"Autoren
enttäuscht wegen präsidentaler Brüskierung",
überschreibt
Gasebalwe Seretse seinen Bericht über die mangelnde Förderung
der Schriftsteller des Landes in der Online-Ausgabe der botsuanischen
Tageszeitung Mmegi.
Während
die Regierung →
Botsuanas
ebenso wie Unternehmen große Summen für verschiedene
Kunstdisziplinen buchstäblich verpulverten, bleibe das
schwarze Schaf der Familie, die literarische Kunst, draußen
vor.
Kürzlich
seien darstellende und bildende Künstler vom Präsidenten
Ian Khama selbst regelrecht vollgesülzt worden, als er
ihnen Dutzende von Preisen am Tag des Kulturerbes zuerkannte,
während Schriftsteller mit einer vergleichsweise schwachen
Preiszeremonie im Nationalmuseum abgespeist worden seien.
Jüngst sei angekündigt worden, der Präsident
werde Musiker am Unabhängigkeitstag ehren und Mascom
Botswana, ein lokaler Telekommunikationsanbieter, enthüllte
eine → 750.000
P-Förderung für die jährilichen Preisverleihungen
der Botswana Musicians Union (BOMU).
Man habe mit zwei der führenden Vertretern der literarischen
Welt des Landes über den Status quo gesprochen, mit
→
Lauri
Kubuitsile, einer preisgekrönten Autorin und Vorsitzenden
der Schrifstellervereinigung Botsuanas (Writers' Association
of Botswana, WABO) sowie mit Tom Holzinger von der Bessie
Head-Stiftung (Bessie Head Heritage Trust, BHHT). Die beiden
Autoren zeigten sich besonders darüber enttäuscht,
dass die Regierung nicht einen einzigen Schriftsteller anlässlich
des Unabhängigkeitstages ehren werde.
„Schriftsteller
werden ignoriert, besonders was ihr gänzliches Fehlen
bei den Preisverleihungen im Juli (Tag des Kulturerbes) angeht.
Ich denke, das Problem beginnt bereits bei der einschränkenden
Form der Definition von Kultur. Kultur ist nicht historisch,
eine Art Ereignis, das man heutzutage hervorholt und konserviert,
sondern sie ist Teil der Gegenwart, sie ist dynamisch und
wächst. Während ich spreche, wird Botsuanas Kultur
neu definiert, während dies gedruckt wird, wird sie sich
erneut verändern. Wir müssen unsere Köpfe aufbrechen
und frische Luft hinein lassen“, sagte die freimütige
Kubuitsile.
Der in Serowe ansässige Holzinger, der mit der verstorbenen
berühmten Autorin Bessie Head befreundet war, habe sich
ebenfalls „wenig diplomatisch“ in der Sache geäußert:„Ich
denke, es gibt verschiedene Gründe für diesen Zustand.
Lassen Sie uns bei der Beantwortung die Frage den historischen
und geografischen Kontext betrachten. Zunächst einmal:
Keine Regierung des Protektorats Bechuanaland oder von Botsuana
hat je einen Schriftsteller geehrt, geschweige denn einen
lebenden. Sie mögen die Liste der präsidialen Preisempfänger
seit Einführung der Preisverleihungen durchsehen. Daher
glaube ich, dass es weder einen Präzedenzfall oder eine
Tradition gibt, Schriftsteller zu ehren, weder lebende noch
tote, eine solche Ehrung würde einer Innovation gleichkommen.
Zweitens: Blicken wir auf andere Regierungen der Welt, sehen
wir, dass noch lebende Schriftsteller selten geehrt werden
(verglichen mit den meisten anderen kreativen Anwärtern).
Betrachtet man die prestigeträchtigsten Autorenpreise
der Gegenwart wird die bei weitem große Mehrzahl von
ihnen von Vereinigungen oder Stiftungen oder Trusts oder,
seltener, von Unternehmen verliehen.Deshalb müssen wir
den Schluss ziehen, dass die Situation in Botsuana sich nicht
so sehr von der in anderen Ländern unterscheidet. Ein
Unterschied mag sein, dass viele Länder ihre Schriftsteller
und andere Künstler nach ihrem Tode ehren, und ich bin
nicht sicher, ob Botsuana mit dieser Praxis begonnen hat,
mit der Ausnahme vielleicht von Gedenkbriefmarken“,
wird Holzinger ausführlich zitiert.
Kubuitsile
wie auch Holzinger glaubten, schreibt Gasebalwe Seretse, dass
die international geachtete Schriftstellerin Bessie Head posthum
geehrt werden sollte, da ihr Einfluss sowohl von nationaler
wie auch internationaler Bedeutung sei. Lauri Kubuitsile sei
der Meinung, dass auch der schottische Autor Alexander McCall-Smith
geehrt werden sollte, da er Botsuana auf die literarische
Weltkarte eingeschrieben und über den British Council
einige Schriftstellerpreise gesponsert habe.„Was die
Sachbücher angeht, haben wir einige ausgezeichnete hostorische
Werke, und wir haben verschiedene Journalisten, die regelmäßig
ein hohes Niveau im Denken sowie im Ausdruck erreichen. Auch
Barolong Seboni verdient es, geehrt zu werden für seine
Jahre langen Bemühungen, das Schreiben in all seinen
Spielformen in diesem Lande zu fördern“, wird Holzinger
zitiert.
Die
beiden Autoren sagten, heißt es in dem Artikel weiter,
dass die Zukunft der Schriftsteller in diesem Land nicht so
schwarz gemalt werden sollte, weil es Organisationen gebe
wie die Besie Head Stiftung (Bessie Head Heritage Trust),
den British Council, Books Botswana (Buchladen der Universität
von Botsuana) und die Schriftstellervereinigung von Botsuana,
die ihren Beitrag dazu leisteten, die literarischen Künste
zu fördern, obwohl mehr getan werden müsse.
Abschließend
wird ohne jeden Kommentar noch einmal die Schriftstellerin
Lauri Kubuitsile zitiert:„Bücher, Lesen und Schreiben
sind einer kleinen Minderheit in Botsuana gegeben. Gegenwärtig
gibt es keinen Ort, wo ein aufstrebender Schrifsteller geschult
werden kann. Die Universität von Botsuana besitzt keine
Programme für Creative Writing – man stelle sich
das vor! Das Kunstkolleg in Phikwe scheint auch stillschweigend
eingegangen zu sein. Schrifsteller sind auf sich gestellt,
voneinander isoliert und ohne Führung. Natürlich
entwickeln sich unsere Schriftsteller nicht weiter –
wie könnten sie auch?Ich helfe gegenwärtig in der
Bessie Head Stiftung aus, einen Workshop zu organisieren,
in dem Schriftsteller über die Grundlagen des Verlagswesens
unterrichtet werden, aber man kämpft mit der Finanzierung
– lumpige 8.000 P oder so. Schriftsteller rufen mich
an oder mailen mir immerzu, um sich zu informieren, wie sie
es anstellen sollen, veröffentlicht zu werden. Botsuaner
sind auf diesem Gebiet sehr naiv und das ist ein fruchtbarer
Boden für Ausbeutung. Sie wissen nichts, weil es keinen
Ort gibt, um die Schriftsteller zu schulen, solche Workshops
sind so wichtig für die Entwicklung unserer Schriftsteller.“.
·
(MmegiBots, ÜEK:
J.K.)
Quelle:
Mmegi,
unabhängige, englischspr. Tageszeitung aus Botsuana (MmegiBots)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK:
J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert:
Janko Kozmus ©
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