"Sargmacher
lernt fliegen ohne aufzusetzen",
Unter
diesem Titel erzählt Anderson Ojwang' für die kenianische
Tageszeitung The Standard die merkwürdige Geschichte
des Sargmachers Ondieki in der kenianischen Stadt Eldoret.
An
den Anfang seines Berichts setzt er ein literarisches Zitat.
In seinem gefeiertem Roman Things Fall Apart (dt: Okonkwo
oder das Alte stürzt) habe → Chinua
Achebe geschrieben: "Seit der Mensch gelernt hat zu schießen,
ohne das Ziel zu verfehlen, hat der Vogel Nke es gelernt zu
fliegen ohne aufzusetzen."
Ähnlich
musste auch Elijah Ondieki, ein 45jähriger Sargmacher
in der Stadt Eldoret mit neuen Taktiken aufwarten, schreibt
der Autor weiter, um sich in dem Geschäft über Wasser
zu halten, das mörderischen Wettbewerb und permanente
Schikanen durch den lokalen Verwaltungsrat zu verzeichnen
habe.
Trotz
all dieser Widerwärtigkeiten sei Ondieki, der Polymer,
eine Art Plastik, benutze, um seine Innereien zusammenzuhalten,
die von Schlägern mit einem Schwert aufgerissen wurden,
entschlossen das Beste aus dieser abscheulichen Situation
zu machen.
Der
in Grün drapierte Leichenwagen mit der Inschrift "In
diesem Wagen sind Särge zu verkaufen" sei eine der größten
Sehenswürdigkeiten von Eldoret geworden.
Zum
Erstaunen vieler ziehe Ondieki mit erstaunlicher Leichtigkeit
umher und produziere Särge in seinem Leichenwagen.
"Ich
muss leben und der Leichenwagen ist meine Werkstatt. Ich kann
das Fahrzeug außerhalb des Stadtzentrums parken und
meine Arbeit machen, mit kleinen Störungen durch örtliche
Askaris (Wachschutz)", wird er zitiert.
Er
sagt, die permanenten Schikanen hätten ihn gezwungen,
ein Katz- und Mausspiel mit den Askaris zu spielen.
Oft
sei er gezwungen, in Eile aufzubrechen, um dem Zorn der Askaris
zu entfliehen. Trotz einer gültigen Lizenz genieße
er nicht das Wohlwollen des Stadtrats, den er beschuldigt,
davon besessen zu sein, ihn zu schikanieren.
"Ich
bin glücklich, dass ich trotz der Widerwärtigkeiten
wegen meiner guten Handwerksarbeit noch Kunden bekomme. In
meinen Gebeten, bitte ich darum, dass der Stadtrat mir erlauben
möge, mein Geschäft ohne Trouble weiterzuführen",
zitiert der Autor den Sargmacher.
Ondieki
erklärt, wie sein Weg zum örtlichen Metzger in seinem
gegenwärtigen physischen Zustand endete.
"Es
war am 12. Mai 2004 gegen 20 Uhr, als Ondieki, seine Frau
und ihre 12jährige Tochter an der örtlichen Metzgerei
in Langas Estat vorbeifuhren, um 1 Kilo Fleisch zu kaufen.
Es sah aus wie jeder andere Tag, als er bei der Metzgerei
anhalten wollte. Aber leider hatte er sich tödlich geirrt.
Eine Gang von 10 Männern hatte die Metzgerei überfallen
und Kunden ausgeraubt."
Ohne
den Angriff zu bemerken sei er in die Metzgerei hineingegangen.
Es sei ihm befohlen worden, sich zu ergeben und sich neben
die anderen Kunden auf den Boden zu legen.
Er
habe versucht zu seinem Wagen zu fliehen, aber bevor er diesen
erreichen konnte, hätten ihn zwei der Gauner umstellt.
"Einer von ihnen stach auf ihn ein, riss seinen Magen auf".
Dies
sei der Beginn einer Reihe von Widerwärtigkeiten gewesen.
