DIE MARABOUT-SEITE
linie

linie
linie

Chronik (1901-2019)

Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas * von innen und außen 

Tageschronik: 21. Juli 2010

 

· Die MARABOUT-SEITE zitiert aus Uganda ·  


"Stigmatisierung unschuldiger Somalis bringt nicht weiter",

ist der Leitartikel der englischsprachigen ugandischen Tageszeitung The Observer überschrieben, der sich auf die vor zehn Tagen von einer mutmaßlich somalischen Gruppe durchgeführten Terroranschläge bezieht.

„Die fürchterlichen Ereignisse des 11. Juli, als in Kampala Bomben explodierten“, heißt es sodann konkretisierend, „und mindestens 74 Menschen töteten, haben voraussichtlich in vielen Ugandern Wut ausgelöst“. Es sei normal, schreibt der nicht genannte Autor weiter, dass in solchen Situation die Emotion die Oberhand gewinne.

Weil man glaube, dass hinter diesem Verbrechen die somalische Extremistengruppe Al-Shabaab stecke, würden einige Ugander somalische Ugander oder in → Uganda lebende Somalis stigmatisieren.

Einige ugandische Muslime, besonders jene, die sich so kleideteten, dass man ihren Glauben erkenne, würden gleichermaßen stigmatisiert.

Wie es ein Schriftsteller ausdrückte, der eine solche Behandlung erlitten habe: nicht die beste Zeit für einen Somali in Uganda. Tatsächlich seien einige somalische Kinder aus Angst vor Repressalien in der vergangenen Woche nicht zur Schule gegangen.

Dies sei bedauerlich, heißt es weiter, weil Somalis seit langem in Uganda lebten, ohne nennenswerte rassenbedingte Probleme. Einige von ihnen seien hier geboren und nie in Somalia gewesen. Andere seien „als Investoren ein elementarer Bestandteil der ugandischen Ökonomie“.

All diese mit Terrorismus zu assoziieren sei demzufolge unproduktiv. Kollektivschuld bedeute eine rückwärts gewandte Mentalität, da sie Menschen für die Sünden ihrer Landsleute zu bestrafen suche. Man könne nicht den Eindruck entstehen lassen, als würde man jeden Somali für die Missetaten seiner missratenen Landsleute, die die Kampala-Attacke instrumentierten, verantwortlich machen! Dies sei nicht richtig. Die meisten Somalis seien gute und gesetzestreue Menschen. Die Normalbürger sollten es den Sicherheitskräften überlassen, das Unkraut zu jäten.

Auf der anderen Seite müsse man den Sicherheitskräften Recht geben, wenn diese bestimmte Communities in ihrer Suche nach Hinweisen unter die Lupe nähmen. In der vergangenen Woche wurden in Kenia Hunderte von gebürtigen Somalis und kenianischen Somalis eingeschlossen und nach Elementen durchsucht, die sich etwas zu Schulden haben kommen lassen. Das kann keine gute Erfahrung für die Betroffenen gewesen sein, insbesondere für die Unschuldigen, „aber die Sicherheitskräfte haben die Pflicht, die Menschen vor der Art von Unheil zu beschützen, das Uganda am 11. Juli erfahren hat“. Es sei wahrscheinlich, dass im Verlaufe solcher Operationen unschuldige Menschen belästigt werden. „Jedoch haben in solchen Situationen die Sicherheitskräfte die Pflicht“, schließt das Editorial, „die Beschränkungen und den Professionalismus ihrer Arbeit innerhalb der Parameter akzeptabler menschlicher Würde auszuüben.“ · (The Observer, Uganda, ÜEK: J.K.)

Quelle:
The Observer , englischspr. ugandische Tageszeitung (Observer, Uganda)

Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert v. Janko Kozmus ©


linie
Weitere Artikel zu  Uganda in der Afrika-Chronik:
linie
linie