»Erneuter Tod in Bong«,
heißt
es in einem Artikel der liberianischen Tageszeitung The Analyst
und im Untertitel: »Einwohner von Furcht ergriffen -
unbekannte Täter - noch keine Verhaftungen durch die
Polizei«.
Gbarnga,
der städtische Verkehrsknotenpunkt im zentralen Hochland
Liberias, neben der Hauptstadt Monrovia als Schmelztiegel
bekannt, habe kürzlich wegen »ungeklärter
Tode von Frauen, Kindern und älteren Menschen traurige
Berühmtheit« erlangt.
Vor
der Hintergrund der ansteigenden Zahl unbekannter Toter erscheine
die »Polizei perplex«. Die Tode in den vergangenen
Monaten seien auf Selbstmord, versehentliche Gewehrschüsse
von Jägern, auf Entführung durch unbekannte Männer
und auf offenen Mord durch Gewalt und Missbrach durch Bedienstete
zurückzuführen.
Nach
dieser einleitenden Erklärung kommt der ungenannte Berichterstatter
auf den Anlass des Artikels zu sprechen: »Nun hat sich
ein neuer Mord ereignet und zusammen mit Dutzenden früherer
Fälle wird er von der Polizei untersucht.«
Der
Reporter Marcus N. Malayea, heißt es weiter, habe aus
der Region Gbarnga Bong übermittelt, dass der Leichnam
eines unbekannten Mannes kürzlich nahe der Dolokelen
Gboveh High School in Gbarnga City auf dem Wasser treibend
entdeckt worden sei.
Bis
zum Redaktionsschluss habe die Polizei in Gbarnga City das
Opfer weder identifizieren noch die Gründe klären
können, warum der Körper im Wasser trieb.
Eine
15-köpfige von der Polizei und der Kreisverwaltung einberufene
Jury sei jedoch vor einigen Tagen zu dem Schluss gelangt,
der Mann sei an Trunkenheit gestorben.
Woher
der Tote gekommen sei, habe die Jury nicht angegeben, jedoch
konstatiert: »Er ist beim Versuch, die schmale Brücke
zu überqueren, ausgerutscht und in den Fluss gefallen.
Es gibt weder Anzeichen von Verletzungen noch fehlen Körperteile«,
womit der Report des Komitees darauf hinweise, dass der »Tod
nicht im Zusammenhang mit Ritualen« stehe.
Mithilfe
von Interviews habe The Analyst herausgefunden, dass
der »Tote ein Kautschukzapfer war, auch wenn die Interviewten
nicht angeben konnten, wo er angestellt war«.
The
Analyst brachte des weiteren in Erfahrung, dass der Tote
aus einem Dorf namens Clarke Farm gerufen worden sei, das
am Rande von Gbarnga liegt. Der unbekannte Mann, dessen treibender
Körper von Passanten in den frühen Morgenstunden
am Montag, den 1. Mai 2006 gefunden worden sei, habe lt. Augenzeugen
kurze, halb zerrissene Nylonhosen, aber kein Hemd getragen.
Ihren
Angaben zufolge war »der Körper tief ins Wasser
getaucht, wobei der Kopf fast den Flussgrund berührte«.
Während der Todesnacht fiel ein sintflutartiger Regen,
doch weder die Jury noch die Passanten hätten angeben
können, ob und inwieweit dieser zum Tode beigetragen
habe.
Beim
Sammeln von Informationen, die zur Identität des Opfers
hätten beitragen können, habe sich eine grundlegende
Schwierigkeit gezeigt. Die Einwohner befürchteten, dass
jedes Angebot einer Erklärung zur Folge haben würde,
die Polizei würde von ihnen verlangen, »zur Untersuchung
bei(zu)tragen«, ein in Liberia gebräuchlicher Ausdruck
der Polizei, der solche Personen als »Verdächtige«
abstempele.
Bislang
habe die Polizei noch keine Festnahme im Zusammenhang mit
dem Tod des Unbekannten vorgenommen, bei dem L$ 60 in der
Tasche gefunden worden seien. Vermutlich sei er in der Unglücksnacht
aus der Gemeinde Jorkpenmue gekommen, eine der größten
mit Zuckerrohrsaftproduktion im Gebiet von Gbarnga.
Der
Leichnam sei inzwischen beerdigt worden, während die
Polizei die Untersuchungen fortführe. Mit der Entdeckung
des unbekannten Körpers, konstatiert der Berichterstatter
von The Analyst, erhöhe sich die Zahl von ungeklärten
Todesfällen, die aus Gbarnga und Umgebung berichtet wurden,
auf ein Dutzend.
Man
erinnere sich nur an Juni 2005, als der verstümmelte
Körper einer Mary Kolleh nahe Sgt Kollie Town, im Bezirk
Suakoko, entdeckt worden sei und kurz darauf der Körper
von Garmai Kolo in Bawoqulleh, ebenfalls im Bezirk Suakoko.
Der
Bericht zählt in der Folge weitere Fälle auf: einen
Selbstmord, den Mord eines eifersüchtigen Ehemannes an
seiner Ehefrau, den Fall eines unbekannten alten Mannes, der
vermutlich an Hunger gestorben und ein anderer Mann, der an
den Verletzungen gestorben sei, die ihm von Unbekannten in
Gbarnga zugefügt worden waren, der Fall einer Krankenschwester
die von Unbekannten unter einem Vorwand weggelockt und eines
Mannes, der während seiner Festnahme durch Bürger
- auch ihm wurde Mord angelastet - ermordet worden sei.
All
diese Tode, so »Beobachter«, wiesen darauf hin,
dass »die Region Bong seit dem Ende des Krieges eine
Brutstätte für Todesfälle mit ungeklärtem
oder trivialem Hintergrund geworden ist«.
Es
sei unklar, »was für die Gewalt in dieser Region
verantwortlich ist«, aber es gebe Vermutungen, so der
verblüffende Schluss, dass sie »im Zusammenhang
mit der Tatsache stehen, dass Gbarnga das Hauptquartier der
berüchtigten →
National
Patriotic Front of Liberia
gewesen ist«.
Während
der Besetzung von Gbarnga durch Rebellenorganisationen habe
sie junge Menschen rekrutiert und dazu benutzt, »einen
Krieg zu kämpfen, der den meisten von ihnen nichts brachte«.
· (Analyst,
Liberia, ÜEK:
J.K.)
Quelle:
Quelle:
THE
ANALYST, englischspr. liberianische Tageszeitung (Analyst,
Liberia )
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen
übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©
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