In
einem Artikel von Bonny Schoonakker berichtet die südafrikanische
Zeitung Sunday Times von
→ Nadine Gordimers
Rücknahme der Autorisierung ihrer Biographie.
Es
heißt weiter, die Nobelpreisträgerin Nadine Gordimer
sei des Versuchs beschuldigt worden, die Veröffentlichung
ihrer Biographie zu stoppen. Die Chefredakteurin des Verlagshauses
Bloomsbury sagte am Freitag, ihr Unternehmen zöge sich
zurück von dem Vertrag mit dem in Kapstadt ansässigen
Autor Ronald Suresh Roberts, der mit der Recherche zum Thema
vor acht Jahren begonnen hatte.
Wie
Calder sagte, würde Bloomsbury die Biographie No Cold
Kitchen, die ursprünglich mit Gordimers Kooperation
geschrieben worden sei, nicht publizieren, da Gordimer die
Veröffentlichung nicht länger autorisiere.
Zunächst
verweigerte Gordimer einen Kommentar, aber gestern, heißt
es in dem Artikel, schlug sie zurück, indem sie Suresh
Roberts beschuldigte, eine Abmachung von 1997, die ein Buch
über ihr Leben und ihre künstlerische Entwicklung
betreffe, nicht einzulösen.
Suresh
Roberts, der einen anderen Verleger für das Manuskript
gefunden habe, sagte, er war geradezu verwirrt, dass Gordimer
das Werk trotz ihres lebenslangen Kampfes für die Meinungsfreiheit
"zensiert" habe.
Bloomsbury
sollte das Buch, heißt es weiter, bis zum Ende des Jahres
publizieren. Stattdessen würde, Suresh Roberts zufolge,
der in Kapstadt ansässige Jonathan Ball es zu Beginn
nächsten Jahres in Zusammenarbeit mit einem anderen britischen
Verleger herausbringen.
Suresh
Roberts verwarf Calders Behauptung, Bloomsburys Vertrag habe
nur die Veröffentlichung einer "autorisierten" Biographie
beinhaltet, als "bestürzende Unwahrheit".
Suresh
Roberts gab an, dass Jonathan Galassi, sein Redakteur beim
New Yorker Verlag Farrar, Straus and Giroux, der auch Gordimers
US Verlag sei, sich nach entsprechenden Instruktionen Gordimers
ebenfalls von der Veröffentlichung des Buches zurückgezogen
habe.
Die
Sunday Times zitiert den Biographen, der sich auf Gordimers
Ruf als "eine kompromisslose Gegnerin der Zensur" bezieht:
"Dies ist ein empörendes Verhalten einer Frau, die beansprucht
eine Verfechterin der freien Rede zu sein".
Und:
"Sie wollte ohne Eitelkeit oder Makel erscheinen. Ich verweigerte
dies ... Es ist nur so, dass sie es nicht gewohnt ist, in
einer Art und Weise beschrieben zu werden, über die sie
keine Kontrolle hat."
Gordimers
Tochter, Oriane Taramasco, habe dem Biographen aus Italien
geschrieben, um ihm mitzuteilen, wie sehr sie die Lektüre
des Manuskripts genossen habe, bei der sie Neues von ihrer
Mutter erfahren habe.
Gordimer
hat eine Kopie ihres Abmachung mit Suresh Roberts an die Sunday
Times geschickt, in der sie darauf hinweist: "Meine vertragliche
Beziehung mit Mr. Roberts sieht insbesondere vor, dass 'Gordimer
das Recht besitzt den Entwurf zu überprüfen, der
dem Verlag übergeben wird und das Recht hat einen Abzug
der Endfassung des Textes zu überprüfen, die vom
Verlag redigiert und für die Veröffentlichung genehmigt
ist. Sollte Gordimer Einwände haben und sollten solche
Einwände nicht zu ihrer Befriedigung berichtigt werden,
dann hat sie das Recht, ihre Genehmigung einer öffentlichen
Anerkennung ihrer Teilnahme am Buch zurückzuziehen; es
würde nicht eine autorisierte Biographie genannt werden
dürfen. ... Gordimer besitzt ebenfalls das Genehmigungsrecht
für den Titel.'"
Gordimer
fügte hinzu: "Einwände, die von mir im März
2003 erhoben wurden, sind bis heute nicht beantwortet worden
und soweit mir bekannt ist, wurden sie nicht, wie vertraglich
vereinbart, berichtigt. Es handelt sich nicht um eine Opposition
zur Veröffentlichung des Buches, lediglich um eine zu
Teilen des Textes, die von mir nicht genehmigt wurden, wie
vertraglich mit Mr. Roberts vereinbart."
Gordimer
wird von der Sunday Times weiter zitiert: "In Berücksichtigung
einer beträchtlichen Anzahl von ungenauen und in manchen
Fällen unwahren Behauptungen, bin ich nicht bereit, die
Sache weiter öffentlich zu behandeln. Ich behalte mir
meine Rechte natürlich vor."
Suresh
Roberts gibt dagegen an, Gordimer habe sich, obwohl sie ihm
Zugang zu ihren Unterlagen und Archiven gegeben habe, "ununterbrochen
eingemischt", darauf bestehend, dass Aspekte ihres Privatlebens
ausgespart werden müssten. ...
Der
Biograph sagte weiter, er habe den Verdacht, ihre Einwände
richteten sich nicht auf kompromittierende Details, sondern
dahingehend, ihre Geschichte von jemand anderen erzählen
zu lassen.
Roberts
berichtet, dass Calder von Bloomsbury in einem Brief an seinen
Londoner Agenten geäußert habe, No Cold Kitchen
sei "brillant", aber dass eine Veröffentlichungsofferte
nicht länger bestünde. Calder sagte, sie hätte
diese lange und lebendige Biographie mit großem Interesse
und mit Bewunderung gelesen. Es sei in vielfacher Weise ein
brillantes Buch, insbesondere in seinen Analysen von Nadine
Gordimers Werk.
Nichtsdestotrotz
war Bloomsbury nicht mehr in der Lage den Vertrag mit Suresh
Roberts einzuhalten, "in Anbetracht der Tatsache, dass er
nicht mehr die Autorisierung von Nadine Gordimer besitze.
Es tut mir sehr Leid, aber sie werden das Problem für
Nadine Gordimers Verleger verstehen."
Von
der Sunday Times danach gefragt, warum Gordimer ihre
Autorisierung zurückgezogen habe, äußerte
Calder sich nur kurz, indem sie ihren Brief an King wiederholte:
"Wir machten einen Vertrag mit Ronald Suresh Roberts für
ein autorisiertes Leben von Nadine Gordimer. Als Nadine Gordimers
Verleger können wir das Buch in seiner gegenwärtigen
Form nicht publizieren, da es nicht länger autorisiert
ist." ·
(SundayTimes SA, ÜEK:
J.K.)
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