"So
frech, dass sie unsere Gesellschaft irgendwie aufpeppen"
Der
Bericht von Kezio-Musoke David aus Kigali fasst für die
kenianische Sunday Nation, Sonntagsausgabe der Tageszeitung
Daily Nation ruandische Meinungen zusammen, die →
Kenia und dessen Bewohner näher in Augenschein nehmen.
Erst vor einigen Wochen hätten sich über hundert
Kenianer in einem Hotel namens Laico Umubano in der ruandischen
Hauptstadt Kigali versammelt. Die Zusammenkunft sei keine
gewöhnliche gewesen.
Die Kenianer in →
Ruanda seien berühmt für’s Feiern, jedoch
habe diese Zusammenkunft auch eine Anzahl von Ruandern und
anderen Ostafrikanern angelockt. „Es war eine Riesenfeier
... um die Verkündung der neuen Verfassung von Kenia
feierlich zu begehen.“
Von einigen Angehörigen anderer Nationalitäten sei
das Fest mit den Kenianern in Ruanda mit gemischten Gefühlen
aufgenommen worden und mit Pomp von anderen. Gewöhnlich
würden die Ruander alle Nationalitäten willkommen
heißen, aber hinzufügen: „Wir finden Kenianer
faszinierender, gewitzter, mit einem feinen Geschäftssinn
ausgestattet und strikter und politisch aggressiver.“
Nach Ansicht eines ruandischen Journalisten, der namentlich
nicht genannt werden wollte, habe man nun, nach dem Gewaltausbruch
in Kenia, etwas gemein. „Setzen sie die Gewalt nach
den Wahlen in Kenia mit dem ruandischen Genocid von 1994 in
Beziehung, erkennen sie in beiden Ereignissen die ethnische
Spannung. Jedoch denke ich nach wie vor, dass Kenianer hitzige
Menschen sind. Sie schlagen sich in Kneipen und sind so stolz.
Irgendwie peppen sie unsere Gesellschaft auf.“
Nach der Gewalt nach den Wahlen in Kenya hätten Experten
vor einer Entwicklung wie in Ruanda 1994 gewarnt, als die
Gewalt in schrecklichen Ereignissen mündete und über
eine Million Tutsis und gemäßigte Hutus getötet
wurden. Einige der einflussreichen Führer, inklusve einer
Gruppe, die von Vizepräsident Kalonzo Musoky geleitet
wurde, seien nach Kigali gereist, um von Ruandas Versöhnungsprozess
zu lernen.
„Und wie werden Kenianer in Ruanda aufgenommen? Sind
sie wirklich Partylöwen, hart arbeitend, hitzig oder
einfach sie selbst?“ Als Antwort präsentiert Kezio-Musoke
David die Meinung eines Nachtschwärmers: „Ausgehend
von den Meldungen in den Medien verbinden wir Ruander die
Kenianer für gewöhnlich mit einem hohen Niveau von
Korruption. Wir sind immer überrascht von der Arbeitseinstellung
von typischen Kenianern. Der Nakumatt Supermarket hat die
Art, wie wir einkaufen, vollkommen verändert. Kigali
war es gewohnt um sieben Uhr abends ins Bett zu gehen, aber
die 24-Stunden-Ladenzeit hat unser Sozialleben dank der Kenianer
beeinflusst.“
Nachdem ein Ruander im letzten Jahr auf kenianischem Boden
eine Geldprämie in dem Realitiy-TV-Wettbewerb Tusker’s
Project Fame gewonnen habe, habe sich das Gefühl
eingestellt, dass Ruanda nun sozial wahrscheinlich den Hebel
finde, indem es in Richtung Integration mit regionalen Riesen
wie Kenia zusammenrückt.
„Kenia und Ruanda haben über Jahre eine warme Beziehung
genossen“, heißt es in dem Bericht weiter. Eine
vergleichende Volkszählung habe es zwar nie gegeben,
aber nach Angaben der Kenya Rwanda Business Association
gebe es gegenwärtig über 5.000 Kenianer, die in
offiziellen und inoffiziellen Geschäftsangelegenheiten
nach Ruanda ausgewandert seien.
Kenianer würden Firmenbüros besetzen und multinationale
Firmen führen. Als eine Geste der Gegenseitigkeit habe
der kenianische Präsident Mwai Kibaki während eines
Staatsbesuchs die Arbeitserlaubnis für Ruander, die in
Kenia arbeiteten oder Geschäfte führten, abgeschafft.
„Für einige wenige Ruander mit fremdenfeindlichen
Gefühlen gegenüber der kenianischen Auswanderergemeinde
war das nur fair.“
Unkommentiert breitet der Verfasser des vorliegenden Artikels
die Äußerungen eines „betroffenen Geschäftsmannes“
aus:
„Die Kenianer kommen hierher und übernehmen alle
Jobs. Sie leiten Rwandair, die Finanzinstitutionen, sie arbeiten
in der Informations- und Kommunikationstechnologie und auch
im Telekom-Geschäft. Sie betreiben Gastronomiebetriebe.
Der Typ, der die Kapitalmärkte in Ruanda etablierte,
ist ein Kenianer (Robert Mathu). Haben wir keinen fähigen
Ruander, der das machen könnte? Vielleicht sind sie fähiger
und erfahrener, aber was gewinnen wir als Ruander dabei oder
nehmen sie uns nur aus, was lernen wir von ihnen?“
„Jedoch“, fügt er hinzu, „Kibakis Geste
wurde mit Dankbarkeit aufgenommen, bedenkt man, dass er auch
sagte, Kenia würde Ruanda (und der Region) in der Suche
nach Frieden und im Umgang mit externen Elementen, die die
Stabilität der Region bedrohen, beistehen.“
Obwohl Ruanda kaum etwas nach Kenia exportiere, würden
viele Produkte kenianischen Ursprungs von den Ruandern konsumiert.
Laut William Mtengo, dem Repräsentanten der staatlichen
kenianischen Hafenbehörde (Kenya Ports Authority, KPA)
berechne Ruanda fünf Prozent für Transitgüter
in Mombasa.
Die Präsenz der Kenya Commercial Bank (KCB) und ihre
Zweitnotierung am ruandischen Börsenmarkt, das erste
Firmenkapital nach Eröffnung der Börse, zeige dass
kenianische Unternehmen vom ruandischen Privatsektor gut aufgenommen
werden. Nach der KCB habe auch die kenianische Equity Bank
ihr Interesse geäußert, eine Filiale zu eröffnen.
Der in Ruanda tätige kenianische Journalist David Oluoch
habe geäußert, dass tatsächlich eine Angst
existiere wegen Kenias typischer Haltung von Überlegenheit.
Mit einem Zitat dieses Journalisten beschließt Kezio-Musoke
David seinen Bericht aus Kigali:
Die strikte Beachtung der Regeln und Vorschriften der ruandischen
Behörden kann die Fremdenfeindlichkeit nicht begrenzen,
herrscht doch der Eindruck vor, dass die Kenianer sich in
Kigali zusammenscharen, um Gelegenheiten zu ergreifen, die
normalerweise für Ruander reserviert sein sollten.“ ·
(Sunday
Nation, ÜEK:
J.K.)
Quelle:
The
Sunday Nation, Kenya (Sunday Nation)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK:
J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert
v. Janko Kozmus ©
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