"Republik
& Patriotismus"
Unter
diesem Titel bringt die französischsprachige guineische Tageszeitung
Le Jour das "Billet N° 3", den dritten
Teil einer Reihe von Beiträgen des einheimischen Schriftstellers
Bali De Yeimbérein. Vor dem Hintergrund der Geschehnisse
in den Vormonaten Januar
und Februar** hat sich diese Streitschrift
die nationalen Sicherheitskräfte, insbesondere die Armee,
zur Zielscheibe erkoren.
"Wir
wohnen einem für das guineische Volk traurigen Phänomen bei",
heißt es zu Beginn. "Es dreht sich hierbei um die
Einstellung seiner Armee. Ich werde mir ohne Zweifel den Zorn
eines Teils der 'großen Stummen' einhandeln. Aber ich übernehme
die volle Verantwortung für das, was ich schreibe, wissend,
dass ich nur meinem Gewissen, meinem unverbrüchlichen
Festhalten an der Republik, meiner ewigen Französischsprachigkeit
und meiner Freiheit des Ausdrucks als Schriftsteller verpflichtet
bin'.
"Unsere
Armee", heißt es weiter, sich der extrem ernsten
Stunden bewusst, "die wir während der Monate Januar
und Februar 2007 hatten", habe ihre Verantwortung nicht
übernommen.
"Unsere
Armee, Akteurin der Ausschreitungen, des Gemetzels, der Folter,
der Inquisitionshandlungen, der Demütigungen, der Barbareien
und im Grunde ohne Zweifel der Ressentiments und der Frustration,
hat es vorgezogen, die Partei der einfachen Seite zu übernehmen
und vor der Verantwortung zu flüchten."
"Unsere
Armee", schreibt Bali De Yeimbérein weiter, habe, anstatt
am schrecklichen Schicksal der Zivilisten teilzunehmen, sich
für die Wahl der Schande entschieden, für "die blutige
Rückkehr ins Mittelalter und zu einem mittelalterlichen
Verhalten".
"Unsere
Armee, anstatt sich von unseren Nachbarn wie ‚ATT'***
leiten zu lassen, hat Partei ergriffen für das Nachgeben gegenüber
dem Aufruf der Gier, der Käuflichkeit, des Egoismus und
der schäbigen und persönlichen Interessen",
indem sie nur an bescheidene Lohnerhöhungen gedacht habe.
"Ohne einen Zweifel daran zu verlieren, dass sie andernfalls
ein besseres Schicksal hätte haben können, wenn
→ Guinea
in der NORMALITÄT lebte."
Dass
es besonders das Volk sei, das mittels eines "absoluten
Tages der Souveränität" (jenem der Wahl), alle
Ermessensspielräume habe, befände man sich in einer
wahren Demokratie, mit Hilfe einer Urne, die politische Zukunft
des Präsidenten der Republik zu beschließen und
viel mehr noch der anderen Vertreter der Republik.
"In
zahlreichen Wiederaufnahmen wollte ich gegen einen bestimmten...
Jacques Chirac rebellieren, gegen diesen Menschen, der uns
vor langer Zeit den verletzenden Satz ins Gesicht geschleudert
hat: ‚Die Afrikaner sind für die Demokratie nicht reif!'"
"Gott,
wie hart es manchmal ist, schwach zu sein! Doch, Gott, wie
viel schlimmer ist es, unwissend zu sein!
Gute
Meditation!"
Bali
De Yeimbérein, Schriftsteller
·
(Le Jour, Guinea, ÜFK:
J.K.)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
** Hintergrund ist die massive Unterdrückung
des von den Gewerkschaften initierten Generalstreiks im Januar
und Februar 2007, der die Absetzung des umstrittenen Präsidenten
General Lansana Conté zum Ziel hatte. Mind. hundert Menschen
sind bei den Auseinandersetzungen erschossen worden.
***Vermutlich eine Anspielung auf
den Präsidenten Amadou Toumani Touré von → Mali,
der in dieser Region oft nur "(General) ATT" genannt wird.
Er war vor den Wahlen 2002 aus der Armee ausgetreten und zum
Präsidenten gewählt worden. (Wiederwahl im April 2007).
ÜFK: J.K. --> Aus
dem Französischen übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©
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