"Ein Aktionsplan für den Kampf gegen die Bettelei
in Rabat: Die Hauptstadt zu einer Stadt ohne Bettler machen"
Jihane
Gattioui berichtet für die französischsprachige
marokkanische Tageszeitung Le Matin "von dem wichtigsten
Vorhaben des Ministeriums für Soziale Entwicklung, Familie
und Solidarität seit seiner Schaffung".
Der zuständige Minister, Abderrahim Harouchi, spricht
in einem Zitat von der "Geißel der Bettelei", die im
Land herrsche und von einer "Priorität unseres Ministeriums".
Er betont: "Wir haben bereits mit dem Einsatz eines Aktionsplans
in Casablanca begonnen, und die Resultate sind befriedigend.
Rabat wird die zweite Stadt mit dieser Strategie sein".
Der
Plan betrifft Kinder unter 7 Jahren, heißt es weiter,
die von Erwachsenen benutzt würden sowie bettelnde Kinder
in Altersklassen zwischen 8 und 12 Jahren. Einige Kinder der
ersten Kategorie hätten weder ein nahes noch ein entfernteres
Verwandtschaftsverhältnis zu den sie begleitenden Personen.
Der
Hauptgrund für diesen sozialen Missstand sei Armut. Drakonische
Maßnahmen müssten unverzüglich unternommen
werden. In der Tat sei ein großer Teil dieser Kinder
durch Dritte "entliehen", um sie für die Bettelei zu
benutzen. Viele von ihnen würden sogar von Drogen abhängig
gemacht, um sie zur Bettelei verleiten zu können und
um ihnen die Scham zu nehmen. Den Kindern fehlte die Wärme
der Familie, sie könnten ihre Kindheit gar nicht ausleben;
Spiel und Zerstreuung existierten nicht in ihrem rauen Leben.
Die
Verantwortlichen sind sich dieser katastrophalen Situation,
deren Opfer Hunderte von Kindern sind, bewusst, heißt
es in dem Bericht weiter. Um diese Geißel zu beseitigen,
sei der Aktionsplan ausgearbeitet worden. In zwei Phasen werde
man sich zunächst der Jungen, dann der Mädchen annehmen.
(...)
Der Bahnhof, die Märkte und die Autobusse seien die bevorzugten
Orte der Bettler der Hauptstadt. Jeder erfinde bewegende Geschichten.
Man glaubt ihnen sogar, dass die sie begleitenden Kinder ihre
wahren Sprösslinge seien. Sie wählten sich ein Zielobjekt
aus und wendeten für jede einzelne Person eine besondere
Strategie an, mit der sie einen durchschlagenden psychologischen
Druck ausübten. Touristen und Bürger fühlten
sich durch ihre Bitten beschämt.
Noch
einmal kommt der Autor auf die Notwendigkeit zu sprechen "diese
Geißel zu bekämpfen", die "mehr und mehr
wütet und die die Zukunft des Tourismus unseres Landes
bedroht"
Das
Gelingen des Aktionsplans des Ministeriums für Soziale
Entwicklung, Familie und Solidarität sei nicht nur von
finanziellen Mitteln abhängig, sondern auch von flankierenden
Maßnahmen in den unterschiedlichen Fällen. Dutzende
von Sozialarbeitern seien mobilisiert worden, um die ausgenutzten
Kinder aus dem Griff der Bettler zu retten, die dann in die
Gesellschaft reintegriert werden müssten. Man habe die
Eltern kontaktiert, die ihre Kinder an Bettler "entleihen".
Falls möglich, würden die Kinder zu ihren Familien
zurückkehren, um mit ihnen zu leben, falls nicht würden
sie in einer dafür geschaffenen Einrichtung aufgenommen
werden. "So gibt man ihnen die Gelegenheit zu einem normalen
und würdevollen Leben, um ein Beispiel für gleichaltrige
Kinder abzugeben".
Die
Bürger könnten dazu beitragen, diese Geißel
einzudämmen, indem sie sich versagten, den Bettlern Geld
zu geben. So würde niemand mehr daran denken, dieses
"Gewerbe" zu praktizieren.
"In
einer Stadt ohne Bettler zu leben, das ist der Traum von Millionen
von Bürgern", schließt der Bericht: "Er könnte
Realität werden, wenn die Vorschriften für den Aktionsplan
des Ministeriums für Soziale Entwicklung, Familie und
Solidarität gut befolgt würden."
· (Le Matin,
Marokko,
ÜFK: J.K.)
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