"Die Verwundete Generation"
Fine
Boys von Eghosa Imasuen; Kachifo, Farafina, Lagos, 2011
Rezensiert von Uzor Maxim Uzoatu aus Lagos für This Day
Live, Nigeria.
Gertrude Stein habe
von der "Verlorenen Generation" gesprochen, führt Uzor Maxim
Uzoatu ein, "während Wole Soyinka die Dimension der 'Verschwendeten
Generation' hinzufügte, aber in meinem Buch, soweit sogenannte
Generationen gehen, beansprucht auf dem afrikanischen Kontinent
das Zeitalter der Strukturellen Anpassung die größte Aufmerksamkeit,
ich möchte es die 'Verwundete Generation' nennen. Es war eine
Generation, die den heutigen Sündenfall bloßlegte, die Zerstörung
ganzer Völker und der gewissenlosen Abstufung gesellschaftlicher
und kommunaler Werte".
Die Geburt der "verwundeten Kinder" würde zur gegebenen Zeit
alle Sitten gefährden. Dies sei die Prämisse des 379-Seiten-Romans
Fine Boys von Eghosa Imasuen, behauptet der Autor
dieser Buchbesprechung, es sei eine Darstellung des Campuslebens
in der verkehrten Welt des Post-IWF-Nigeria. Der Beginn der
Militär-Präsidentschaft von General Ibrahim Babangida habe
Nigeria auf den Kopf gestellt und der damit verbundene Aufstieg
zur Macht seines Kumpans General Sani Abacha nach der ruinösen
Nichtigkeitserklärung der Präsidentschaftswahlen vom 12. Juni
habe den Kosmos buchstäblich aus den Angeln gehoben.
Imasuen, der alle Krisen durchlebt habe, um sich als Arzt
zu qualifizieren, könne wie der große russische Dramatiker
und Meister der Kurzgeschichte Anton Tschechow verbürgen,
"dass die Medizin seine rechtmäßig angetraute Ehefrau, während
die Literatur seine Geliebte ist, so dass er, wenn er der
einen überdrüssig ist, er die Nacht mit der anderen verbringt!
Imasuens Protagonist Ewaen in Fine Boys studiert
übrigens, um Arzt zu werden, an der Universität von Benin,
ein Campus, befallen von der völligen Fassungslosigkeit Nigerias
in den mörderischen Jahren von General Abacha."
Der Roman, der ganz nahtlos dahinfließt sei, so der Rezensent,
sei in drei Teile gegliedert: "Jahr Eins: Januar 1993 – März
1994; Jahr Zwei: März 1994 - März 1995; Jahr Drei: Juni 1995
bis (zur) Ewigkeit – Schon bei Beginn von Fine Boys
sei Ewaen harmonisch mit seiner bürgerlichen Familie verbunden,
so dass sein Vater ihn mit den Schulangelegenheiten betraue.
Er sei der ältere Bruder der irgendwie paradoxen Zwillinge,
des anständigen Osaze und des finsteren Eniye, die gleichzeitig
"intensive Rivalen und Seelenverwandte" seien. Vom Federal
Government College (staatl. Einheitsschule) in Warri kommend
immatrikuliere Ewaen sich in der "kulturverdorbenen" Universität
von Benin, "die Coming-of-age-Trope in Spannung".
Ewaens Eltern beschreibe Imasuen als ein unheimliches Paar:
"Papa und Mama hatten ihre großen Streitereien alle zwei Jahre.
Es war wie aufgezogen. In allen geraden Jahren, kann ich mich
erinnern, '82, '84, '86, '88, '90, gab es ein oder zwei Monate,
in denen wir packten und mit Mutter zu zu unserer Oma Nene
sind. Meistens ging dieser Ortsveränderung eine Nacht des
Terrors voraus, aus der Mutter mit einem blauen Auge hier
oder einem Bluterguss da hervorging. Aber sie kam immer wieder."
Natürlich verblasse die Gewalt zu Hause im Vergleich zu den
Bandenkriegen auf dem Campus, die schließlich zum brutalen
Tod von Wilhelm führten, den Ewaen zu Beginn als "die Hälfte
meiner Crew der besten Freunde" vorstelle.
Aufstände seien die Klammern des Campuslebens mit studentischen
Gewerkschaftsführern, konstatiert der Rezensent, sie verknüpften
die Ereignisse mit den Attacken auf "unsere Demokratie", die
Annullierung vom 12. Juni, die Absetzung des zahnlückigen
Generals, den wir allgemein Maradona nannten, die Einführung
der Interimsregierung und ihr Sturz durch General Abacha.
