DIE MARABOUT-SEITE
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Foto: Unity Dow
UNITTY DOW
( * 1959)
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Literarisches Portrait: Unity Dow

DAS BESONDERE BUCH
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UNITY DOW & MAX ESSEX:
SATURDAY IS FOR FUNERALS
(engl. Originalausgabe)
Beschreibung siehe unten

1959
Am 23. April wird Justice Unity Dow in dem Ort Mochudi in Botsuana in eine 7-köpfige Motswana-Familie mit traditionellen Werten hineingeboren; die Mutter ist Näherin[1].

Ende 1970er Jahre - 1983
Jurastudium an der University of Botswana and Swaziland, inkl. zweijähriges Auslandsstudium an der Edinburgh University, Scotland, U.K.

1983-86
ist Unity Dow als Staatsanwältin tätig.

1986-91
Tätigkeit als Rechtsanwältin in verschiedenen Anwaltspraxen als (Senior-)Partnerin mit Spezialisierung auf Strafrecht.

1990
begründet Unity Dow das Metlhaetsile Women’s Information Centre in ihrer Heimatstadt; in den Jahren

1994-98
wird sie ihm als Direktorin vorstehen.

1991
Mitbegründerin der Baobab Primary School in Botsuanas Hauptstadt Gaborone[2].

1992-94
Koordinatorin des Projekts Women and Law in Southern Africa Research (Frauen und Gesetz in der Forschung Südliches Afrika).

1994
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Women, marriage, and inheritance. Gaborone 1994.

1995
Nach fünfjährigem Rechtsstreit (Unity Dow versus The Attorney General) erkämpft Unity Dow die Abänderung des Staatsbürgerrechts, in dem Frauen benachteiligt werden.[3]

Mai/Juni 1997
Nach maßgeblichem Betreiben von Unity Dow richtet die Polizei eine Task Force-Einheit ein, die sich speziell der Gewalt gegen Frauen annimmt.

1998
Im Januar wird Unity Dow als erste weibliche Bundesrichterin[4] ans Oberste Gericht Botsuanas berufen.

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englischspr. Original
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2000
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Far and Beyon' (Weit und weiter), Roman. Gaborone 2000.- Im Mittelpunkt des Romans steht die 17-jährige Mosato. Zwei ihrer drei Brüder sterben an AIDS, der dritte lebt bei einer weißen Familie und wird ihr entfremdet. Ihre Mutter vergräbt sich in ihren Schmerz und hat zunächst kein Ohr für die 17-jährige Mosa, die, schwanger geworden, die Schule verlässt. Sie ist verzweifelt, da sich ihre Träume, die sie weit und weiter tragen sollten, auflösen. Nach einem Abbruch geht sie wieder an die Schule, wird aber von einem Lehrer belästigt, der ihr klar zu verstehen gibt, dass sie - ohne ihm willfährig zu sein - ihre Examen vergessen kann. Die jugendliche Heldin gibt nicht auf. Es naht der Tag, an dem die Abschlussklassen, ihre Leistungen landesweit präsentieren dürfen; der Bildungsminister wird präsent sein. Dies scheint ihr der perfekte Zeitpunkt, in einem Spiel die ganze Misere im Mikrokosmos Schule aufzuzeigen.

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2002
Bibliografische (oder filmografische)Angabe The Screaming of the Innocent (dt: Die Beichte; Übersetzung: Berthold Radke. München 2003; Taschenbuchausgabe Frankfurt/Main 2017), Roman. North Melbourne, Victoria (Australien) 2002.- In diesem als Kriminalhandlung verpackten Roman verschwindet in einem abgelegenen Dorf ein kleines Mädchen. Der Fall wird nicht weiter verfolgt, es wird auf wilde Tiere verwiesen. Die Sozialarbeiterin Amantle, die ins Dorf kommt, findet zufällig in einem Karton die blutgetränkten Kleider des Mädchens und beginnt mit der Suche nach dem oder den Mördern, denn alles deutet auf einen Ritualmord.

2003
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Juggling Truths (Mit Wahrheiten jonglieren)[5], Roman. North Melbourne, Victoria (Australien) 2003.
Absatz Ausgezeichnet mit dem Menschenrechtspreis William J. Brennan, Jr., Human Rights Award der Rutgers Law School 2003.

