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Portrait des slowenischen Philosophen Slavoj ižek – Teil I
Kritischer Blick in Slavoj ižeks Werk Slavoj ižek, der heute zu den anerkanntesten und gleichzeitig umstrittensten Philosophen und Kulturtheoretikern Europas, wenn nicht der Welt zählt, wird 1949 in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana als einziges Kind einer Mittelschichtfamilie geboren. Beide Elternteile, sein Vater Joe ist Ökonom, seine Mutter Vesna Buchhalterin, sind Atheisten. Aufwachsen wird er überwiegend im Küstenort Portoro. Als er im Teenager-Alter ist, zieht die Familie nach Ljubljana, wo er 1967 an der Soziologischen Fakultät der dortigen Universität mit dem Studium der Philosophie und der Soziologie beginnt. Nach Bachelor- und Masterabschluss erfolgt 1981 die erste Promotion, die sich mit dem Deutschen Idealismus auseinandersetzt. Internationale Aufmerksamkeit erregt ižek Ende der 1980er Jahre mit den ersten Veröffentlichungen außerhalb seiner Heimat. 1988 erscheint in Französisch eine Revision seiner zweiten, in Paris abgelegten Doktorarbeit unter dem Titel: Le plus sublime des hystériques. Hegel passe (dt.: Der Erhabenste aller Hysteriker. Psychoanalyse und die Philosophie des deutschen Idealismus. Wien 1992) sowie in englischer Sprache The Sublime Object of Ideology (1989). Dieses Buch, das nach Ansicht des Autors wie seiner Kritiker zu seinen besten zählt, ist bis heute nicht in deutscher Übersetzung erschienen. Darin vergleicht Slavoj ižek Ideologie, ausgehend vom Kant'schen Begriff des Erhabenen, mit einer überwältigenden und kraftvollen Erfahrung, die jenseits aller Wahrnehmung liege und sich intellektuellem Zugang entziehe und kommt zu der Auffassung, die Vorstellung, der Ideologie entfliehen zu können, eine Wahl zu haben und jenseits von dieser Befriedigung und Unabhängigkeit erlangen zu können, gehöre selbst ins Reich der ideologischen Phantasmen. In diesen beiden Büchern - wie auch schon davor in den slowenischen Publikationen - wird der große Themenzusammenhang deutlich, dem der in Philosophie und Psychoanalyse Promovierte fortan in unzähligen Veröffentlichungen folgen wird: das Durchleuchten philosophischer Systeme mit dem Instrumentarium der Psychoanalyse, genauer: der deutsche Idealismus aus Lacan'scher Sicht. Zur Verdeutlichung zieht der Theoretiker ižek viele Beispiele aus der gesellschaftlichen Praxis heran, insbesondere aus dem kulturellen Bereich und der bekennende Linke und Materialist wendet sich der Dialektik der Politischen Ökonomie in Historie und Gegenwart zu. Insbesondere seine anschaulichen Beispiele aus Literatur und Film sichern ižek eine stetig wachsende Leser- und Zuhörergemeinde, während seine Kommentare – ob anlässlich von sozialen Unruhen oder von Terroranschlägen wie zuletzt in Frankreich auf Charlie Hebdo – in einem für einen Philosophen ungewöhnlichen Maße weltweit Beachtung in den Medien finden. Gleichzeitig sind die Vorwürfe von Seiten der wissenschaftlichen Kritik nie ganz verstummt, die in ižeks Werken das Fehlen von Stringenz und Systematik bemängelt, was wiederum Unterstützer auf den Plan ruft, die ižeks Methodik auf Lacans Lehre selbst rückführen, die in ihrer Komplexität nicht durchweg Kohärenz aufweise.
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