In
einem Artikel für die englischsprachige Tageszeitung
Mmegi berichtet Tiro Sebina, Herausgeber, Literaturdozent
und selbst Dichter, über Barolong Seboni:
"Botsuanas Schriftsteller Nr.1 ist zurück"
Barolong
Seboni, Botsuanas
bestens bekannter englischsprachiger Dichter, schreibt Sebina,
sei von einem 3-monatigen Aufenthalt aus den USA zurückgekehrt,
wo er an dem berühmten Iowa International Writers
program teilgenommen habe.
Seboni
sei euphorisch, heißt es in dem Bericht weiter, wenn er von
der bereichernden interkulturellen Verschmelzung und Interaktion
mit Schriftstellern aus Ländern wie Deutschland, Polen, Mongolei,
Burma, China, Irland, Ungarn, Jugoslawien, Rumänien, Korea,
Vietnam, Litauen, Chile und Argentinien berichte.
Die
Hauptbeschäftigung der Programmteilnehmer habe Vortrag und
Deutung von Poesie beinhaltet, reguläre Seminare zu Themen
der kulturellen Produktion. Eines der Highlights seiner Poetry-Performance,
so Tiro Sebina, sei die gemeinsame Darbietung mit Stefan Harris
gewesen, einem begabten jungen asiatisch-amerikanischen Xylophon-Spieler.
Harris' Jazz sei mit den Klängen und Rhythmen seiner Gedichte
richtig verschmolzen.
"Was
Seboni in seiner Interaktion mit Dichtern verschiedener Länder
am meisten auffiel, ist die Tatsache, dass sie ihre Gedichte
in anderen Sprachen als der englischen verfassten. Die meisten
der 24 Dichter aus 22 verschiedenen Ländern benutzten indigene
Sprachen als Medium ihres künstlerischen Ausdrucks."
Für Seboni habe die Frage der Sprache größere Vordringlichkeit
angenommen. Außerdem sei ihm aufgefallen, dass all die Schriftsteller
schon etabliert waren, weitgehend publiziert hatten, und ebenso
leidenschaftlich in ihrer Berufung wie wissend in literarischen
Dingen waren. "Sie waren vielfältig beschäftigt in Berufen,
die mit dem Schreiben zusammenhängen, als Journalisten, Verleger
oder Redakteure." Die Schriftsteller aus Osteuropa beispielsweise
setzten sich mit künstlerischen Problemen im Zusammenhang
mit den Gegebenheiten nach dem Kalten Krieg und der Globalisierung
auseinander.
Der
Aufenthalt in Iowa, gibt Tiro Sebina Sebonis Erfahrungen weiter,
sei fruchtbar gewesen, da Seboni Zeit gefunden habe, mit seinen
literarischen Projekten weiterzumachen. Er habe daran gearbeitet,
1400 Setswana-Sprichwörter und Rätsel von Prof. M.O.M. Seboni,
einem seiner intellektuellen Vorfahren, zu übersetzen,
ferner an seiner populären humoristischen Kolumne im Botswana
Guardian - Nitty Gritty (etwa: auf den Punkt kommen)
-, um sie für eine Buchveröffentlichung vorzubereiten.
Er habe ebenfalls an der Produktion einer revidierten Fassung
von Thinking Allowed (Denken erlaubt) und anderen Sammlungen
geistreicher Sozialkommentare gearbeitet
"Die
Reise nach Iowa war eine von verschiedenen produktiven Abwesenheiten
von der Heimat, die ihm Zeit und Raum gaben zu reflektieren
und kreativ zu schaffen." Obwohl er sich außerhalb von Botsuana
nicht immer zu Hause fühle, betrachte Seboni diese "strukturelle
Entfernung" von der Heimat als "Periode der Entwicklung und
des künstlerischen Wachsens". Sein erster, sehr langer
Aufenthalt außerhalb von Botswana
sei in den Jahren 1966 bis 1970 gewesen, als er als Teenager
in London lebte. Ausfluss dieser Zeit sei die Fähigkeit, die
englische Sprache mit Selbstvertrauen und Leichtigkeit anzuwenden.
Images
of the Sun (1986), seine erste Gedichtsammlung, sei ein
experimentelles Projekt gewesen, das er auf den Weg brachte,
während er Mitte der 80er Jahre in den USA studiert habe.
1990 habe er an der Veranstaltung Poets on The Frontline
in Großbritannien teilgenommen, wo er wieder Verbindung mit
den Schriftstellern Mongane Serote und Mandla Langa aus dem
südlichen Afrika Kontakt aufgenommen habe. Er habe auch
einige Lesungen in Irland und Wales gegeben. 1993 sei er als
Poet-in-residence an der Scottish Poetry Library,
in Edinburgh gefördert worden. Frucht dieser Periode sie "die
glänzende Sammlung" mit dem Titel Windsongs of the Kgalagadi
(1995).
Den
gegenwärtigen Zustand der Lyrik-Produktion in Botsuana kommentierend,
beobachte Seboni, dass die lokale Produktion englisch geschriebener
Prosa der Lyrik hinterhinkt, welche allmählich zu einer populären
Kunstform avanciert. Live-Poetry-Performances würden
in einer Vielzahl von Orten - Gaborone und andere im Lande
- aufgeführt. Es gebe bereits eine beträchtliche Anzahl
von Lyrikpublikationen lokaler Dichter.
Als
Antwort auf die Frage nach der zukünftigen Rolle der
Lyrik in Botsuana, schreibt Sebina, äußere Seboni
sich offen: "Solange wir in unseren Schulen nicht Literatur
unterrichten, werden Lyrik und andere Literaturformen keine
Rolle bei der Entwicklung des Landes spielen. Wir, in Botsuana,
müssen nicht davor zurückschrecken, Schriftsteller,
Romanciers, Dichter und Autoren von Kurzgeschichten zu fördern
und zu unterstützen", rate der Dichter, der von David Rubadiri
als "eine Person, die ziemlich scheu, groß und kuschlig wie
ein Bär ist" beschrieben werde. Seboni beobachte, dass lokale
Dichter und Kulturaktivisten im Allgemeinen unterbewertet
und wenig geschätzt würden. Er glaube, sie erhielten
nicht die nötige materielle Unterstützung und Aufmunterung.
Seinem Gefühl nach müsse poetisches Talent entdeckt,
entwickelt und anerkannt werden. Seboni schlage vor, heißt
es abschließend, "ein Weg, künstlerisches Schreiben zu
unterstützen ist, die relevanten Regierungskörperschaften
zu verpflichten, eine nennenswerte Menge von Exemplaren eines
jeden Buches eines lokalen Schriftstellers zu kaufen". ·
(MmegiBots,
ÜEK:
J.K.)
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