2004
Im Februar wird Unity Dow in die in Genf ansässige Internationale Kommission der Juristen (The International Commission of Jurists, ICJ)[6] gewählt.

2006
Bibliografische (oder filmografische)Angabe The Heavens May Fall[7] (Die Himmel mögen herabstürzen), Roman. Kapstadt, 2006. - Naledi Chama ist eine junge Anwältin mit ländlichem Hintergrund. Meistens hat sie es mit Fällen von Missbrauch junger Frauen zu tun. In einem solchen vertritt sie die 15-jährige Nancy, die vom Besitzer des Hauses ihrer Familie vergewaltigt wurde. Die junge, engagiert für das Recht kämpfende Anwältin muss bald erkennen, dass hier ein ungleicher Kampf in einer männerdominierten Welt geführt wird. Sie beschließt, das korrupte Justizsystem selbst anzugreifen.
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Judging Unity v. Unity Dow, wiedererzählt von Mirna Lawrence. Gauteng 2006.
Absatz Die Bundesrichterin Unity Dow hält den Vorsitz in einem der spektakuärsten Fälle Botsuanas, dem sog. "Bushmen-Case", in dem eine Gruppe von "San-Bushmen" nach vier Jahren Rechtsstreit das Recht zugesprochen bekommt, in das Land ihrer Vorfahren in der Kalahari zurückkehren zu dürfen.
Absatz Ausgezeichnet für Juggling Truths als Zweitplazierte mit dem Percy FitzPatrick Prize for Children’s Literature 2006 der English Academy of Southern Africa.
Absatz Im Mai wird Unity Dow in das Exekutivkomitee der in Genf ansässigen Internationalen Kommission der Juristen (The International Commission of Jurists, ICJ) gewählt.

2007
Anfang des Jahres zieht Unity Dow von Botsuanas Hauptstadt Gaborone ins eine Autostunde entfernte Lobatse[8] in ihr neues Haus, das in der Nachbarschaft des Obersten Gerichts gelegen ist.

2010
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Unity Dow, Max Essex: Saturday is for Funerals Cambridge, USA 2010. - Lebensnahe Berichte von Angehörgen von Aids-Opfern in Botswana, die die meisten Samstage einem Begräbnis vorbehalten müssen.

Okt. 2014
Ende des Monats wird Unity Dow Bildungsministerin ihres Landes.

Unity Dow lebt mit ihrer Familie in Lobatse, Botsuana.

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STIMME(N):
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"Ich schreibe aus demselben Grund, aus dem andere Leute Billiard spielen oder ins Kino gehen. Für mich ist das Schreiben überhaupt keine Arbeit. Ich sehe es nicht als lästige Pflicht an, ich sehe es als Vergnügen, als eine Pause von meiner regulären Arbeit, welche das Richten ist." Dow über Dow (Übersetzung: J.K.) - Vgl. Interview Fred de Vries
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ANMERKUNGEN:
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1) In einem BBC-Interview (2007) wird Unity Dow gefragt, ob sie als Kind davon geträumt habe, Anwältin zu werden. Ihr Antwort lautet sinngemäß: Wie hätte ich von so etwas träumen können, hatte ich doch von Anwälten noch nie was gehört, wir lebten in einfachsten Verhältnissen, ohne fließend Wasser und Elektrizität.

2) Zwei Jahre hatte sich Unity Dow als Juristin beurlauben lassen, um als Projektmanagerin für die Gründung der Grundschule, für die Verhandlungen um Lizenzen und vieles mehr Zeit zu haben.

3) Hintergrund dieses Rechtsstreits war die Tatsache, dass Dows eigene Kinder nicht Staatsbürger des Landes Botsuana sein konnten, da der Citizenship Act dieses nur für Kinder vorsah, deren Vater Staatsbürger Botsuanas war. Der Vater ihrer drei Kinder ist us-amerikanischer Staatsbürger.- Vgl. BBC-Interview. a.a.O.