Wie Kenias Ngugi wa Thiong'o habe Imasuen seinen Finger am
Puls der gelebten Geschichte. Die Boys des Romans, insbesondere
Ewaen, Tuoyo, Wilhelm, Odegua, KO und Ejiro würden in Imasuens
bemerkenswerter Berührungsempfindlichkeit nicht in die schmutzige
Geschichte eingetaucht. Es gebe menschliche Ausblicke, zum
Beispiel die Entdeckung des jungen Helden, dass Gulder und
nicht Guinness seine bevorzugte Biermarke sei, und das Versäumnis
das Mädchen anzumachen, das keine Zeit für einen Neuling habe!
Der Besuch in den Büros von "Dr. Geist und Gesetz, der Weiße
Zauberer" auf der Suche nach Mesiris gestohlenem Geld dramatisiere
die unteren Frequenzen des mittelmäßigen nigerianischen Leben
in großen Lettern.
Die Darstellung des tatsächlichen nigerianischen Zeitgeschehens,
stellt Uzor Maxim Uzoatu fest, verleihe Imasuens Fine
Boys subtile Plausibilität: "Während MKO im Gefängnis
war, während die Italiener Nigeria beschämend aus der Weltmeisterschaft
warfen, während die Universitäten verbrannten, während die
Schüler zu Hause müßig saßen, fand ein Paradigmenwechsel im
Delta statt. Gerade vor etwas mehr als einem Jahr fand die
Verhaftung von Ken Saro Wiwa statt; der Vorwurf der Anstiftung
zum Mord machte ihn zu einer berühmten Sache für die Bestrebungen
der Menschen im Delta. Im weiteren Verlauf des Romans erfahren
wir: Der November war ein unvergessliches Monat. Es war auch
der Monat, in dem Saro Wiwa hingerichtet, gehängt und schließlich,
nach fünf Versuchen, für tot erklärt wurde. Er und seine Männer
wurden dann in Schwefelsäure gebadet, um die Identifizierung
ihrer Überreste für ihre Familien unmöglich zu machen. Als
ob das noch nicht genug wäre, wurden die Männer in geheimen
unmarkierten Gräbern begraben, um zu verhindern, den Ort zu
einem Schrein werden zu lassen. Die internationale Gemeinschaft
war in Aufruhr. Dies könnte wie ein Plädoyer gelesen werden."
Studentische Bruderschaften in nigerianischen Universitäten
würden seit der wohlmeinenden Gründung der Piraten-Bruderschaft
von Soyinka und seinen sechs Freunden im damaligen Universitätscollege
Ibadan umstritten bleiben. In Fine Boys seien die
tödlichen Bruderschaftsjungs Back Axe und Cosa Nostra Mörder,
verantwortlich für die Misshandlung von Wilhelm, der tot ins
Krankenhaus eingeliefert werde. Die Tragödie sorge dafür,
dass Ewaens Vater Entschluss, Ewaen und seinen Bruder Osaze
von der Universität von Benin zu nehmen, um sie ihre Schulausbildung
in England fortsetzen zu lassen, beschleunigt werde, damit
nehme er die Abwanderung der Intelligenz der Verwundeten-Generation
vorweg.
Imasuen sei in der Tat ein sehr eingreifender Geschichtenerzähler,
stellt der Rezensent beeindruckt fest. Er habe nach seinem
ersten Roman To Saint Patrick, der die alternative
Geschichte Nigerias zu sagen geruhte, definitiv zugelegt.
Imasuen und seine Herausgeberin Molara Wood verdienten Beifall.
"Fine Boys erzählt die nigerianische Geschichte in
einem zwingenden nigerianischen Stil, der sich nicht nach
hinten zu zweifelhaftem Universalismus verbiegt. Wenn es die
Angelegenheit verdient, Walhalla genannt zu werden, nennt
Imasuen es Walhalla ohne Schnörkel oder Drumherum-Erläuterungen."
Kritisiert werden müssten Verlag und Druckerei da das Buch
nicht gut gebunden sei. "Ich behandle ein Buch, das ich liebe
und und besprechen will wie einen Schatz, der alle Arten von
Engagement verdient, von der guten alten Missionarsstellung
bis zur "unmöglichen indischen Position", wie es von Ayi Kwei
Armah in The Beautiful Ones Are Not Yet Born bezeichnet werde.
Es schmälert einen großen Höhepunkt, wenn die Seiten der Fine
Boys nach jedem Umblättern fast auseinander fallen."
"Nun, die Bedrohung durch schlechten Druck und Bindung",
stellt Uzor Maxim Uzoatu abschließend fest und spart nicht
mit Lob, "sollte nicht dazu führen, sich von einem Autor
zurückzuziehen, der so viel zu bieten hat. Imasuen ist eine
beredte Stimme der Verwundeten Generation." ·
(This Day, Nigeria, ÜEK:
J.K.)
Quelle:
This
Day ,
englischspr. nigerianische Zeitung (This Day, Nigeria)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K.. --> Aus dem
Englischen übersetzt und kommentiert J.K. ©
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