"Herausgeber
von The Standard verhaftet",
titelt die private englischsprachige Wochenzeitung in eigener
Sache und konkretisiert, die Polizei habe diesen wegen der
Veröffentlichung der Meinung eines führenden Oppositionspolitikers
festgenommen.
Davison
Maruziva werde wegen der Veröffentlichung eines Artikels von
Arthur Mutambara, des Führers des Movement for Democratic
Change (MDC) vom 20. April zur Verantwortung gezogen, berichtet
Raphael Khumalo, der Geschäftsführer der "Zimbabwe Independent
Media group", die die pro-oppositionelle Zeitung publiziert.
In
dem nicht gezeichneten Bericht heißt es weiter, The Standard
sei sehr kritisch mit dem "altgedienten Präsidenten" Robert
Mugabe umgegangen, sowohl was das politische Patt angehe als
auch die Gewalt, die auf die umstrittene Wahl vom 29. März
folgte.
Die
Wahlresultate hätten erbracht, dass die regierende ZANU-PF
ihre parlamentarische Mehrheit das erste Mal seit der Unabhängigkeit
im Jahre 1980 verloren habe und dass Morgan Tsvangirai, der
Führer des MDC, vor dem 84-jährigen Mugabe in der gleichzeitig
durchgeführten Präsidentschaftswahl liege. Da kein Kandidat
die notwendige Mehrheit gewonnen habe, sei eine Stichwahl
notwendig geworden.
Auf
Nachfragen von The Standard habe Tsvangirai den Wahlsieg
für sich beansprucht und Mugabe der Wahlmanipulation
beschuldigt.
Reuters
gegenüber habe Khumalo geäußert, der Herausgeber sei am Donnerstag
abgeholt worden. Er sagte wörtlich:
"Sie
beschuldigen ihn falscher, dem Staat gegenüber voreingenommener
Äußerungen und der Missachtung des Gerichts ...
Die Polizei hat auch zu verstehen gegeben, dieselben Anschuldigungen
werden auch Arthur Mutambara zur Last gelegt werden".
In
seinem Artikel, geschrieben anlässlich des 28. Jahrestages
der Unabhängigkeit im vergangenen Monat [18. April, J.K.],
habe Mutambara Mugabe für seinen Umgang mit den landesweiten
Wahlen scharf kritisiert. Weiter habe er die Regierung der
Einschüchterung beschuldigt und ihr Recht, im Amt zu
bleiben, angezweifelt.
Die
beiden MDC-Fraktionen hätten gegenwärtig ihre Differenzen
beiseite geschoben und bekräftigt, wieder zusammenarbeiten
zu wollen, heißt es, bevor in einem zweiten Teil die
Befürchtungen über die Einschränkungen der
Pressefreiheit thematisiert werden.
"Medienangelegenheiten"
Iden
Wetherell, Projektverantwortlicher der Zimbabwe Independent
Media Group habe angegeben, Maruzivas Verhaftung zeige, dass
das Ansehen der Regierung in den Medien angeknackst sei.
"Das
stellt einen ernsthaften Angriff auf die Presse- und politische
Freiheit dar", sagte Wetherell.
Verschiedene
Journalisten seien seit den Wahlen verhaftet und wieder entlassen
worden. Reuters habe am Donnerstag angegeben, einer ihrer
Photografen sei verhaftet worden, weil er angeblich ein Satellitentelephone
benutzt habe, um Bilder zu übermitteln. Die Nachrichtenagentur
habe seine Entlassung gefordert.
Der
MDC beschuldigt Mugabe-Unterstützer einer gewalttätigen
Kampagne, um die Simbabwer einzuschüchtern, damit sie
in der Stichwahl für diesen wählen sollten. Mugabes
ZANU-PF beschuldigt dagegen die Opposition politischer Angriffe.
"Westliche
Länder haben afrikanische Staaten aufgefordert, mehr
zu tun, um den Aufruhr in dem einst prosperierenden Land zu
beenden, dessen Ökonomie nun ruiniert ist. Eine Flut
von Flüchtlingen und die Furcht vor Instabilität
und Gewalt haben ihren Tribut in der Region gefordert."
Die
Afrikanische Union und die Regionalgruppe Entwicklungsgemeinschaft
Südliches Afrika (Southern African Development Community,
SADC) hätten diese Woche Teams nach →
Simbabwe
gesandt und an alle Parteien appelliert, sich an einer Stichwahl
zu beteiligen, die frei und transparent sei.
Die
Tatsache, dass sowohl ZANU-PF als auch MDC die Gewalt der
anderen Partei zuschrieben, bedeute, dass von beiden anerkannt
werde, dass Gewalt auf beiden Seiten stattfände, habe
sich der Botschafter Kingsley Mamabolo, Kopf der SADC-Wahlbeobachter
am Mittwoch geäußert:
"Wenn
das der Fall ist, muss eindeutig etwas getan werden. In der
Tat kann man in dieser Atmospähre nicht die nächste
Wahlrunde abhalten. Es wäre nicht hilfreich."
Sollte
sich Tsvangirai nicht an der Stichwahl beteiligen, gewinne
Mugabe automatisch. Ein Datum für die Stichwahl sei noch
nicht festgelegt worden. ·
(Standard Simbabwe, ÜEK:
J.K.)
Quelle:
The
Standard, englischspr. simbabwische Sonntagszeitung (Standard
Simbabwe)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK:
J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert:
Janko Kozmus ©
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