Der bekannte nigerianische Menschenrechtsanwalt Gani Fawehinmi
organisiert vor dem Hintergrund gewaltsamer Auseinandersetzungen
in verschiedenen Regionen des Vielvölkerstaats den Protest,
der eine "souveräne Nationalkonferenz" fordert.
Unter
dem Titel "Nigerias Demokraten suchen Demokratie" berichtet
Hakeem Jimo für die tageszeitung aus Lagos.
Gani
Fawehinmi, Mitte sechzig, sei vor allem wegen seiner Proteste
gegen die Militärregierung bekannt geworden, schreibt
Hakeem Jimo, Zeitungsausschnitte in seinem Büro zeugten
davon; von seinen Mitarbeitern werde er nur respektvoll "Chief"
genannt. Er wirft - wie der früheren Militärregierung
- auch der 1999 demokratisch gewählten Regierung von
Präsident Olusegun Obasanjo "undemokratisches Verhalten"
vor.
"Wir
haben hier keine Demokratie, auch wenn das die internationale
Gemeinschaft nicht wahrhaben will", schimpft Menschenrechtsanwalt
im Gespräch mit Hakeem Jimo. "Das hier ist eine Pseudodemokratie.
Die Regierung hält sich nicht an demokratische Regeln,
wenn es ihre Interessen angeht. Präsident Obasanjo ist
ein Diktator."
Ein
Unterschied zwischen zivilen und militärischen Herrschern
sei nur noch in der Kleidung auszumachen, stellt der Menschenrechtsanwalt
fest: traditionelles Gewand anstelle der khakifarbenen Uniform.
"Ansonsten herrsche bei den Mächtigen dieselbe Ignoranz
gegenüber den Problemen der stetig ärmer werdenden
Bevölkerung wie früher. Heute leben mehr Nigerianer
als bei der Demokratisierung 1999 unterhalb der Armutsgrenze."
Nach
den demokratischen Wahlen von 1999, heißt es in dem
Artikel weiter, seien über 10.000 Menschen "durch politisch
motivierte Gewalt getötet worden - ein viel höherer
Blutzoll als während der Diktatur. Hochburgen der Gewalt
liegen im Norden des Landes, wo christliche und muslimische
Volksgruppen regelmäßig zusammenprallen; auf den
Ölfeldern des Nigerdeltas, wo sich lokale Milizen immer
wieder Feuergefechte mit der Regierungsarmee liefern; und
neuerdings im Zentrum des Landes, wo der muslimische Norden
und der nichtmuslimische Süden aufeinander stoßen."
Das
Absetzen des Gouverneurs und die Einsetzung eines Exgenerals
im zentralen Bundesstaat Plateau sowie die Ausrufung des Notstands
im Mai nach gewaltsamen Auseinandersetzungen, die Hunderte
von Menschenleben gefordert hatten, verurteilt Fawehinmi als
"absolute Willkür". Solche drastischen Schritte, sagt
er weiter, seien nicht zu rechtfertigen. Man habe sich getäuscht
in der Hoffnung "dass der zivile Präsident Obasanjo ein
anderer sein würde als der Militärdiktator Obasanjo
in den Jahren 1976 bis 1979".
(...)
Noch
vor den Mai-Ereignissen in der Provinz Plateau habe Fawehinmi,
heißt es weiter, zusammen mit anderen "Pro-Demokratie-Legenden"
wie Wole Soyinka Demonstrationen in der nigerianischen Hauptstadt
organisiert. "Auf der Demonstration wurden wir systematisch
mit Tränengas niedergemacht", berichtet der Bürgerrechtler.
Da
eine Strategie im Widerstand gegen die von Fawehinmi ebenfalls
als Diktatur bezeichnete Zivilregierung von Obasanjo fehle,
so Hakeem Jimo, zeige sich der Menschenrechtsanwalt pessimistisch
hinsichtlich des Durchsetzens der zentralen Forderung einer
"souveräne(n) Nationalkonferenz". (...) · (taz)
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