"Rastafaris fördern die alternative Landwirtschaft"
Zu
Beginn des Artikels stellt die Addis Tribune fest,
dass die hiesige Rastafari-Gemeinschaft Jahrzehnte lang nicht
ernst genommen worden sei, und die Äthiopier sie als
lächerlich bezeichnet hätten.
All das änderte sich nun durch die Anstrengungen einer
Rastafari-Nichtstaatlichen-Organisation (→NGO),
die alternative Landwirtschaftstechniken und Entwicklungsprogramme
für Jugendliche fördere.
"Wir wollen die Ansicht aufbrechen, dass wir Rastas den ganzen
Tag lang nur Reggae-Musik singen und Marihuana rauchen. Wir
sind ernsthafte Entwicklungsarbeiter", sagt Ras Kabinda, ein
Teilnehmer der Ethiopian World Federation.
"Die Zeit für den Aufbau der Nation ist gekommen. Wir
müssen all das eitle Geschwätz stoppen und die Dinge
in Bewegung setzen", fügt der in der Dominikanischen
Republik geborene Kabinda hinzu. Er sei 1992 nach Äthiopien
gekommen.
"Es ist eine Sache von Afrika zu reden und zu fantasieren,
wenn du aber nach Hause kommst und siehst die Bedingungen
der Jugend hier, merkst du, du hast ernsthafte Arbeit vor
dir. Wir brauchen solide Trainingsprogramme für sie",
betont er.
Der Bericht beschreibt Shashemene, ca. 220 km südlich
von Addis Abeba gelegen, als das geistige Heim der Rastafaris
oder Rastas. Ca. 100 Familien hätten sich hier niedergelassen.
"Der letzte Kaiser Äthiopiens, Haile-Selassie, übergab
1948 den glühenden Anhängern etwas Land in Shashemene,
einer Handelsstadt von ungefähr 60 000 Einwohnern,
um ihren Wunsch entgegenzukommen, nach Afrika zurückzukehren
und einen Platz zu haben, wo sie sich niederlassen können."
Die Addis Tribune erläutert in Grundzügen
die Legende, der zufolge die Haile-Selassie-Dynastie bis zu
den Biblischen Zeiten des König Salomons und der Königin
von Sheba zurückverfolgt werden könne. "Rastafaris
glauben, dass Haile-Selassie oder Ras Tafari, wie es im Alten
Testament prophezeit war, der lang erwartete Messias vom Hause
Davids sei, der sie wegführen würde aus ihren Ländern,
wo sie unterdrückt wurden und sie nach →
Äthiopien
bringen würde, was sie als ihr Zuhause betrachteten."
Die Ethiopian World Federation betreibe zwei Schulen
in Shashemene, eine für Grundschüler, die andere
für die gymnasiale Unterstufe.
Die Wochenzeitung berichtet von Plänen für eine
Modellfarm auf einem 500 Hektar-Grundstück. Ebenso sei
ein Computerzentrum für etwa 200 Studenten in Vorbereitung
unter der Aufsicht des Haile-Selassie-Instituts für Fortgeschrittenes
Lernen, einem Zweig der Föderation.
"Wir versuchen von der Regierung ein Grundstück von 500
Hektar Land zu erhalten. Wir wollen den äthiopischen
Landwirten demonstrieren, dass es alternative Wege der landwirtschaftlichen
Arbeit gibt", zitiert die Zeitung Kabinda, der fortfährt:
"Wir wollen Modellfarmen aufbauen und mit der Jugend arbeiten
- das Rohmaterial ist bereits da, und wir wollen die Farmen
in Nahrungszentren verwandeln".
Das Projekt habe den Segen des Rathauses von Shashemene, heißt
es, und die Organisation warte nun auf die Antwort der Bundesregierung.
Informationstechnologie zähle Kabinda zufolge ebenso
zu den Prioritäten der Ethiopian World Federation.
Er berichtet von einem Spender, der bereit sei, 200 Computer
zu übergeben.
Dann kommt Kabinda auf die wenigen Möglichkeiten der
ansässigen Jugend zu sprechen. Es fehle ihr an Mittel,
ihren Einfallsreichtum und ihre Kreativität auszudrücken
zu können.
Rastafarismus, oft assoziert mit der armen schwarzen Bevölkerung
von Jamaica und dem Rest der Karibischen und Westindischen
Inseln, sei nicht nur eine Religion sondern auch eine Lebensweise,
so der Bericht. Rastafaris glaubten an die starke Verpflichtung,
sich gegen Armut, Unterdrückung und Ungleichheit aussprechen
zu müssen. "Die Rastalocken eines Rastafaris symbolisieren
die Rebellion gegen das System und die 'passende' Haartracht."
Marihuana werde von den Rastafaris zu spirituellen und medizinischen
Zwecken benutzt, "und sie sind Vegetarier; sie essen nur natürliches
Essen, ohne Salz gekocht, Konservierungsmittel oder Gewürze.
Alkohol ist Tabu, wie auch Kaffee, Milch und Soft Drinks."
Unglücklicherweise sei die Lebensweise der Rastafaris
in Äthiopien missverstanden worden und viele der jüngeren
Generation der Rastas waren gezwungen ihre Rastalocken abzuschneiden,
um nicht angestarrt und belächelt zu werden.
In der Folge erklärt Ras Kabinda von der Ethiopian
World Federation, die Zeit für die Äthiopier
sei gekommen, von den Rastafaris zu lernen. Zur Vermeidung
einer jährlichen Hungersnot müssten die Ursachen
identifiziert und beseitigt werden.
Er spricht sich entschieden gegen das Monokultur-System wie
gegen chemische Düngemittel aus.
(...)
Äthiopien sollte die traditionelle Landwirtschaft den
Hochertragsmethoden vorziehen. (...)
"Als Rastafaris sind wir Pro-Äthiopier. Wir möchten
unsere Brüder und Schwestern nicht in Armut sehen. Wir
wollen keine hungrigen Babys sehen. Das ist überhaupt
nicht die Art unseres Volkes. Wir wollen jedermann auf dem
selben Level haben." ·
(Addis
Tribune, ÜEK:
J.K.)
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