 'Central Police Station' in der Wohnung angerufen hatte".

Prof. Ngugis Programmkoordinator und Managing Director des Verlags "East African Educational Publisher" Barrack Muluka sagte, er hätte Pläne suspendiert, denen zufolge der berühmte Romancier nach einem Verwandtenbesuch in Limuru öffentliche Vorträge an verschiedenen Universitäten des Landes halten sollte.

Sicherheitsbeamten dachten darüber nach, wie die Angreifer es bewerkstelligt haben konnten, "in die streng bewachte Wohnung zu schleichen, die sich direkt gegenüber der Rundfunkstation 'Kenya Broadcasting Corporation' befinde und von der bewaffneten Einheit 'General Service Unit' bewacht werde". · (Kenya Times, ÜEK: J.K.)

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Quelle:
Kenya Times (englspr. Tageszeitung, Kenya Times)

Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©


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