4) "Richter zu sein hat einen ganz anderen Rhythmus als das Dasein als praktizierender Anwalt. Alles ist nett zurechtgepackt und organisiert. Man bekommt eine grüne Akte, eine gelbe Akte, einen Termin für die Anhörung. Das Chaos geschieht an einem anderen Ort. Es war ein Rhythmus, an den ich überhaupt nicht gewöhnt war. Wie verschafft man sich also Erleichterung von der Monotonie? Was will man mit seiner Zeit machen? Man kann seinen Garten gießen, aber nach einer Weile …”. (Übersetzung: J.K.) - Vgl. Interview Fred de Vries, a.a.O.
Zum selben Thema wird sie in einem BBC-Interview gefragt: "Wie fühlt sich das an, die einzige Frau an der Spitze der Justiz zu sein." Dow antwortet: "Ja, ich meine, man ist sich dieser Tatsache immer bewusst. Du fragst dich immer, hast du ein Recht diese Kultur zu verändern, hast du das Recht, die Angelegenheiten der Leute zu ändern. Und da du selbst keine Geschichte hast, in die du eingebettet bist, machst du deine eigene Geschichte ..."- BBC-Interview, a.a.O. (Übersetzung: J.K.)

5) Diesen Roman, der das Aufwachsen in den 60er Jahren zum Inhalt hat, bezeichnet Unitiy Dow als ihr Lieblingswerk unter ihren eigenen Büchern.
Im Mittelpunkt des Romans steht Monei Ntuka, umrahmt von Geschichten ihrer Eltern und ihrer Großmutter, die immer wieder aufs Neue das Hin- Hergerissensein zwischen der Moderne und der traditionellen Welt illustrieren. Der autobiografische Hintergrund dieses Romans ist evident: Fred de Vries gegenüber erzählt die Autorin vom Einfluss, den das traditionelle Erzählen auf ihr Schreiben hatte. Nach dem Abendessen saß die Großfamilie um das Feuer herum und wetteiferte darin, wer die besseren Geschichten erzählen könne. Ihre Großmutter sei eine Meisterin im Erzählen gewesen.- Vgl. Interview Fred de Vries a.a.O.

6) Die Internationale Kommission der Juristen wurde 1952 in Berlin gegründet. Ihre internationale Mitgliedschaft rekrutiert sich aus 60 bedeutenden Juristen. Die Kommission hat sich dem "Schutz und der Förderung der Menschenrechte durch die Regeln des Gesetzes" verschrieben. Sie wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter der United Nations Award for Human Rights und der Erasmus Prize.

7) Der Roman The Heavens May Fall spielt im Gerichtsmilieu, bevölkert mit unzulänglichen und feigen Männern und unterdrückten, aber tapferen Frauen-. Als Fred de Vries in seinem Interview Unity Dow gegenüber das Wort Feminismus erwähnt, sagt sie: "Ja, ich bin Feministin.". Darauf folgt Schweigen, dabei sei der Gesprächston gerade offener geworden. Es seien einige "bissige Antworten" gefolgt, nachdem er die Schriftstellerin nach der Bedeutung des Feminismus in ihrem Werk gefragt habe.- Vgl. Interview Fred de Vries a.a.O.

8) Aus dem De Vries-Beitrag geht hervor, dass Unity Dow bereits früher in Lobatse lebte. Genauere Information hierüber sind derzeit (09/2009) weder unter dieser noch unter anderen Quellen erhältlich. Vgl. Interview Fred de Vries, a.a.O.

Wichtigste Quellen:
Interview v. Fred de Vries
Curriculum Vitae - Justice Unity Dow
BBC, Interview: Unity Dow in: Woman's Hour, v. 28.05.2007
Curriculum Vitae - Justice Unity Dow.
Interview v. Fred de Vries.
BBC, Interview: Unity Dow in: Woman's Hour, v. 28.05.2007 (mp3)
2015-2019 © by Janko Kozmus
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REZENSION(EN):
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(noch nicht aufgenommen)
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Literarische Portraits von subsaharischen AutorInnen (ohne Südafrika)
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Botsuanische Themen in der Afrika-Chronik der Marabout-Seite
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Mmegi, Über Unity Dows Roman Juggling Truths, 2004

The Botswana Gazette, Kindesmissbrauch in Kinder-Zentrum, 2007

Mmegi, Über die Gewinnerin des Commonwealth Kurzgeschichten-Wettbewerbs, Lauri Kubuitsile, 2006

Botswana Guardian, Vorstellung eines Erzählbandes v. Moteane John Melamu, 2006
Botswana Guardian, Der alternative Nobelpreis geht an Roy Sesana, 2005
Daily News, "Vom Lehrer zum Schlachtfeld", 2005

Mmegi, Über den botsuanischen Dichter Barolong Seboni, 2004