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Rezension: → Zoë Wicomb - Davids Story

Ein universaler Roman

Zoe Wicomb liefert mit Davids Story ein Meisterwerk über Südafrika

Von Manfred Loimeier (©)

Dreizehn Jahre ließ Zoe Wicomb verstreichen, bis sie ihrem Erzählband In Kapstadt kannst du nicht verloren gehen diesen Roman nachschickte*. Dreizehn Jahre, in denen die in Kapstadt geborene Autorin offenkundig an ihrem Schreibstil feilte, Handlungsdramaturgien entwickelte, peinlichst genau recherchierte und mit Davids Story einen Roman schrieb, der nun seinesgleichen sucht - aus inhaltlicher wie stilistischer und sprachlicher Sicht.

Eine anonym bleibende Erzählerin schreibt die Geschichte nieder, die David ihr angeblich in die Tastatur diktiert. Es ist die Geschichte einer Ehe und einer Liebe, die Geschichte der Farbigen in Südafrika und die Geschichte des Widerstands gegen die Apartheid. Als Liebesroman nimmt dieses Buch für sich ein, weil die Szenen einer Ehe, der tägliche Verschleiß und der fundamentale Zusammenhalt, ebenso treffend und kundig beschrieben sind wie die Nervösitäten und Heimlichkeiten der beunruhigenden Affäre. Auch als Frauenroman gefällt dieses Werk, weil sich in Gesten und Details, in der Beschreibung zum Beispiel der Kulissen ein weiblicher Blick zeigt, der das Politische mit dem Persönlichen, das Öffentliche mit dem Privaten verknüpft, und der den blinden, aggressiven Chauvinismus auch der sich aufgeklärt gebenden Protagonisten enthüllt. Als historischer Roman beeindruckt dieses Buch, weil es die Geschichte der Coloureds differenziert referiert und vorbehaltlos analysiert, weil es den viel besagten Mantel des Schweigens von den unrühmlichen Kapiteln vor allem des ANC im Befreiungskampf nimmt.

Besonders erstaunt indessen die Konstruktion dieses Romans, über dessen Handlung sich die Vermutungen, Interpretationen und Bemerkungen der fiktiven Erzählerin legen. Der Wechsel von dokumentarischen Recherchen zu subjektiven Betrachtungen, von familiären zu politischen Diskussionen, und die Vielschichtigkeit der Stimmen, die sich in diese Geschichte mischen, fügen sich in Davids Story zum überaus lebendigen Panorama einer Epoche. Die 55-jährige Wicomb, die seit 1970 in Großbritannien lebt und dort als Sprachwissenschafterin tätig ist, hat damit literarische Maßstäbe gesetzt.

 

Zoe Wicomb: Davids Story. Roman. Aus dem Englischen von Hilde Schruff. Lamuv Verlag, 303 Seiten, 13 Euro.

(Originaltitel: David's Story)

* Die Rezension wurde 2002 verfasst, für die Marabout-Seite übernommen 12/2003

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