DIE MARABOUT-SEITE
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Chronik (1901-2019)

Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas * von innen und außen 

Tageschronik: 6. Februar 2013

 


· Die MARABOUT-SEITE zitiert aus Mali ·  


"Timbuktu: Die geretten Manuskripte sind in Bamako"

titelt die malische Tageszeitung L'Essor online. Als Verfasser sind die "Sonderbeauftragten" M. Keita und H. Kouyate angegeben.

"Nachdem sie die Stadt Timbuktu eingenommen hatten", heißt es einleitend, "verjagten die Islamisten alle Mitarbeiter des Instituts für fortgeschrittene Studien und Islamforschung Ahmed Baba (l’Institut des hautes études et de recherches islamiques Ahmed Baba) und richteten sich dort ein". Während der Monate der Besatzung dort einquartiert, hätte niemand gewagt, sich diesem "bedeutendem Ort des Wissens" zu nähern.

Als der französische Vorstoß Ende Januar begonnen habe, "vernichteten die Dschihadisten, die das Institut Ahmed Baba besetzten, die eingescannten und katalogisierten Handschriften vor ihrer Flucht, bei der sie Computer und Bücher mitnahmen. Darüber hinaus plünderten sie die Scann- und die Restaurierungs- sowie die Leseräume. Der Archivar des Instituts, Kalifa Alhadji Kaleme, den wir vorort trafen, sagte, dass seine Anlage erst sechs Monate vor der Eroberung von Timbuktu durch die Islamisten ihre Arbeit aufgenommen hatte: 'Als sie kamen, besetzten sie das Institut, wobei sie das Ahmed Baba-Zentrum, das die meisten der ursprünglichen Manuskripte enthielt, vergaßen. Deshalb hatten wir Zeit, die Originalmanuskripte in Säcke zu verpacken und sie mit Fahrzeugen und Pirogen aus der Stadt zu bringen.'"

Diese vom Archivar Kalifa und seinen Kollegen geretteten Manuskripte stünden jetzt dem Ministerium für Kultur in Bamako zur Verfügung. "Wir haben unser Leben riskiert, um diese Manuskripte zu retten, denn, hier in Timbuktu, sind diese Dokumente ein Teil unserer Geschichte, unserer Gegenwart und unserer Zukunft. Dies sind die Originale, man findet sie nirgendwo sonst auf der Welt", wird Kalifa Alhadji Kaleme zitiert.

Nun fürchteten die Einwohner Timbuktus, dass die von den Islamisten gestohlenen Manuskripte an ausländische Sammler im Westen und in den Golf-Staaten verkauft werden könnten. Auf der anderen Seite wünschten sie die schnelle Renovierung des Instituts, einem wesentlichen Element des Kulturerbes, das von ausländischen Touristen sehr oft aufgesucht werde. "Timbuktu lebt vom Tourismus und die Manuskripte ziehen in Friedenszeiten Tausende von Touristen an." Wenn die Verwaltung zurückkehre, sollte sie die Dinge in Ordnung bringen, man lege besonderen Wert auf die Wiederherstellung der Manuskripte, wird ein Einwohner Timbuktus zitiert.

Heute werde, heißt es in dem Bericht abschließend, Timbuktus Institut für fortgeschrittene Studien und Islamforschung Ahmed Baba von malischen und französischen Soldaten gesichert, die Tag und Nacht an Bord der gepanzerten Fahrzeuge und Pick-up-Trucks in der Stadt patrouillierten.
· (L'Essor, ÜFK: J.K.)

Quelle:
L'Essor (malische Tageszeitung, L'Essorn)

Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
ÜFK: J.K. --> Aus dem Französischen übersetzt u. kommentiert v. Janko Kozmus ©


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