"Daphne
Rooke: Vergessene südafrikanische Romanschriftstellerin",
überschreibt Chris Barron seinen Nachruf auf die englischsprachige
südafrikanische Zeitung Sunday Times.
Daphne
Rooke, die in England im Alter von 94 Jahren verstorben ist,
war eine südafrikanische Romanschriftstellerin, die heutzutage
weitgehend vergessen ist, stellt Christ Barron fest, einst
sei sie jedoch mit Nadine Gordimer
und Doris Lessing
verglichen worden.
Ein englischer Kritiker habe einst erklärt, von den dreien
sei Rooke die größte.
Die damalige Sunday Times-Buchredakteurin Mary Morison
Webster, wies dies als "eine unglückliche Äußerung"
zurück, weil ihre Stile "vollkommen unterschiedlich"
seien.
Jedoch habe sie darin übereingestimmt, dass Rooke als
Geschichtenerzählerin Gordimer und Lessing weit hinter
sich ließe.
Einer von Rookes besten Romanen, Ratoons, entspräche
den "Wuthering Heights (Sturmhöhe) in der afrikanischen
Literatur".
Angesiedelt auf einer Zuckerfarm südlich von Durban in
den frühen Jahren des vergangenen Jahrhunderts, sei Ratoons
(erstmalige Veröffentlichung 1953, wieder aufgelegt 1990)
eine Familiensaga mit Berichten von Beziehungen zwischen den
Rassen in der Kolonialzeit, Jahre bevor die Nats (Mitglieder
der Nationalen (burischen) Partei) sich die Apartheid ausdachten.
"Es wurde ein Grundlagenwerk für Literaturstudenten
an der damaligen Universität von Natal nachdem es von
der Englischen Fakultät in den späten 80er Jahren
wiederentdeckt worden war" und die Autorin mit einem
Ehrendoktor belohnt worden war. Ein weiterer ihrer berühmten
Romane war Mittee, ein Werk über die Liebe entlang
der Farblinien, veröffentlicht in vielen Ländern.
Der ehemalige Dozent in Oxford und Redakteur des Times
Literary Supplement R.W. Johnson lobte Rookes Werk als
vollkommen frei von einem "wirklich moralisierenden" Ton,
der viele der südafrikanischen Romane, die die Beziehung
zwischen den Rassen behandelten, charakerisiere.
"Da ist nichts davon bei Rooke", wird er zitiert
"nicht ein einziges verurteilendes oder protestierendes
Adjektiv".
Rooke, eine enge Freundin von Alan Paton, habe den breitere
Zustimmung findenden Apartheid-Darstellungen von Gordimer
und Lessing kritisch gegenüber gestanden.
"Sie waren so außerhalb der Wahrheit", habe
sie im Alter von 92 Jahren in einem Interview mit Johnson
ausgedrückt. "Keine von beiden hatte zunächst
eine Ahnung, was Apartheid wirklich bedeutete. Doris war keine
Südafrikanerin und Nadine entstammte einem privilegierten
Hintergrund. Sie verstanden es einfach nicht."
Rooke selbst habe sich früh dazu entschieden, einen Roman
zu schreiben, "der wirklich die Wahrheit über die Apartheid
sagen würde".
"Der Roman mit dem Titel The Greyling sei in Afrika
verboten worden schon bevor er gedruckt war. Rooke habe das
Wissen darüber, von der Staatssicherheit ausspioniert
zu werden und die Tatsache, dass diese es geschafft hatte,
sich eine Kopie ihres Manuskripts zu besorgen, entsetzt.
Sie und ihr Eheman hatten Südafrika bereits einmal verlassen,
in der Folge der Durban-Aufstände von 1949, aber sie
seien zurückgekehrt.
Nun habe das Paar das Land erneut verlassen, um sich in Australien
niederzulassen.The Greyling wurde 1962 in London veröffentlicht.
Als ihr Ehemann gestorben war, siedelte Rooke von Australien
nach Cambridge in England über, um ihrer Tochter nahe
zu sein. Sie habe weitere Romane geschrieben, die aber der
"kreativen Inspiration" ermangelten, die sie aus
dem Leben in Südafrika erhielten; sie erhielten mäßige
Kritiken. Bald nachdem sie das Land verlassen hatte, hörte
Rooke mit dem Schreiben auf.
Daphne Rooke wurde am 6. März 1914 geboren, ihr Vater
war Engländer die Mutter Afrikaanerin.
Ihr Vater wurde im Zweiten Weltkrieg getötet und sie
wuchs in Armut in Boksburg als jüngste von sechs Kindern
auf. Ihre Mutter, die als Mare Knevitt Kurzgeschichten verfasste,
bemerkte Wachstumsstörungen bei Daphne und zog mit der
Familie ins gesündere Klime der Südküste von
KwaZulu-Natal. Robust und unabhängig, kaufte sie eine
kleine Zuckerfarm und schaffte es, diese zu unterhalten, während
sie die Kinder aufzog und Geschichten schrieb.
Rooke, die die Robustheit und Unabhängigkeit der Mutter
geerbt habe, arbeitete als Journalistin. Ein Foto zeigt sie
als attraktive junge Blonde, während sie in die Tasten
einer alten Remington hämmert. Chris Barron beschließt
seinen Nachruf mit einer kurzen Werkübersicht: "Rooke
schrieb elf Romane, sechs Kinderbücher, einige Kurzgeschichten
und, 2003, Erinnerungen".
Sie hinterließ eine Tochter.
· (SundayTimes SA, ÜEK:
J.K.)
Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus
dem Englischen Übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©
Quelle:
Sunday
Times, South Africa (SundayTimes SA) |