Die
englischsprachige simbabwische Sonntagszeitung The Standard
meldet:
"Verzweifelte Farmer nehmen Zuflucht zu Kinderarbeit",
Der
Arbeitskräftemangel bringe → Simbabwes
Landwirtschaftsbereich in Bedrängnis und schüre
lt. Arbeitsexperten die Beschäftigung von Kindern auf
Farmen, schreibt Caiphas Chimhete, der Verfasser dieses Artikels.
Tausende von Kindern würden durch hohe Löhne und
die sog. Sanierungspraxis ("Clean up exercise")
aus den Schulen getrieben und bildeten nun den Großteil
der Farmarbeiter im Lande.
Kinder
unter 16 Jahren würden nun gedrängt für viele
Stunden pro Tag in "kaum ventilierten Tabakscheunen zu arbeiten",
um mit den geringen Löhnen, die sie erhielten, die schwindenden
Familieneinkommen zu ergänzen.
Im
Bezirk Chipinge werden Kinder, die ihre Schulgebühren
nicht bezahlen können, heißt es weiter, in "Verdiene
und Lerne"-Schulen geschickt. Die Schulen böten kostenfreie
Bildung, aber zunächst müssten die Kinder auf Tee-
oder Baumwollfarmen arbeiten.
In
der Folge zitiert Caiphas Chimhete hohe Gewerkschaftsfunktionäre
zur Problematik. Die Generalsekretärin der Landwirtschaftgewerkschaft
GAPWUZ ("General Agriculture and Plantation Workers' Union")
Getrude Hamira, sagt beispielsweise: die Kinderarbeit habe
aufgrund des Arbeitskräftemangels auf den Farmen zugenommen.
Das
Problem rühre daher, dass viele Kinder, die durch die
sog. Sanierungspraxis der Regierung abgelöst und aus
der Schule geworfen würden nun auf den Farmen arbeiteten.
Gertrude
Hambira weiter: Wegen der zunehmenden ökonomischen Krise
würden die neuen Farmer** es versäumen,
festgesetzte Löhne zu bezahlen und, als ein Ergebnis
davon, sich entscheiden, verzweifelte Kinder zu beschäftigen.
Ein Farmarbeiter verdiene ca. →$640
000 im Monat.
Sie
gibt an, dass von den geschätzten 200.000 Farmarbeitern
im Lande ca. 10 % Kinder unter 16 Jahren seien.
"Es
gab schon immer Kinderarbeit, aber nun entgleitet uns das
Problem. Es gibt mehr als 20.000 Kinder, die auf Farmen arbeiten",
wird die Generalsekretärin zitiert, deren Organisation
die Interessen von Farmarbeitern landesweit vertritt.
Wellington
Chibebe, der Generalsekretär des Dachverbandes der Simbabwischen
Gewerkschaften (ZCTU, Zimbabwe Congress of Trade Unions ),
spreche gar von "versklavten" Kindern.
Die
niedrigen Löhne, wird er weiter zitiert, die die neuen
Farmer anböten, schürten die Beschäftigung
von Kindern. "Es gibt Sklaverei auf den Farmen. Man beachtet
es nur nicht. Sie breitet sich aus."
Raymond
Majongwe, der Generalsekretär der Lehrergewerkschaft
PTUZ ("Progressive Teachers' Union of Zimbabwe") wird mit
folgender Aussage zitiert: Das Problem der Kinderarbeit auf
den Tee- und Nutzholzplantagen weite sich aus:
"Es
ist scheußlich für diese Farmer diese Kinder zu
belasten. Es ist beunruhigend, weil die Anwesenheit dieser
Kinder am Unterricht nur noch sporadisch erfolgt."
Er
macht die sog. Sanierungsoperation der Regierung dafür
verantwortlich, weil sie "in hohem Maße zur steigenden
Kinderarbeit beiträgt", weil die meisten Kinder aus der
Schule ausscheiden.
Einige
von ihnen, so Majongwe weiter, arbeiteten unter gefährlichen
Bedingungen; sie würden nicht nur Tabakpflanzen räuchern
und ihnen Chemikalien beigeben, sondern dabei auch potentiell
gefährliche Chemikalien benutzen, so geschehen im Östlichen
und Zentralen Mashonaland.
Doch
Davison Mugabe, der Präsident der Simbabwischen Farmergewerkschaft
(ZCFU, Zimbabwe Commercial Farmers' Union), so Caiphas Chimhete,
spiele das Problem der Kinderarbeit herunter.
"Das
ist zu weit hergeholt. Es hat nicht zugenommen. Tatsächlich
stellen neue Farmer Kinder an, um ihnen zu ermöglichen,
ihr Einkommen zu ihrem eigenen Wohl zu steigern". Davison
Mugabes Organisation vertritt die Interessen der neuen kommerziellen
Farmer.
Abschließend
wird nochmals Wellington Chibebe, Generalsekretär des
Dachverbandes der Simbabwischen Gewerkschaften, ausführlich
zitiert:
"Trotz
der Tatsache, dass Simbabwe die UN-Kinderrechtskonvention
von 1990 sowie die Konvention 182 der Internationalen Arbeitsorganisation
(ILO) unterzeichnete, die zu einem sofortigen Verbot und zur
Eliminierung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit aufruft,
weitet sich die Kinderarbeit im Lande weiter aus."
Wenn
die Regierung weiterhin wegsehe, wenn es um Kinderarbeit geht,
würde der Gewerkschaftsdachverband Simbabwe bei der Internationalen
Arbeitsorganisation melden.
Im
schlimmsten Fall würde Simbabwe auf einen "Speziellen
Paragraphen" gesetzt, das hieße, es würde unter
die "Schurkenstaaten" eingereiht und die internationale Gemeinschaft
würde die Farmprodukte dieses Landes boykottieren: "Dies
wird die Regierung zum Handeln zwingen." ·
(Standard Simbabwe, ÜEK:
J.K.)
Quelle:
The
Standard, englischspr. simbabwische Sonntagszeitung (Standard
Simbabwe)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
** Die nach der umstrittenen Landreform,
in deren Folge die weißen Farmer des Landes enteignet
wurden, eingesetzten Farmer.
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen
übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©
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