DIE MARABOUT-SEITE
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Chronik (1901–2020)

Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas * von innen und außen 

Jahreschroniken: 1982

Stand: 06.07.18

 

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Januar
1982
In einem Aufsatz über
"Anglophone Schriftsteller in Afrika"
in der Vierteljahresschrift der Vereinigung Afro-Asiatischer Schriftsteller Lotus finden sich Auflistungen über die Verteilung anglophoner Schriftsteller auf die einzelnen Länder Afrikas. Danach kommen 44 anglophone
 Schriftsteller aus Nigeria, 42  aus Südafrika, 25 aus Ghana und jeweils 14 aus Kenia und Uganda, die restlichen 35 Schriftsteller verteilen sich auf 13 Länder Afrikas.
Von 144 der insgesamt 174 anglophonen Schriftsteller Afrikas konnte der Beruf ermittelt werden: Nur 4 dieser Schriftsteller sind demnach Full-time-Autoren, den größten übrigen Anteil in Berufen haben mit 41 die Lehrer an Gymnasien, gefolgt von 22 hochrangigen Mitgliedern öffentlicher Verwaltung und 21 Journalisten. · (Lotus, Ausgabe 51, 1982, ÜE: J.K.)
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29. Januar
1982
cover: Mamani-Biografie
BOUBOU HAMA:
Un homme de culture nigérien
Biografie von J.Penel
im frz. Original
bei amazon
Im nigrischen Niamey stirbt der einheimische Politiker und Schriftsteller Boubou Hama.
Hama, Sohn eines entflohenen Sklaven
des Volkes der Songhai und einer Mutter aus einfachen Verhältnissen, wurde 1906 geboren. Aufgewachsen in Fonéko, wurde er in die örtliche frz. Schule gesteckt und durchlief den Bildungsweg der frz. Kolonialschulen, bis hin zur École normale William Ponty in Senegal, die als Kaderschmiede für Einheimische galt. Danach war er als Grundschullehrer tätig.
Hamas politisches Engagement in der Nigrischen Fortschrittspartei (PPN-RDA) begann lange vor der Unabhängigkeit des Landes im Jahre 1960 und führte ihn bis an die Parteispitze. Im unabhängig gewordenen Niger bestimmte er als Parteivorsitzender und Parlamentspräsident neben Staatspräsident Hamani Diori maßgeblich die Politik des Landes. Nach dem Sturz des Einparteiensystems durch den 1974er-Militärputsch wurde er für drei Jahre inhaftiert.[1]
Als Autor veröffentlichte er zunächst ethnologische und sozialpolitische Studien und Essays. In den Jahren 1968/69 erschien als erstes belletristisches Werk der autobiografische Roman Kotia-Nima in 3 Bänden: Rencontre avec l’Europe (Treffen mit Europa) in 2 Bänden, der dritte Teil war betitelt mit Kotia-Nima. Dialogue avec l’Occident (Kotia-Nima. Dialog mit dem Westen). Für dieses Werk erhielt er 1970 den Grand prix littéraire de l'Afrique noire. Es folgte eine große Zahl von Veröffentlichungen, u.a. die Contes et légendes du Niger (Geschichten und Legenden des Niger) in insgesamt 6 Bänden in den Jahren 1972-76.
WEITERE WERKE (Auswahl Belletristik):
Bagouma et Tiégouma. Paris 1973
Izé-Gani. Band 1 und 2. Kinderbücher. Paris 1985.
WEITERE WERKE (Auswahl Sachbuch):
L’empire de Gao. Histoire, coutumes et magie des Sonrai (Das Reich von Gao. Geschichte, Bräuche und Magie der Sonrai). Mit Jean Boulnois. Vorwort: Théodore Monod. Paris 1954.
L’histoire d’un peuple (Die Geschichte eines Volkes). Niamey 1954.
Histoire du Niger. L’Afrique et le Monde (Geschichte Nigers. Afrika und die Welt). Mit Marcel Guilhem. Paris 1965.
Enquête sur les fondements et la genèse de l’unité africaine (Untersuchung über Grundlagen und Entstehung der afrikanischen Einheit). Paris 1966.
Liberté nationale et solidarité internationale (Nationale Freiheit und internationale Solidarität). Vorwort: Hamani Diori. Niamey 1966.
Recherches sur l’histoire des Touareg sahariens et soudanais (Recherchen zur Geschichte der Sahara und Sudanesischen Tuareg). Paris 1967.
Cet "autre" de l’homme (Das "Andere" des Mannes). Paris 1972.
Les problèmes brûlants de l’Afrique. 1. Pour un dialogue avec nos jeunes (Die brennenden Probleme Afrikas. 1. Für einen Dialog mit unseren Jugendlichen). Paris 1973.
Les problèmes brûlants de l’Afrique. 2. Changer l’Afrique (Die brennenden Probleme Afrikas. 2. Afrika ändern ). Paris 1973.
Les problèmes brûlants de l’Afrique. 3. Prospective (Die brennenden Probleme Afrikas. 3. Vorausschau). Paris 1973.
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22. Februar
1982
"Wie Nachrichten reisen: Anschauungsunterricht für   Syrien"
betitelt die englischsprachige Ausgabe des libanesischen Wochenblatts An-Nahar eine kleine Exkursion über Nachrichtenübermittlung im Nahen Osten.

