Die Neue Zürcher Zeitung weist auf die
Schwierigkeiten hin bei den Vorbereitungen der 22 Mitgliedsstaaten
der Arabischen Liga, die als Ganzes den diesjährigen
Themenschwerpunkt der Frankfurter Buchmesse darstellt. In
einem von Michaela Kleinhaus aus dem Arabischen übertragenen
Beitrag von Hassan Dawud -→
libanesischer
Schriftsteller und Feuilletonchef der libanesischen Tageszeitung
Al-Mustaqbal - werden die Probleme im Einzelnen beschrieben.
Hassan
Dawud schreibt über das mangelnde Interesse für
die Frankfurter Buchmesse aus arabischer, insbesondere aus
libanesischer Sicht: "Einige von uns wussten überhaupt
nichts von dieser in offizieller Diktion 'größten
arabischen Kulturveranstaltung', obwohl schon seit fast drei
Jahren bekannt ist, dass 2004 die arabischen Länder Gast
der Buchmesse sein werden." Weder von offizieller Kulturseite
würden Aktivitäten eröffnet, wie beispielsweise
das Erstellen von Buchlisten als Grundlage für Übersetzungen
ins Deutsche noch würden Intellektuelle und Schriftsteller
überhaupt erwarten in Vorbereitungen mit einbezogen zu
werden.
Dass
ein Großteil der benötigten Mittel, ca. 3 Millionen
Dollar, noch fehlt, unterstreicht, so Hassan Dawud, das mangelnde
Desinteresse und "selbst ein mögliches Scheitern des
arabischen Auftritts (ruft) weder in der syrischen noch in
der libanesischen Presse irgendeine Debatte" hervor. Lediglich
der Romancier Khalil Suwailih warne in einem kleinen Artikel
davor, dass man derart "womöglich die arabische Kultur
eher verurteile, als sie zu würdigen".
Die
aufgezeigte Gleichgültigkeit, mutmaßt der Autor,
könne dem Wissen der Intellektuellen und Schriftsteller
entstammen, "dass die gleichen offiziellen Instanzen für
die Gestaltung des Auftritts und die Auswahl der Teilnehmer
zuständig sind, die auch politische Veranstaltungen organisieren
- und die meisten arabischen Länder haben ihre etablierten
'Staatsdichter'". Hinzu komme das Fehlen einer "gemeinsame(n)
und homogene(n) Kultur". Eine Einigung auf gemeinsame Repräsentanten
arabischer Literatur erscheint vor diesem Hintergrund sehr
problematisch.
(...)
Hassan
Dawud stellt abschließend bedauernd fest, "eine arabische
Kultur" verbinde die 22 Mitgliedstaaten der Arabischen Liga
schon lange nicht mehr. Vorbei sei die Zeit, als "aus den
verschiedenen arabischen Hauptstädten (Dichter kamen),
um gemeinsam dem Dichterfürsten zu huldigen, wie einst
zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als man sich um Ahmad Schauqi
scharte". Heutzutage "kämpften die unterschiedlichen
Eliten für verschiedene Interessen - und nicht mehr unbedingt
an erster Stelle für Kultur und Bücher". ·
(NZZ)
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