DIE MARABOUT-SEITE
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Chronik (1901-2019)

Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas * von innen und außen 

Tageschronik: 6. Januar 2007

 

· Die MARABOUT-SEITE zitiert aus Somalia ·  


Aus Hargeisa, der Hauptstadt des quasi unabhängigen Somaliland innerhalb der Republik Somalia berichtet die dortige Times in eigener Sache von der Arretierung zweier Redakteure:

"Somalilands Behörden nehmen zwei Redakteure fest, Yusuf Abdi Gabobe von der Somaliland Times sowie Ali Abdi Dini von Haatuf"

Vierzig schwerbewaffnete Polizei- und C.I.D.-Beamte (Central Intelligence Department) seien am Dienstagnachmittag in die Büros von Haatuf Media Network (HMN) gestürmt und hätten den Vorsitzenden von HMN, Yusuf Abdi Gabobe, der auch als Redakteur für die Somaliland Times tätig sei und den Redakteur der somalisprachigen Tageszeitung von Haatuf, Ali Abdi Dini sowie den Chefbuchhalter der HMN, Hussein Khalif Abdullahi, der bei der Verhaftung kleinere Verletzungen erlitten habe. Hussien Khalif sei drei Stunden später wieder freigelassen worden.

Mahad Abdi Muhammad, der Anwalt, der die beiden Journalisten vertrete, habe keinen Zugang erhalten, um die Journalisten nach ihrer Verhaftung am Dienstag oder am Donnerstagmorgen zu sehen.

"Die Somaliland-Sicherheitskräfte betraten die HMN-Büros", heißt es in dem Bericht weiter, "ohne legale Durchsuchungs- oder Haftbefehle". Für mehr als eine Stunde habe eine gemischte Gruppe von uniformierten Polizisten und zivil gekleideten C.I.D-Beamten, bewaffnet mit AK47er-Gewehren und einer Mischung von Holzknüppel oder -stock, die Reporter drangsaliert und die Digitalkamera eines Reporters konfisziert, der Bilder der Beamten innerhalb der Nachrichtenräume aufgenommen habe.

Der für die Operation verantwortliche C.I.D.-Beamte Abdullahi Muhammad habe die HMN-Belegschaft darüber informiert, dass sie gekommen seien, um den Haatuf-Reporter Muhammad-Rashid M Farah zu verhaften, "der während der Verhaftungsaktion nicht anwesend war" wegen Beleidigung des Präsidenten von Somaliland und seiner Familie in einem Artikel, der in der somalisprachigen Tageszeitung von Haatuf am Montag erschienen sei; die Verhaftungsbefehle hätten sie von ihren Vorgesetzten erhalten.

Am Dienstagabend habe die Polizei den HMN-Vorsitzenden Yusuf A Gabobe und Ali A Dini, den Redakteur der Haatuf-Tageszeitung wegen der Publikation des bewussten Artikels beschuldigt; sie seien im C.I.D.-Hauptquartier arretiert.

Am Donnerstagmorgen um 9 Uhr seien die Journalisten unter schwerer Bewachung zum Distriktgericht von Hargeisa gebracht und nach den Artikeln 451, 328 und 220 des Strafgesetzes angeklagt worden.

Der Staatsanwalt beantragte beim Distriktrichter eine dreitägige Verlängerung der Haft für die Journalisten, um die Untersuchungen beenden zu können. Der Distriktrichter habe jedoch nur zwei weitere Untersuchungstage gewährt und die Sitzung auf den Samstag, den 6. Januar 2007, verschoben. Anschließend habe die Polizei die Angeklagten in ihre C.I.D.-Zellen zurückgebracht.

Abschließend wird in dem Bericht eine "der Somaliland-Polizei nahe stehende Quelle" zitiert, derzufolge der Polizeibeauftragte gesagt habe, dass die Regierung von Somaliland eine einstweilige Verfügung für ein Erscheinungsverbot der Haatuf-Tageszeitung sowie für die Schließung der HMN-Büros für die Dauer des Gerichtsverfahrens gegen die Journalisten beantragt habe. Das Distriktgericht habe jedoch beide Anliegen abgelehnt. · (Somaliland Times, ÜEK: J.K.)

Quelle:
Somaliland Times, englischsprachige Wochenzeitung (Somaliland Times)

Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©


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