Die Zeitung berichtet von einer großen Zahl von sensationellen Meldungen über Geschehnisse im Nahen Osten, die das Nachrichtenblatt erreichten -"und so häufig wie nicht, landen sie im Papierkorb". Die dahinter liegende Vorsicht begründet An-Nahar mit einem Beispiel dafür, wie Nachrichten in der Region ihren Weg nehmen. Das Wochenblatt bedankt sich beim Beirut daily Middle East Reporter für folgende Kompilation von Radionachrichten, deren Kernaussage beinhaltet, dass gut 3.000 Mann der syrischen Truppen, die im
Libanon als Teil der arabischen Friedenstreitkräfte stationiert waren, nach Syrien zurückgezogen wurden, um an den Kämpfen in Hama teilzunehmen.
Der Rückzug wurde am Morgen des 16. Februar verkündet von der dem rechten Flügel der Christlichen Phalanx zuzuordnenden Voice of Lebanon, "kein Freund der Syrer". Es wurden nicht benannte diplomatische Quellen zitiert. Gegen 13.30 Uhr desselben Tages nahm der Arabische Dienst von Radio Israel die Nachricht auf. Sie wurde erneut übertragen um 17.15 Uhr von der Voice of Lebanon, welche diesmal Radio Israel als Quelle benannte. Einige Minuten früher, um 17.00 Uhr, sendete Radio Baghdad dieselbe Story als eines ihrer Hauptthemen und um 18.45 Uhr benutzte Voice of Free Lebanon, betrieben von Israel-gestützen Milizen im Südlibanon die Nachricht und gab als Quelle Radio Baghdad an. Später am Abend wurde die Nachricht von Voice of America gesendet, und am nächsten Morgen wurde sie erneut von Voice of Free Lebanon übertragen, die Voice of America als Quelle angab.
· (An-Nahar, ÜE: J.K.)
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zeit
los
Afrikanische und arabische Sprüche und Weisheiten:

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März
1982
In Juba, im südlichen Sudan, erscheint das erste Heft von Heritage. A Journal of Southern Sudanese Cultures
(Erbe. Ein Journal Südsudanesischer Kulturen).
Vorsitzender ist Othwon Dak, Chefredakteur Severino Matti. Im Editorial heißt es programmatisch: "Eine der irreführendsten Vorstellungen in unserem andauerndem Kampf war die Tendenz, die Südsudanesen als ein Volk ohne Kultur und Geschichte zu betrachten. Jedoch reflektierte die Natur unseres Kampfes gegen Unterdrückung, Ausbeutung und Ungerechtigkeit deutlich die starke Identifikation mit einem monolithischen panafrikanischen kulturellem Erbe.
Die Anerkennung durch die Mai-Revolution [gemeint ist der Putsch v. Jaafar Mohamed al-Nimeiri, der bis 1985 an der Macht bleibt, J.K.] (deklariert am 9. Juni 1969) der Afrikanischen Kulturen, die innerhalb eines geeinten Sudans entwickelt werden müssten, war progressive Politik. Ihre Implementierung beendete den Nord-Süd-Konflikt im März 1972."
Herausgegeben wird das Journal, das neben Zeichnungen und Gedichten auch dramatische und Prosatexte umfasst und dreimal im Jahr erscheinen soll, vom Kulturministerium. · (Heritage, ÜE: J.K.)
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8. März
1982
Das englischsprachige libanesische Wochenblatt An-Nahar berichtet von der Graduierung des ersten Jahrgangs der Universität der Vereinigten Arabischen Emirate.   mehr dazu · (An-Nahar, ÜE: J.K.)
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15. März
1982

