Die
freitags erscheinende südafrikanische Wochenzeitung Mail
& Guardian berichtet über anstehende Gefängnisreformen
im angrenzenden
→ Swasiland,
deren Auslöser steigende Aids-Raten sind.
Die
Zeitung zitiert einen anonym bleibenden hohen Beamten aus
der Gefängnisverwaltung: "Es wäre falsch zu behaupten,
Gefängnisse in Swasiland seien inhuman, aber es gibt
viel Raum für Verbesserungen, um sie sicherer vor HIV-Infektion
zu machen; Insassenmissbrauch und andere Missstände treten
mehr oder weniger endemisch auf".
Der
Direktor der Gefängnisverwaltung Mguni Simelane wird
mit folg. Worten zitiert: "Wir sind einen langen Weg gegangen,
bevor wir die verheerende Wirkung von Aids innerhalb der Gefängnisse
erkannten". Was das heißt, unterstreicht der Bericht
mit der Feststellung legaler Beobachter der Situation in Swasiland,
die Dementis innerhalb der Diskussion um Aids in Gefängnissen
an der Tagesordnung sehen.
Vor
zwei Jahren wurde ein 24 Jahre alter Mann aus Mosambik in
ein Gefängnis des Landes verwiesen und war von den Zuständen,
die er vorfand, so die Wochenzeitung, so entsetzt, dass er
sich Monate später nach seiner Freilassung an die Presse
wandte, um davon zu berichten. Knaben würden gemeinsam
mit älteren Männern in eine Zelle gesteckt und Missbrauch
sei gang und gäbe, woraufhin die Gefängnisverwaltung
unverzüglich 1 Dutzend Insassen aufmarschieren ließ,
um die Behauptung zu widerlegen.
Es
gebe keine widernatürlichen Sexualpraktiken in Swasilands
Gefängnissen, betonten verschiedene Gefängnisinsassen
bei einer Pressekonferenz.
Dieses
Leugnen wurde weitgehend verspottet, heißt es weiter
in dem Bericht, und der Mosambikaner blieb bei seiner Darstellung,
die später in einem Buch über Missbrauch veröffentlicht
wurde, welches auch die Aussagen eines Gefängniswärters
enthielt, der junge Insassen nach bestem Vermögen vor
Missbrauchssituationen zu schützen versuchte.
Dieser
Gefängniswärter sagte lt. Mail & Guardian
anonym aus, jedoch erkannten zur selben Zeit offizielle Stellen,
dass Vergewaltigung und gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen
im Gefängnis zur Ausweitung von HIV führten.
Das
Internationale Rote Kreuz war eine der Organisationen, die
diesen Wechsel herbeiführten, heißt es, bevor Iris Dlamini,
eine Rot Kreuz-Schwester zitiert wird:
"Gefängnisoffizielle
erzählten uns privat, was sie öffentlich nicht gesagt
hätten, weil sie sich in einem Zwiespalt befänden".
Sie
fügt hinzu: "Sie konnten es Aids-Hilfsgruppen nicht erlauben,
Kondome in Gefängnissen zu verteilen, obwohl sie von
Sex unter Männern und steigenden HIV-Infektionen wussten.
'Wenn wir Kondome erlauben, würde das unmoralisches Verhalten
fördern', erklärten sie uns".
Aber
albtraumhafte Aids-Statistiken allarmierten die Bürger
von Swasiland, berichtet die südafrikanische Wochenzeitung.
Gegen
Ende vergangenen Jahres veröffentliche das UN-AIDS-Hilfsprogramm
(UNAids) einen Bericht, das Swasiland zum ersten Mal neben
→Botsuana
auflistet,
als bei den
Erwachsenen am höchsten
mit HIV infiziertes Land der Erde. Ca. 40 % der erwachsenen
Bevölkerung seien betroffen.
Die
Situation innerhalb der Gefängnisse, wo auch Wärter
zu den Opfern zählen, löste, heißt es in dem
Bericht weiter, ebenso Aktionen innerhalb der offiziellen
Gefängnisverwaltung aus. Der oben zitierte Direktor Simelane
kommt erneut zu Wort:
"Wir
haben dem Roten Kreuz Zugang zu allen Insassen des Zakhele
Remand Centre, des Matsapha Maximum Security Prison und anderer
Gefängniseinrichtungen gewährt. Sie klären
männliche und weibliche Insassen über Aids auf und
empfehlen Safer-Sex-Praktiken".
(...)
Die
ebenfalls bereits zitierte Rot-Kreuz-Schwester abschließend:
"Gefängnisinsassen
sind in der hohen Risikogruppe, was bedeutet, sie stellen
eine größere Gefahr für die ganze Gesellschaft
dar, wenn ihr Verhalten im Gefängnis zu Aids führt.
Offensichtlich müssen wir Aids am Ort der Entstehung
stoppen, um die Gesellschaft zu schützen" ...
(Mail
& Guardian, ÜEK:
J.K.)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus
dem Englischen Übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©
Quelle:
Mail
& Guardian, Südafrika (englischspr. Wochenzeitung,
Mail & Guardian) |