"Wahrheiten
der Vergangenheit,"
ist eine Rezension des Romans Juggling Truths von →
Unity
Dow in der botsuanischen Zeitung Mmegi überschrieben.
Juggling
Truths (Jonglieren mit/Abwägen von Wahrheiten), heißt
es im Untertitel der anonym verfassten Rezension, unterscheide
sich sehr von Dows ersten beiden Romanen Far and Beyond
und Screaming of the Innocent.
Während
diese Abenteuergeschichten darstellten über die Jugend, über
junge Menschen, die sich der Heuchelei der Gesellschaft im
heutigen →
Botsuana gegenübersähen, sei Juggling Truths aus
der Perspektive jemandes geschrieben, der ca. zwölf Jahre
alt ist und in Betschuanaland vor und kurz nach der Unabhängigkeit
im Jahre 1966 lebt.
In
Juggling Truths schwelge Monei Ntuka (oder "Nei") in
Erinnerungen ihrer Kindheit in Mochudi, mit ihren Geschwistern,
ihren Eltern, Großeltern und der ganzen großen Familie. Sie
erinnere sich auch ihrer Jahre in der Grundschule. Der Roman
ende abrupt mit der Feststellung:
"Alles
in allem besuchten ca. fünfzehn Prozent von uns die Sekundarstufe".
Mit diesem ersten Schritt habe Unity Dow das Feld bereitet
und den Samen gepflanzt für drei weitere Romane: Monei Ntuka
in der Sekundarstufe, dann die Universitätstage und das Studium
in Übersee und - wieder zurück in Botsuana - ihrer Karriere
als Architektin.
Die
Wahrheiten, die Monei Ntuka gegeneinander abwäge, heißt es
weiter, seien solche des Heims gegenüber der Schule und der
Welt um sie herum. Sie erforsche verschiedene Realitäten,
begründet auf verschiedenen Perspektiven von Richtig und Falsch.
Dies sei mehr als "kultureller Relativismus"; z.
B. wenn sie mit einer Freundin unterwegs sei:
Während
der Schulzeit fänden um sie herum in Betschuanaland Wechsel
statt, die für Nei das in Frage stellten, was sie als 'Wahrheit'
begreife; z. B. findet sie mit einer Klassenfreundin heraus,
dass es nur zwei Jahreszeiten gebe, Winter und Sommer. Oder
vielleicht eine dritte: die Zeit des Pflügens.
Als
Nei auf die Taufe vorbereitet wird, hat sie große Schwierigkeiten,
zwischen den Niederländisch-Reformgesetz-'Wahrheiten' und
denen ihrer Großmutter zu unterscheiden.
Es
folgt ein Originalzitat, das etwas aus dem Sinnzusammenhang
gerissen zu sein scheint und bestenfalls dazu dienen kann,
den freien Geist der Protagonistin zu belegen:
"...
dieses Hölle-Zeugs ist vielleicht der dümmste Teil der Religion
des Weißen Mannes. Du denkst, dass Gott uns an diesen Ort
stecken könnte, so heftig wie er ist und uns hinterher in
die Hölle schicken könnte? Es gibt nur zwei Orte, diesen und
den Himmel. Vielleicht gehen die weißen Leute in die Hölle,
aber ich wette, du wirst keinen Motswana da finden. Das Leben
hier ist hart genug, erzähl mir nicht, dass man anschließend
noch die Hölle vor sich habe."
In
der Schule, wird die Inhaltsbeschreibung wieder aufgenommen,
sei Nei eine Starschülerin, ihr Glanz habe sie jedoch auch
in Schwierigkeiten gebracht, weil sie den Mund nicht halten
konnte. Wenn sie aber gefragt wurde, was sie später werden
wolle, habe sie mit der Antwort gezögert, um aber dann herauszuplatzen
'Königin'. Das habe ihr das Gelächter der Schüler und
den Spott der Lehrerin eingebracht. Sie würde nicht Königin
werden, sie solle ein realistischeres Ziel nennen. "Tränen
hielten sie davon ab zu erklären, warum sie Königin gesagt
hat, denn, wenn sie diese Autorität hätte, würde sie
Betschuanaland davor bewahrt haben, das metrische System zu
wechseln." Sie habe gezögert, weil sie eigentlich
Ärztin sagen wollte, aber wusste, Mädchen wurden Krankenschwestern,
nicht Ärztinnen. Schließlich habe sie gesagt, sie wolle Lehrerin
werden.
