"Stämme
vor der Ausrottung",
Unter diesem Titel berichtet
Ben Okiror für die englischsprachige ugandische Zeitung New
Vision und bezieht sich dabei auf den Bevölkerungsreport
des Population Secretariat.
Dreißig
Prozent von Ugandas Stämmen könnten bis 2015 ausgestorben
sein, präzisiert der Autor. Sechs Stämme seien innerhalb vom
fünf Jahren um 95 % geschrumpft. Dazu gehörten die Stämme:
IK (auch Teuso genannt), Dodoth, Ethur, Jie, Nyangia und Napore.
Gemäß
Ugandischem Bevölkerungsbericht 2008 verzeichneten 19 von
61 Stämmen einen Bevölkerungsrückgang seit der letzten Volkszählung
im Jahre 2002.
Der
Report, der am Mittwoch vom Population Secretariat (→
POPSEC)
in Kampala veröffentlicht wurde, zeige, dass die Gesamtbevölkerung
im vergangenen Jahr um mehr als eine Million auf 29.6 Mio.
gewachsen sei. Dies sei jedoch lediglich den acht größten
Stämmen zuzuschreiben, die ca. 70 % der Gesamtbevölkerung
stellten. Dazu gehörten die Baganda mit 17.3% gefolgt von
den Banyankole mit 9.8%, den Basoga mit 8.6% und den Bakiga
mit 7.0%, zu den anderen gehörten die Iteso mit 6.4%, die
Langi mit 6.1%, die Acholi mit 4.7% und die Bagisu mit 4.6%.
Der
Bericht projektiere für das Jahr 2015 die Überschreitung der
38 Mio-Marke für die Bevölkerung Ugandas. Kehrte sich der
Trend jedoch nicht um, würden die sechs Stämme zu existieren
aufhören.
Interessanterweise,
heißt es weiter, könnte ausgerechnet der kleinste der Stämme,
die Vonoma, noch existieren. Von den 199 Menschen von 2002,
den 128 lt. aktuellem Bericht, könnten dann noch 108 leben.
Bevor
der Verfasser des Artikels einige Verantwortliche des Berichts
mit ihren Einschätzungen zitiert, folgen weitere, unkommentierte
Bevölkerungsraten und -zahlen: Die Dodoth fielen von 328.582
im Jahre 2002 um 98.8% auf nur 2.545 heute, die Jie um 99.3%
von 146.661 auf 1.092, und die Napore um 98.9% von 30.591
auf 330. Die Ethur seien um 95.7% reduziert, von 54.312 auf
2.342, die Nyangia um 97.8% von 15.282 auf 332 und die Ik
um 47.9% von 16.294 auf 8.497.
Die
Mehrheit der Napore sei im Distrikt von Kotido zu finden:
98.9% (30.261), wo auch 0.39 % (121) Lira lebten, 0.22 % (68)
Moroto, 35 Kitgum, 13 Mukono, 13 Masindi und 11 Wakiso. In
anderen Bezirken lebten weniger als 10 Napore.
Die
meisten der Nyangia lebten im Distrikt Kotido (97, 83 %),
Angehörige anderer Stämme zählten insgesamt weniger als 1
%. Von vielen anderen Stämmen - u. a. Kasese, Masindi und
Rakai - lebten jeweils weniger als 20 Personen dort.
Die
größte Gruppe der Jie befinde sich mit 99.26 % im Distrikt
Kotido. Einige wenige Jie lebten in den Distrikten Pader,
Kampala, Bugiri, Wakiso, Masindi, Kitgum, Moroto und Mukono.
Die
übrigen drei Stämme seien ausschließlich in der Subregion
Karamoja zu finden. Die Ik lebten ausschließlich im Nordteil
des Kaabong-Distrikts, die Dodoth in Kotido und die Ethur
in Abim.
Crescent
Tirinawe vom Ministerium für Gender, Arbeit und Soziale Entwicklung
führt den Bevölkerungsrückgang auf steigende Sterberaten zurück.
Tirinawe,
der die Forschung zu den Stämmen durchführte, gab an, die
Menschen würden im Krankheitsfall selten Behandlung in den
Gesundheitszentren suchen. Das Risiko, dem diese Gruppen sich
ausgesetzt sähen, seien erhöhte Mütter- und Kindersterblichkeitsraten,
sagte er weiter: "Wenn sie krank werden, wenden sie traditionelle
Kräuter an und dies muss zur Sprache kommen, wenn sie überleben
wollen" .
Er
schlug, heißt es in dem Artikel weiter, eine Schulung in Programmen
vor, die auf den kulturellen Einstellungen dieser Gruppen
basierten. Dies würde ihr Bewusstsein fördern sowie ihre Integration
in den zentralen Entwicklungsprozess.
Kabann
Kabananukye, dessen Dissertation sich mit den ethnischen Minderheiten
in → Uganda
befasse, konstatiere, angesichts ihrer von einer Anzahl von
Faktoren abhängigen Verletzlichkeit, tendierten diese Stämme
zu einer nach innen gerichteten Haltung.
Aufgrund
der Geringschätzung, die sie von anderen Stämmen erführen,
würden sie auch dann nicht in diese einheiraten, wenn sie
in der eigenen Gemeinschaft keine Partner fänden, wodurch
sie weniger Kinder zeugten.
Sie
lebten generell in ärmlichen Verhältnissen, die von armseligen
Essgewohnheiten bis zu mangelhaften Sanitäreinrichtungen und
mangelhafter Hygiene reichten.
Da
sie isoliert seien, hätten sie im Allgemeinen keinen Zugang
zu Informationen von Gesundheits- und anderen Diensten.
Hannington
Burunde, Chef der Informations- und Kommunikationsabteilung
bei POPSEC, habe Besorgnis über den Bevölkerungsrückgang der
Stämme geäußert.
Wie
andere Ugander, sollten auch sie mit den Annehmlichkeiten
ausgestattet werden, die ihre Lebensqualität verbesserten,
sagte Burunde. Das, fügte er hinzu, würde sie befähigen, an
der nationalen Entwicklung teilzuhaben.
"Neuregistrierung
und Begutachtung dieser Gruppen", wird Hannington Burunde
abschließend zitiert, "würde dabei helfen, Entscheidungsträger
über deren Zwangslage zu informieren und die darauf folgende
Planung für sie in Angriff zu nehmen". ·
(New
Vision, ÜEK:
J.K.)
Quelle:
The
New Vision, Uganda's Leading Daily (New Vision)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK:
J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert:
Janko Kozmus ©
|