"Säuberung drängt 300.000 Schüler aus
der Schule"
Unter
diesem Titel berichtet die englischspr. simbabwische Tageszeitung
The Standard von den Auswirkungen der Säuberungskampagne
auf die Schulen.
Die Bildung, heißt es in dem Artikel, einer der Bereiche,
in denen → Simbabwe
nach der Unabhängigkeit weltweite Anerkennung erhielt,
sei eines der "Opfer" der Säuberungsoperation der Regierung.
Zwei
Lehrervereinigungen, The Progressive Teachers Union of
Zimbabwe (PTUZ, Gewerkschaft der progressiven Lehrer)
und die Zimbabwe Teachers Association (Zimta, Lehrervereinigung
von Simbabwe), schätzen, dass ca. 300.000 Kinder den
Schulbesuch einstellten, nachdem ihre Heime zerstört
wurden.
Lt.
Zeitungsbericht gaben die Lehrerorganisationen letzte Woche
an, sie hätten erfahren, regionale Direktoren seien dabei,
Listen mit den Kindern aufzustellen, die mit Beginn der Operation
den Schulbesuch eingestellt haben.
Wegen
Abwesenheit oder weil sie nicht erreichbar waren, so der Standard,
waren weder vom Minister für Bildung Sport und Kultur,
Aeneas Chigwedere noch vom ständigen Bildungssekretär,
Dr. Stephen Mahere Kommentare zu erhalten.
Als
Begründung für den Abbruch des Schulbesuchs der
Kinder führt die Zeitung an, diese hätten sich plötzlich
in einem von der Schule weit entfernten Gebiet wiedergefunden
oder die Transportkrise habe den täglichen und pünktlichen
Schulbesuch unmöglich gemacht. Andere Kinder, heißt
es weiter, seien vollkommen umgesiedelt worden und sehen sich
gezwungen, ohne jegliches Einkommen Uniformen und Schulgebühren
aufzubringen.
In
der Folge zitiert The Standard die o.a. Lehrervereinigung
Zimta mit folgenden Worten: "Lernende, deren Eltern gezwungen
worden sind, in andere, auch ländliche Gebiete umzusiedeln,
sind aus ihrem Lernprogramm herausgerissen worden. Sogar jene,
die weniger betroffen waren, weil sie in ihren Gebieten verbleiben
konnten, deren Strukturen zerstört wurden, seien traumatisiert
und könnten sich nicht auf's Lernen konzentrieren. Die
betroffenen Lehrer befänden sich in einem ähnlichen
Schockzustand."
Die
Regierung daran erinnernd, dass Bildung ein humanitäres
Grundrecht sei, hieß es von Seiten von Zimta, die von
der Verschiebung der Juni-Prüfungen betroffenen Schulkinder
und Lehrer litten ernstlich an Desorientierung.
(...)
Ein
Vertreter der PTUZ sagte, als eine Folge der Unterbrechungen
hätten Tausende von Schulkindern wertvolle Ausbildungszeit
verloren.
(...)
PTUZ
zufolge war die Anwesenheit in den ersten drei Wochen "unzusammenhängend
und sporadisch", weil die Kinder damit beschäftigt waren,
Familieneigentum gegen Diebstahl zu schützen, während
ihre Eltern nach einer neuen Unterkunft Ausschau hielten.
Mehrheitlich
waren die Lehrer, heißt es in dem Artikel weiter, Untermieter
und trugen die Hauptlast der Säuberung. "Aber als ob
dies nicht genug sei, schnellten die Mieten infolge der Knappheit
der Unterkünfte in die Höhe".
"Die
am meisten betroffenen Schulkinder und Lehrer waren in Harares
Vororten Hatfield, Highfield, Glen Norah, Glen View, Budiriro,
Mufakose, Warren Park, Kuwadzana, Mabelreign, Dzivarasekwa,
Epworth, Tafara und Mabvuku."
Im
Zentrum Harares waren nach Einschätzung von The Standard
mehr die Lehrer als die Schüler betroffen, obwohl Berichte
von Schülern existierten, die Unterricht versäumten.
"Lehrer meldeten sich nicht zur Arbeit, weil sie befürchteten
ihr Eigentum zu verlieren."
Die
PTUZ warnte vor der drohenden Zerstörung der Einheit
der Familien, "familiäre Zerrüttungen infolge der
Säuberung führten zu Trennungen". Die Gewerkschaft
befürchtet außerdem, "Familienzerrüttung könnte
der Kinderprostitution Vorschub leisten", da Kinder die Schule
vorzeitig abbrächen.
"Zu
den größten Opfern der Kampagne werden Schulmädchen
gehören", heißt es ohne weitere Begründung.
Auch ein wesentlicher Anstieg von Kindern, die um Versetzung
an andere Schulen bäten, sei zu verzeichnen, aber der
tatsächliche Wegzug der Kinder werde erst in den August-Schulferien
absehbar sein. "Der Nutzen der Operation bleibt mehr scheinbar
als real", zitiert The Standard die Warnung der PTUZ.
Abschließend
führt der Artikel die Sorge der beiden Lehrerorganisationen
um ihre Mitglieder an. Sie befürchten, den Lehrern würde
als Opfern der Säuberung keine Bevorzugung in der Zuweisung
der von der Regierung versprochenen Unterkünfte für
öffentliche Angestellte gewährt. ·
(Standard
Simbabwe, ÜEK:
J.K.).
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