"Sie
sprechen Suaheli und sagen hakuna matata*",
überschreibt
der Journalist Yazeed Kamaldien seine in → Südafrika
vorgefundenen Meinungen über →
Kenia
und das kenianische Volk, die er für die kenianische
Zeitung Sunday Nation zusammengestellt hat. Die meisten
Durchschnitts-Südafrikaner, fasst er einleitend zusammen,
wüssten nicht viel über Kenia und solche mit Teilkenntnis
über das ostafrikanische Land hätten über die
Mainstream-Medien negative Eindrücke gewonnen.
Ein Spaziergang durchs Zentrum von Kapstadt, der touristischen
Trumpfkarte des Landes, enthülle eine entmutigende Wissenslücke
über alle Bereiche Kenias.
Zwei Frauen, die sich in der Einkaufsmeile unterhielten, haben
laut Yazeed Kamaldien ein Interview verweigert, weil
sie nicht als ungebildet rüberkommen wollten: „Wir
möchten uns zuerst noch mehr informieren, bevor wir Auskunft
geben“, habe eine der Frauen gesagt, die selbst eine
Antwort ins Blaue hinein zu verweigern schien.
Es gehe nicht darum, zu testen, ob sie richtig lägen
mit ihren Fakten über Kenia, habe er, der Berichterstatter,
daraufhin geantwortet und zu erklären versucht, wobei
es bei der Momentaufnahme ginge. Die Antwort sei weiterhin
negativ ausgefallen:
„Nein, es ist besser, sie kommen ein anderes Mal, nachdem
wir mehr über Kenia herausgefunden haben“, habe
die Frau scharf erwidert. Später habe ein Wachmann mit
der Frage über Kenia überfordert gewirkt:
„Ich weiß nichts darüber“, habe er
gesagt und ebenfalls ein Interview verweigert.
Nangamso Duze, einer Kassengehilfin in einem großen
Kapstädter Supermarkt, habe es nichts ausgemacht, ihre
Meinung, die sich mehrheitlich aus TV-Nachrichten und Dokumentationen
speiste, zu teilen:
„Ich weiß nicht viel über Kenia, außer
dass es ein armes Land ist. Ich weiß, es ist in Afrika.
Ich sah viele Kinder herumliegen und Mengen von Fliegen. Es
war kein schöner Anblick. Im letzten Monat habe ich die
Bilder im Fernsehen gesehen. Aber ich weiß nichts über
das Volk und die Kultur. Ich kenne niemanden aus Kenia.“
Glücklicherweise hätten einige Südafrikaner,
die Kenianer kennen, ein positives Feedback aus der gegenseitigen
Beziehung gezogen. Ayesha Mall, eine Journalismus-Dozentin
an der Technischen Universität von Durban habe angegeben,
kenianische Freunde zu haben und kenianischen Studenten, Journalisten
und Akademikern begegnet zu sein. Das Erste, woran Mall gedacht
habe, als das Wort Kenia fiel, sei Mombasa gewesen, das Ferienziel
an der Küste:
„Die Kenianer, denen ich begegnet bin, sind intelligent,
interessiert und kultiviert. Ich habe Kenia selbst nicht besucht,
alles was ich darüber weiß, habe ich gehört
oder gelesen.“ Aber auch negative Eindrücke habe
sie gewonnen:
„Ich denke, die politische Situation in dem Lande ist
unberechenbar. Kenia hat großes Potential, aber der
Fortschritt wird aufgrund von viel Korruption und Gewalt behindert.
Ich hörte, dass es auch eine schöne Küste,
aber einen fürchterlichen Flughafen besitzt und dass
es gegen Inder und Muslime ist.“
Yusuf Barnard, ein Mediziner und Schulungsleiter, habe auch
kenianische Langstreckenläufer getroffen:
„Ich traf sie, als ich selbst lief. Sie gewannen alle
Wettläufe. Aber ich weiß nichts über Kenia.“
Die Interviews, erklärt Yazeed Kamaldien, hätten
auch Eindrücke von einem exotischen Touristenziel zu
Tage gefördert. Software-Entwickler Craig Byren assoziiere
Wildlife und Tourismus, wenn er Kenia denke, „obwohl
ich noch keinen Kontakt mit Kenianern hatte.“
In dem Kontext habe Kenia noch viel Aufklärungsarbeit
bei den afrikanischen Nachbarn zu leisten über ein Land,
das vielseitig sei und naturgemäß einladend. “Ein
Kurztrip nach Nairobi, den ich vor einigen Jahren unternahm,
offenbarte ein generell entspanntes Land mit Menschen, die
nicht daran interessiert waren, mit Ausländern zu sprechen.
So etwas geschieht nicht überall, ein aufbauender Eindruck.“
Die Graphik-Designerin Kim Benjamin aus dem Ort Kuils River
habe auch noch keine Kenianer getroffen, aber sie assoziiere,
die Schönheit des Landes, die weiten Ebenen und das großartige
afrikanische Erbe, soweit sie es vom Fernsehen kenne. Dann
enthüllte sie die über Kinofilme vermittelte Hollywood-Version
von Kenia:
“Sie sprechen Suaheli und sagen hakuna matata**.“
Kim Abrahams, die Kellnerin in einem vegetarischen Restaurant
in der belebten Long Street im Zentrum Kapstadts, habe sich
sehr positiv über das „ursprüngliche Afrika“***
geäußert.
Das entspreche der allgemeinen Sicht der Südafrikaner,
die sich Mühe geben, eine neue Sicht vom "ursprünglichen
Afrika"*** zu gewinnen, die sich
nicht auf außerafrikanische Mainstream-Wahrnehmungen
stützt.
Abrahams habe beim Treffen mit dem Journalisten ein äthiopisches
Kopftuch und Perlenschmuck getragen. In größeren
Städten wie Kapstadt kämen Afrikaner von überall
her zusammen, um Anstellungsmöglichkeiten zu suchen und
eine Zufluchtsstätte, um dem Krieg zu entkommen.
Gute Kaffebohnen und das Maasai-Volk kämen Abrahams in
den Sinn, „wenn ich an Kenia denke. Ich habe einen Maasai
in Kapstadt gesehen. Ich habe Freunde aus → Burundi,
die mich Leuten aus Kenia vorstellten. Ich habe auch Perlenschmuck
von Menschen bekommen, die in Kenia gewesen sind. Ich weiß
nicht viel über Kenia. Ich sehe schöne Bilder. Ich
denke, es gibt dort Touristenattraktionen und Menschen auf
Farmen, die sich autark versorgen. Ich denke an Afrikanerinnen,
die mit Perlen am Hals dasitzen und an Schnitzen, Spinnen
und Perlstickerei.“
Sie denke sehr positiv vom "ursprünglichen Afrika"***
und wünsche sich, „wir würden ihm mehr Verständnis
und Bescheidenheit entgegenbringen“. ·
(Sunday
Nation, ÜEK:
J.K.)
Quelle:
The
Sunday Nation, Kenya (Sunday Nation)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
**Sinngemäß:
(Es gibt) kein Problem; alles easy.
***Im Originaltext
wird nur von „Africa“ gesprochen, aus dem Kontext
geht jedoch hervor, dass von dem „eigentlichen“
oder „ursprünglichen“ Afrika die Rede ist,
das dem urbanen Südafrikaner genau so exotisch vorkommt
wie uns Europäern.
ÜEK:
J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert
v. Janko Kozmus ©
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