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Literarisches Portrait: Fatou Diome 1968 1980er 1990er 1994 2001 2002 2003.
Der
Bauch des Ozeans ist ein stark autobiografisch eingefärbter
Roman, in dessen Mittelpunkt das Geschwisterpaar Madické und Salie
steht. Die große Schwester Salie, die wie die Autorin, einen frz.
Entwicklungshelfer heiratet und in Frankreich landet, verabredet sich
mit Salie zu den im Fernsehen übertragenen Fußballspielen, weil
sie so ihrem kleinen Bruder nahe sein kann. Der leidenschaftliche
Kicker Madické träumt von einer Fußballerkarriere in Europa. Die inzwischen
desillusionierte Salie, die Ich-Erzählerin des Romans, erzählt
ihm die Wahrheit über die Migranten in Frankreich, die, zurück in
der Heimat, alles Leiden verschweigen und die Rolle vom erfolgreichen
Rückkehrer mimen. Auch von Moussa berichtet sie, dem großen Fußballtalent,
der den vielversprechenden Anfang in Frankreich schaffte, dann aber
in die Hände jener Leute geriet, die den schwachen rechtlichen Status
der Einwanderer auszunützen wissen ...[3]
2004 2005 2006 2008 2010 2013 2015
2017 Fatou Diome lebt im elsässischen Straßburg und unterrichtet an der dortigen Universität Literaturwissenschaften. Nach achtjährigem Kampf hat sie inzwischen die frz. Staatsbürgerschaft und eine Arbeitserlaubnis erhalten. |
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(noch nicht aufgenommen) |
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1) Eine ihrer Stationen ist das kleine Gambia, welches, mit Ausnahme eines kleinen Küstenstreifens, vollständig von Senegal eingefasst und dessen Verkehrssprache Englisch ist. [Es gab eine Konföderation Senegambia während der Jahre 1982-89, weitere Versuche einer Vereinigung sind gescheitert] 2) Erste Veröffentlichung der Autorin, die in einem Interview gefragt wird, wie sie zur Literatur gekommen sei. Ihre Antwort: "Ich bin nicht zur Literatur gekommen, sie kam zu mir. Ich habe begonnen zu schreiben, als ich mein Dorf verließ, ich war dreizehn Jahre alt. Aufgrund der Tatsache, dass ich in andere Städte Senegals gehen musste, um zu studieren, war ich oft sehr allein, also las ich enorm viel, und das hat die Lust in mir geweckt, kleine Geschichten zu schreiben, und so kam es nach und nach. Ich war sehr jung, ich habe zu schreiben begonnen und habe seither nicht mehr damit aufgehört. Ich wußte nicht zwangsläufig, wohin mich das führen würde." - Vgl. Interview v. 25.11.2003 v. Grioo.com. - Inhalt: Die Bettlerin und die Schülerin; Die gestohlene Hochzeit; Das Gesicht der Arbeitswelt; Eingeborene zuerst! Kunigunde in der Bibliothek; Abendmahl mit einem Professor. 3)
Wie in der französischen, so ist der Roman auch in der deutschen
Kritik überwiegend positiv aufgenommen worden. Mathias Hoenig
von der Stuttgarter Zeitung schreibt beispielsweise: "Der
von Metaphern und Bildern funkelnde afrikanische Erzählstil macht
das Lesen zu einem sinnlichen Vergnügen und ermöglicht zugleich eine
intensive Teilhabe am Zerrissensein zwischen zwei Welten." Frank
Wittmann von der Neuen Zürcher Zeitung sieht jedoch auch
Mängel: Die intellektuelle Leistung der Autorin, "den Klischees
der Interkulturalität (meist) erfolgreich aus dem Wege zu gehen",
finde "keine Entsprechung auf ästhetischer Seite. So nett die
Aneinanderreihung von kleinen Geschichten aus dem Leben ausgewanderter
oder auswanderungswilliger Menschen auch ist, es gelingt der Autorin
kaum je, ihren Figuren ein literarisches Eigenleben zu verschaffen;
das Gefühlsleben der Charaktere wird meist nur behauptet und selten
veranschaulicht. Bis auf wenige Ausnahmen bleiben die eingesetzten
Stilmittel plump. Das gilt auch für die titelgebende Metapher vom
Bauch des Ozeans, deren existenzialistische Konnotationen angesichts
der fatalistischen Mentalität des Romanpersonals enttäuschend unausgelotet
bleiben." Der Schluss gestaltet sich wieder versöhnlich:
"Trotz dem beschränkten literarischen Anspruch ist Diomes Roman
aber dank der charmanten Behandlung tiefgreifender gesellschaftlicher
Konflikte dennoch lesenswert." 4) Die Angaben über den Abschluss dieser Arbeit im Internet - auch im frz.-sprachigen - sind widersprüchlich. |
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Wichtigste Quellen: Interview de Fatou Diome, auteur de "Le Ventre de l'atlantique" 25/11/2003 v. Grioo.com. Interview de Fatou Diome par Cikuru Batumike, März 2006 Roman aus dem Senegal. Fatou Diome "Der Bauch des Ozeans" v. Brigitte Neumann FATOU DIOME, ECRIVAIN : 'Je voyais venir le phénomène de l’émigration clandestine'", Interview v. OUMAR NDIAYE und MAMADOU GUEYE in Le Soleil, März 2007 |
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Interview de Fatou Diome, auteur de "Le Ventre de l'atlantique" 25/11/2003, frz. Sprache | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Interview
de Fatou Diome par Cikuru Batumike, März 2006, in frz. Sprache. |
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Roman aus dem Senegal. Fatou Diome "Der Bauch des Ozeans" v. Brigitte Neumann; DEUTSCHE WELLE/DW-WORLD.DE 2004. | |||||||||||||||||||||||||||||||||
2007-2018
© by Janko Kozmus |
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Das Gedächtnis der Dinge (zu: Ketala) | |||||||||||||||||||||||||||||||||
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