Der ghanaische Erziehungspolitiker und Buchautor S. A. Amu Djoleto trifft in Sambia ein, um – in seiner Eigenschaft als UNESCO-Ratgaber – für die Entwicklung des Buches in diesem Lande tätig zu werden. Sein Aufenthalt werde bis Mitte April andauern, wird er später schreiben. Seine konkrete Aufgabe, die Etablierung eines sambischen Buchentwicklungsrates, würde er umsetzen, indem er zunächst die existierende Struktur der Buchindustrie studieren werde, inkl. Schriftstellern, Bibliothekaren und Buchliebhabern im Allgemeinen. - Zitiert nach S. A. Amu Djoleto: Zambia National Council for Book Development, Paris 1982, S. 43.-

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MONEY GALORE
Original in engl. Spr.

Bis zu diesem Zeitpunkt hat der 1929 geborene Amu Djoleto, wie er sich als Autor kurz nennt, folg. Bücher publiziert:
The Strange Man (1967; Der eigenartige Mann/Mensch), Roman
West African Prose, (1972, Westafrikanische Prosa)
Poems from Ghana (1970, Gedichte aus Ghana)
Kofi Loses His Way, (1969, Kofi verirrt sich), Jugendbuch
und zuletzt im Jahre 1975 den Roman Money Galore (Geld im Überfluss), eine Satire auf die Politik in seiner Heimat Ghana, wo er selbst seit Jahren in der Erziehungspolitik tätig war.

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19. Juli
1982
In Ugandas Hauptstadt Kampala stirbt im Alter von 51 Jahren der in Gulu geborene Dichter, Romancier und Anthropologe Okot p'Bitek.
Als eines seiner größten Werke gilt der 1969 veröffentlichte poetische Gesang The Song of Lawino (Wer pa Lawino), auf das 1970 Song of Ocol folgte.
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2.+3. Juni
1982
Unter dem Vorwurf im Besitz von staatsgefährdender Literatur zu sein, wird der kritische kenianische Historiker und Autor Maina wa Kinyatti verhaftet.
In seinen Gefängnisnotizen - Kenya: A prison notebook - wird er später schreiben: "Sie konfiszierten meine persönliche Schreibmaschine, 29 Hefter über meine Forschungsarbeit zur Mau-Mau-Bewegung, 23 Bücher, inkl. der Werke von Marx, Engels, Lenin, Castro, Che Guevera,  Ngugi wa Thiong'o und meine eigenes Buch Thunder from the Mountains."
Am 2. Juni wird die Wohnung des Historikers auf dem Kenyatta University campus in Nairobi durchsucht. Dabei ist nur seine Frau anwesend, der nach 4-stündiger Durchsuchung mitgeteilt wird, ihr Mann werde polizeilich gesucht, er müsse sich im Hauptquartier des Criminal Investigation Department (CID) melden, was er am folg. Morgen tut, worauf er verhaftet wird. (Vgl.
Maina wa Kinyatti Kenya: A prison notebook. London 1996).
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30. Juni
1982
Mongo Beti, kamerunischer Schriftsteller frz. Sprache, wird 50 Jahre alt.
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17. August
1982
Ermordung von Ruth First
Die südafrikanische Aktivistin und Bürgerrechtlerin, spätere Ehefrau des Führers der südafrikanischen kommunistischen Partei Joe Slovo und Mutter der Schriftstellerin
Gillian Slovo, wird durch eine an sie addressierte Paketbombe in Mosambik, wo sie an der Eduardo Mondlane Universität in Maputo arbeitet, ermordet.
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17. November
1982
Die madagassische Dichterin Esther Nirina Rabemananjara wird 50 Jahre alt.
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Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
1)
Zu weiteren politischen Implikationen siehe auch die Einträge zum Putsch 1974 sowie zum Schriftsteller und Politiker → Mamani.
ÜE: J.K. --> Übersetzung aus dem Englischen: Janko Kozmus ©
ÜF: J.K. --> Übersetzung aus dem Französischen: Janko Kozmus ©

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Quellen:

.. .. Sach- und Personenregister
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