"Aber
ich wollte ihr sagen", so das wörtliche Romanzitat,
"dass ich nicht Lehrerin werden wollte, weil ich nicht
gewillt war, Kinder zu schlagen. Ich konnte mir nicht vorstellen,
über Kindern zu stehen und ihnen mit einem Bambusrohr zu drohen,
aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, wie man Lehrer
sein konnte, ohne genau das zu tun."
Nach
Nichtbestehen der Taufklasse habe sich Nei vor ihren Klassenkameraden,
die bestanden hatten, versteckt. Sie hatte einfach zu viele
Fragen an "die weiße Frau mit dem grimmigen Gesicht",
heißt es unvermittelt. Vermutlich soll mit dieser Aussage
der wahre Grund für ihr Nichtbestehen angedeutet werden,
zumal das folgende Zitat die Gesinnung der Lehrerin entlarvt
und die Schwierigkeit aufzeigt, eine solche Geisteshaltung
nicht zu hinterfragen:
"Ein
Geist, der das Wort Gottes hinterfragt, ist ein Geist, der
von Satan bewohnt wird. Verbanne Satan aus deinem Geist und
dein Herz wird frei von Zweifeln sein. Ich kann dir versichern,
Neinsagerin, dass große Geister, diese Wahrheiten ergründet
haben, lange bevor du geboren warst, lange bevor irgendeiner
von uns geboren war."
Vieles
mehr über die Familie, gebe es in dem Buch zu lesen, heißt
es abschließend, über die Schule und das Dorfleben in Mochudi,
auch darüber, was mit denen geschehe, die nach →
Südafrika
abhauten und darüber, wie das Dorf auf jene reagiere,
die zurückkehrten.·
(ist eine Rezension des Romans Juggling Truths von
→
Unity
Dow in der botsuanischen Zeitung Mmegi überschrieben.
Juggling
Truths (Jonglieren mit/Abwägen von Wahrheiten), heißt
es im Untertitel der anonym verfassten Rezension, unterscheide
sich sehr von Dows ersten beiden Romanen Far and Beyond
und Screaming of the Innocent.
Während
diese Abenteuergeschichten darstellten über die Jugend, über
junge Menschen, die sich der Heuchelei der Gesellschaft im
heutigen →
Botsuana gegenübersähen, sei Juggling Truths aus
der Perspektive jemandes geschrieben, der ca. zwölf Jahre
alt ist und in Betschuanaland vor und kurz nach der Unabhängigkeit
im Jahre 1966 lebt.
In
Juggling Truths schwelge Monei Ntuka (oder "Nei") in
Erinnerungen ihrer Kindheit in Mochudi, mit ihren Geschwistern,
ihren Eltern, Großeltern und der ganzen großen Familie. Sie
erinnere sich auch ihrer Jahre in der Grundschule. Der Roman
ende abrupt mit der Feststellung:
"Alles
in allem besuchten ca. fünfzehn Prozent von uns die Sekundarstufe".
Mit diesem ersten Schritt habe Unity Dow das Feld bereitet
und den Samen gepflanzt für drei weitere Romane: Monei Ntuka
in der Sekundarstufe, dann die Universitätstage und das Studium
in Übersee und - wieder zurück in Botsuana - ihrer Karriere
als Architektin.
Die
Wahrheiten, die Monei Ntuka gegeneinander abwäge, heißt es
weiter, seien solche des Heims gegenüber der Schule und der
Welt um sie herum. Sie erforsche verschiedene Realitäten,
begründet auf verschiedenen Perspektiven von Richtig und Falsch.
Dies sei mehr als "kultureller Relativismus"; z.