Trotz seiner Begegnung mit dem Tod, sei es sein Wunsch, am
Leben zu bleiben.
Neben
der physischen Verletzung, die sie ihm zufügten, beraubten
sie ihn auch noch: →
Sh
19.000 und ein Handy im Wert von Sh 14.000.
"Wie
um seiner Verletzung noch eine Beleidigung hinzuzufügen,
benutzten sie sein Fahrzeug, um ihre Beute ins Unterholz zu
transportieren, ca. 24 km vom Stadtzentrum entfernt. Auf dem
Weg lachten die Gauner ob ihres erfolgreichen Überfalls
und dankten Gott für seine 'Großzügigkeit'".
Erst
nach 1 Uhr nachts sei die Familie befreit worden.
"Wir
sahen ein schwaches Licht, dass von einem nahe gelegenen Haus
herüberdrang und näher kam, um Beistand zu leisten.
Meine Angst war, wie würde ich ins Hospital kommen",
wird Ondieki zitiert.
Der
Hauseigentümer, ein Priester, sei sehr hilfsbereit gewesen,
als er seine blutdurchtränkte Kleidung bemerkt habe.
Er habe unverzüglich die Polizei gerufen und Erste Hilfe
geleistet, um die starke Blutung der frischen Wunde zu stoppen.
Die
Polizei sei umgehend eingetroffen und habe veranlasst, dass
er zum Moi Teaching and Referral Hospital gebracht wurde,
wo er für einen Monat einer intensiven Behandlung unterzogen
worden sei.
Die
10 Monate nach seiner Entlassung, erinnere sich Ondieki, gehörten
zu den peinigendsten Momenten seines Lebens. Die Operation
schien falsch gelaufen zu sein und sein Magen sei angeschwollen.
"Er musste Kleidung in Übergröße kaufen, um
den vorstehenden Bauch zu verhüllen".
Wie
das Schicksal so spiele, sei eines Tages ein Arzt aus den
USA, der zu Besuch war, an seiner Werkstatt vorbeigekommen
und habe angehalten, um Aufnahmen von den Särgen zu machen.
Der
Arzt habe den eigenartig angeschwollenen Unterleib bemerkt
und sich nach der Ursache erkundigt.
Der
Mann habe sich als Dr. Mathews, Chirurg an der Indiana University,
vorgestellt und habe versprochen, eine Korrekturoperation
an ihm vorzunehmen.
Er
habe sein Wort gehalten, sei im vergangenen Mai ins Land zurückgekommen
und habe die Operation durchgeführt, indem er ein Plastikteil
in seinen Unterleib eingesetzt habe, um die Schwellung zu
stoppen.
"Ich
war außer mir vor Glück. Es war wie ein Wunder,
und ich konnte es nicht fassen, als der Arzt zurückkehrte,
um die Korrekturoperation im Moi Referral Hospital vorzunehmen.
Es war ein Erfolg", wird Ondieki abermals zitiert.
Der
Arzt habe Polymer in seinen Bauch eingesetzt, um die Schwellung
zu reduzieren, erzählt er und er fühle sich besser.
Aber er müsse mit einigen Schmerzen kämpfen und
lebe mit Schmerzmitteln.
Das
Leben mit dem Plastik in seinem Bauch sei weniger schmerzvoll,
als die beständigen Schikanen durch die städtischen
Askaris.
Seit
22 Jahren sei er im Sargmachergeschäft und er wolle trotz
der sich ihm entgegen stellenden Widerstände nicht aufgeben.
Der
Standard-Autor beschließt seinen Bericht mit
der lakonischen anmutenden und unkommentierten Feststellung:"Dreimal
dieses Jahr haben die Askaris seine Werkstatt demoliert und
sein Eigentum konfisziert."
·
(The
Standard Kenya,
ÜEK:
J.K.)
Quelle:
The
Standard (englspr. kenianische Tageszeitung, The Standard
Kenya)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen
übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©
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