DIE MARABOUT-SEITE
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Chronik (1901-2019)

Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas * von innen und außen 

Tageschronik: 30. Juli 2006

 

· Die MARABOUT-SEITE zitiert aus Simbabwe ·  


"
Nkala im Begriff die Mörder von Tongo und Chitepo zu benennen",

Gibbs Dube berichtet für die englischsprachige simbabwische Wochenzeitung The Standard von einem Buchvorhaben des ehemaligen Verteidigungsministers und Gründungsmitgliedes der regierenden Zanu-Partei Enos Nkala. Er werde, gibt dieser an, in diesem Buch die Mörder von Josiah Tongogara and Herbert Chitepo nennen.

Der Tod dieser beiden Befreiungshelden, heißt es weiter, bleibe geheimnisumwittert, im Widerspruch unterschiedlicher Theorien gefangen.

Zum Hintergrund dieser Enthüllung schreibt Gibbs Dube: Chitepo, Vorsitzender des legendären "DareChimurenga" (Kriegsrat), sei am 18. März 1975 durch eine Autobombe in der Nähe seines Haus im sambischen Lusaka ermordet worden. Eine vom damaligen sambischen Präsidenten Kenneth Kaunda angeordnete Untersuchungskommission habe  Zanu PF-Führer verantwortlich gemacht, "einige von ihnen sitzen noch heute in der Regierung".

Tongogara, damals Befehlshaber der Zanla, dem bewaffneten Flügel der Zanu PF, sei am 25. Dez. 1979 unter mysteriösen Umständen in Mosambik gestorben.

Der Tod des 41jährigen Guerillaführers bei einem Autounfall sei von Präsident Robert Mugabe bekannt gegeben worden. Aus Sicht der damaligen Freiheitskämpfer sei deutlich gewesen, dass der Getötete erwartet habe, der erste Präsident  Simbabwes zu werden, mit Mugabe als Premier. Weder Autopsiebefunde noch Aufnahmen der Leiche seien je der Öffentlichkeit zugängig gemacht worden, "was den Verdacht eines Verbrechens nährte".

Nkala, in dessen Haus die Zanu PF 1963 ins Leben gerufen wurde, heißt es in dem Artikel weiter, habe gegenüber The Standard angeben, er werde seinen Bericht gleichermaßen an den beiden Helden ausrichten wie an dem Mörder des ehemaligen  Zapu-Anhängers, Jason Ziyapapa Moyo.

"Ich weiß, was mit Josiah Tongogara, Herbert Chitepo, Jason Moyo, Lazarus Nkala und anderen altgedienten Politikern während des Befreiungskampfes geschah", wird der ehemalige Weggenosse und Buchautor zitiert. "Ich kenne definitiv einige der Leute, die mordeten und dies wird in meinem Buch enthüllt."

"Es gibt so viele unerfreuliche Dinge, die stattfanden in der Zeit der Formierung der Jugendliga, des African National Congress von Südrhodesien, von Zapu und Zanu."

Er habe jedoch darauf bestanden, schreibt Gibbs Dube, dass das Buch nach seinem Tod herausgegeben werden solle und mutmaßt, dass hinter dieser Absicht möglicherweise die Furcht vor der Reaktion von Mugabe und anderen überlebenden Veteranen des Befreiungskampfes stecken könnte.

Nkala (74) habe seine Entscheidung, das Buch erst nach seinem Tod zu veröffentlichen, mit den Worten verteidigt: "Es gibt so viele Menschen, die entlarvt werden für das, was sie getan haben während des Befreiungskampfes. Ich weiß, sie werden eine Menge zum Inhalt des Buches sagen, aber es ist besser für sie, wenn sie dies sagen, wenn ich tot bin".

Nkala habe hinzugefügt: "Ich fürchte niemanden in diesem Land, weil ich kein Feigling bin. Mein Buch wird eine Menge von Eindrücken korrigieren, reine Lügen und erfundenes Teufelsgebräu über den Befreiungskampf kursieren in bestimmten Teilen der herrschenden Elite. Ich werde sogar von dem Einsatz der Fünften Brigade** im Matabeleland und den Midlands Provinzen erzählen, welcher den Tod von mehr als 20.000 unschuldigen Zivilisten auf dem Höhepunkt der Zusammenstöße der rivalisierenden Zanu PF und PF Zapu in den 1980er Jahren zur Folge hatte."

Auch das letzte Zitat von Enos Nkala bleibt unkommentiert: "Ich werde aufzeigen, unter wessen Befehl sie (die Fünfte Brigade) angeboten und eingesetzt wurde. Die Menschen haben mich in der Vergangenheit beschuldigt, die Brigade sei mein Projekt gewesen. Ich erlaube mir zu widersprechen. " · (Standard Simbabwe, ÜEK: J.K.)

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Quelle:
The Standard, englischspr. simbabwische Sonntagszeitung
 (Standard Simbabwe)

Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
**
Mugabes von nordkoreanischen Militärs ausgebildete sog. "Fünfte Brigade", der Vorfall, von dem die Rede ist, spielte sich in den genannten, vom Volk der Ndebele dominierten Provinzen ab; er ist als  Gukurahundi in die Geschichte eingegangen!
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©

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