"Gibran
Tueni durch Autobombe ermordet"
titelt
die englischsprachige libanesische Tageszeitung The Daily
Star. Das Parlamentsmitglied Gibran Tueni war Verleger
der angesehenen Beiruter Zeitung An Nahar und bekannt
für seine antisyrische Haltung.
Eine
Autobombe habe, schreibt Rym Ghazal für The Daily
Star, den "freimütigen" libanesischen Journalisten
und antisyrischen Politiker Gibran Tueni am Montag getötet,
einen Tag nachdem er aus Paris zurückgekehrt sei, wo
er die Information erhalten habe, sein Leben sei nicht länger
bedroht. Gegen 9 Uhr am Montag morgen, heißt es weiter,
sei der mit einer Sprengfalle versehene Renault mit bis zu
40 kg Dynamit per Fernzündung im Mkalles Gebiet explodiert,
als Tuenis gepanzerter Range Rover auf dem Weg ins Büro
der Zeitung An Nahar im Beiruter Geschäftsviertel
diesen passierte habe.
Der
48-jährige Tueni mit dem Parlamentssitz für die
Orthodoxen in Achrafieh sei von seinem Freund André
Michel und seinem Fahrer Nicolas al-Falouti begleitet worden.
Alle drei seien bei der Explosion umgekommen.
Tueni
habe seinen üblichen Umweg entlang einer unbefahrenen
Nebenstraße genommen, um den Verkehr in Richtung Geschäftsviertel
zu vermeiden.
Unterdessen
beschuldigen libanesische Politiker, insbesondere des antisyrischen
Lagers, stellt Rym Ghazal fest, Damaskus, das seinerseits
jegliche Rolle bei dem Attentat leugne und behaupte, durch
das Anschlags-Timing solle es verleumdet werden.
Laut
offiziellem Statement des Generaldirektors der Zivilverteidigung,
heißt es in dem Bericht weiter, wurden ca. 30 Menschen,
vornehmlich libanesische, syrische und ägyptische Arbeiter
der nahe gelegenen Fabriken, durch die Explosion verletzt
und in Hospitäler gebracht.
"Ambulanzen
und Feuerwehreinsatztruppen der Stationen von Sadd al-Baouchrieh
und Bourj al-Barajneh schlossen sich den Einheiten der nahe
gelegenen Stationen an, um die Leichenteile von Tueni und
seinen Begleitern zu bergen".
Sicherheitsberichten zufolge wurden sie "in Stücke gerissen
und sind bis zur Unkenntlichkeit verkohlt". Die Gewalt der
Autobombe habe Tuenis über 2 Tonnen schweres Fahrzeug
von der Fahrbahn und einen steilen Abhang ca. 100 m hinunter
ins Tal geschleudert.
Es
seien Sturmgewehre und Militärsäcke nahe des Autowracks
gefunden worden, berichtete die Polizei.
Lt.
Quellen des Daily Star, so Rym Ghazal, seien einige
Männer von Sicherheitskräften mitgenommen und einer
über das benutzte Fahrzeug verhört worden, wobei
lediglich festgestellt worden sei, dass dieser den Renault
jüngst verkauft habe.
Nachdem
Tuenis Frau, Siham, den Explosionsort erreicht habe, bestätigte
sie "ungläubig und unter Tränen", dass diese Straße
die "reguläre Route" gewesen sei, die ihr Mann von ihrem
Heim in Beit Mery zum Büro von An Nahar genommen
habe.
Tuenis
Körper sei zum Hotel Dieu-Hospital gebracht worden, wo
alles Erdenkliche getan würde, um den Körper für
das Begräbnis herzurichten. Später würde er
"aus symbolischen Gründen" ins St. Georges Hospital überführt.
Ein Angestellter sagte zu Daily Star, die Überführung
entspräche einem Wunsch des Verlegers, der geäußert
habe, dass im Falle ihm etwas zustoßen sollte, sein
Körper "aus Gründen der religiösen Solidarität"
in bewusstes Hospital zu überführen sei.
Als
sein Sarg ankam, heißt es in dem Bericht weiter, läuteten
zu Tuenis Ehren die Glocken der nahe gelegenen Kirchen und
"in Sprechchören riefen die Sargträger antisyrische
Slogans".
Ohne
diese genauer zu benennen, beruft sich Rym Ghazal auf eine
Quelle innerhalb der Zeitung An Nahar, die angegeben
habe, dass Tueni seine Belegschaft während der letzten
Redaktionssitzung darüber informiert habe, dass er aus
Sicherheitsgründen in Paris gewesen sei, aber nun im
→ Libanon
bleiben würde, da "es nun sicher ist". Er habe vertrauliche
Informationen "eines ausländischen Geheimdienstes" in
seiner Sache erhalten.
Rym
Gazal beschließt seinen Bericht in The Daily Star
mit der Wiederholung des tragischen Umstands von Tuenis Rückkehr
aus Paris erst in der Sonntag nacht, "nachdem er einer Zeromonie
beiwohnte, bei welcher sein Vater Ghassan mit dem Orden der
Ehrenlegion geehrt worden ist". Tueni senior sei in der Montag
nacht nach Beirut zurückgekehrt, nachdem er die Nachricht
von der Ermordung seines Sohnes erhalten hatte.
·
(Daily Star, Libanon,
ÜEK:
J.K.)
Quelle:
The
Daily Star, Libanon, entlischsprachige liban. Tageszeitung
(Daily Star, Libanon)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen
übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©
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