B. wenn sie mit einer Freundin unterwegs sei:
Während
der Schulzeit fänden um sie herum in Betschuanaland Wechsel
statt, die für Nei das in Frage stellten, was sie als 'Wahrheit'
begreife; z. B. findet sie mit einer Klassenfreundin heraus,
dass es nur zwei Jahreszeiten gebe, Winter und Sommer. Oder
vielleicht eine dritte: die Zeit des Pflügens.
Als
Nei auf die Taufe vorbereitet wird, hat sie große Schwierigkeiten,
zwischen den Niederländisch-Reformgesetz-'Wahrheiten' und
denen ihrer Großmutter zu unterscheiden.
Es
folgt ein Originalzitat, das etwas aus dem Sinnzusammenhang
gerissen zu sein scheint und bestenfalls dazu dienen kann,
den freien Geist der Protagonistin zu belegen:
"...
dieses Hölle-Zeugs ist vielleicht der dümmste Teil der Religion
des Weißen Mannes. Du denkst, dass Gott uns an diesen Ort
stecken könnte, so heftig wie er ist und uns hinterher in
die Hölle schicken könnte? Es gibt nur zwei Orte, diesen und
den Himmel. Vielleicht gehen die weißen Leute in die Hölle,
aber ich wette, du wirst keinen Motswana da finden. Das Leben
hier ist hart genug, erzähl mir nicht, dass man anschließend
noch die Hölle vor sich habe."
In
der Schule, wird die Inhaltsbeschreibung wieder aufgenommen,
sei Nei eine Starschülerin, ihr Glanz habe sie jedoch auch
in Schwierigkeiten gebracht, weil sie den Mund nicht halten
konnte. Wenn sie aber gefragt wurde, was sie später werden
wolle, habe sie mit der Antwort gezögert, um aber dann herauszuplatzen
'Königin'. Das habe ihr das Gelächter der Schüler und
den Spott der Lehrerin eingebracht. Sie würde nicht Königin
werden, sie solle ein realistischeres Ziel nennen. "Tränen
hielten sie davon ab zu erklären, warum sie Königin gesagt
hat, denn, wenn sie diese Autorität hätte, würde sie
Betschuanaland davor bewahrt haben, das metrische System zu
wechseln." Sie habe gezögert, weil sie eigentlich
Ärztin sagen wollte, aber wusste, Mädchen wurden Krankenschwestern,
nicht Ärztinnen. Schließlich habe sie gesagt, sie wolle Lehrerin
werden.
"Aber
ich wollte ihr sagen", so das wörtliche Romanzitat,
"dass ich nicht Lehrerin werden wollte, weil ich nicht
gewillt war, Kinder zu schlagen. Ich konnte mir nicht vorstellen,
über Kindern zu stehen und ihnen mit einem Bambusrohr zu drohen,
aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, wie man Lehrer
sein konnte, ohne genau das zu tun."
Nach
Nichtbestehen der Taufklasse habe sich Nei vor ihren Klassenkameraden,
die bestanden hatten, versteckt. Sie hatte einfach zu viele
Fragen an "die weiße Frau mit dem grimmigen Gesicht",
heißt es unvermittelt. Vermutlich soll mit dieser Aussage
der wahre Grund für ihr Nichtbestehen angedeutet werden,
zumal das folgende Zitat die Gesinnung der Lehrerin entlarvt
und die Schwierigkeit aufzeigt, eine solche Geisteshaltung
nicht zu hinterfragen:
"Ein
Geist, der das Wort Gottes hinterfragt, ist ein Geist, der
von Satan bewohnt wird. Verbanne Satan aus deinem Geist und
dein Herz wird frei von Zweifeln sein. Ich kann dir versichern,
Neinsagerin, dass große Geister, diese Wahrheiten ergründet
haben, lange bevor du geboren warst, lange bevor irgendeiner
von uns geboren war."
Vieles
mehr über die Familie, gebe es in dem Buch zu lesen, heißt
es abschließend, über die Schule und das Dorfleben in Mochudi,
auch darüber, was mit denen geschehe, die nach →
Südafrika
abhauten und darüber, wie das Dorf auf jene reagiere,
die zurückkehrten.· (MmegiBots, ÜEK:
J.K.)
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