"Hör
auf den Poeten"
Poesie sei wieder in Mode, behauptet
der namentlich nicht genannte Verfasser dieses Artikels für
die englischsprachige simbabwische Zeitung The
Herald. Die Sammlung, die Wellingtone Kusema für
den Nationalen Kunstpreis (National Arts Merit Awards) einreichte,
habe den ersten Preis in einer der Kategorien für Literatur
gewonnen. Er nannte sie Lazarusse
und Divas, ein ziemlich interessanter Titel. Der
simbabwische Dichter, der in Großbritannien lebt, erforscht
in dieser Sammlung die menschliche Natur.
Dies sei eine gewaltige Sammlung von Gedichten, "die
leicht verständlich, überzeugend und prägnant sind".
Sie behandelten Themen wie Krieg, Liebe, Religion und soziale
Gerechtigkeit.
Die meisten Stücke seien "leicht, elegant und voller Komik".
Der Dichter vertrete eine kompromisslose Haltung gegenüber
der Wahrheit.
Wie die meisten Dichter, die sich gegen Gewalt ausgesprochen
haben, sei Wellingtone Kusema gegen Kriege. Den Leuten, die
an der Macht sind, wirft er vor, Kriege zu ihrem eigenen Vergnügen
anzuzetteln.
Und das Schlimmste, was sie tun, sei, denjenigen Medaillen
zu verleihen, die die meisten Menschen getötet haben. In seinem
Gedicht Krieg
stelle der Künstler die Auswirkungen des Krieges unter das
Mikroskop. Was er sehe, sei erschreckend. Positiv hebt der
Rezensent hervor, dass der Dichter die Dinge beim Namen nenne.
Respektabel sei der Mut, seine Meinung zu äußern, ein Umstand,
den der Verfasser des Artikels mit folg. Gedichtauszug dokumentiert:
"Krieg!
Es sind die einfachen Söhne, die geschickt werden, um an den
Grenzen zu sterben.
Wie die Autoren des Krieges und ihre Söhne
Zurückgelassen, um die Beute zu genießen!
Nur um nach Jahrzehnten vergeblichem Bekriegens zurückzukommen
Und Friedensabkommen zu unterzeichnen, an Tischen,
hergestellt aus Recycling-Särgen
Von denen, die kämpfend gestorben sind,
Nur um die Egos zu befriedigen
Von den exzentrischen politischen Kriegstreibern!"
Es gebe noch etwas, das gleichermaßen
beunruhigend sei und in der Unwillkommenen
Braut beschrieben werde. Der Dichter deute an, warum
einige der heutigen Ehen zerbrächen, bevor die Tinte auf
der Heiratsurkunde getrocknet sei. Scheidung sei in den alten
Tagen selten gewesen. Von einem jungen Mann sei erwartet worden,
dass er seine Ehefrau aus einer Familie wählt, die seinen Eltern
als ehrenwerte Menschen bekannt waren. Die Ehe verband zwei
Familien, die nicht getrennt werden konnten. Geschwister wurden
ermuntert, aus den gleichen Häusern zu heiraten. Scheiterte
die Ehe, seien die Ehegatten zusammengeblieben, um den Schein
zu Ehren des Bandes zu wahren, den sie zwischen den zwei Familien
geschaffen hatten.
Wellingtone Kusema vertrete die Tugenden der traditionellen
Ehe, deren Werte zum "Glück im Heim" führten. Der
Dichter tadele den Zusammenbruch der Institution der Ehe aufgrund
der veränderten Lebensgewohnheiten. Dafür steht folgender Gedichtauszug:
"Denn
diese Frau hast du beschlossen zu heiraten ...
Alles wird nicht gut enden zwischen dir und ihr,
Sie ist aus der Stadt und kennt die Eigenarten unseres Volkes
nicht!"
Die Veränderungen seien angesichts der
Entwicklungen, die stattgefunden haben, unvermeidlich. Junge
Leute gingen auf Internate und träfen andere aus anderen Bereichen.
Sie verliebten sich ineinander und am Ende würden sie heiraten.
"Wo sie zur Arbeit gingen, trafen sie andere aus anderen
Bereichen und verliebten sich ineinander. Letzten Endes heirateten
sie. Dieser Trend kann nicht rückgängig gemacht werden, er ist
zu einem Lebensstil geworden. Kultur sei dynamisch und vermischt
sich mit anderen Kulturen. Allerdings ist es selbstmörderisch,
Aspekte der traditionellen Kultur aufzugeben, die die sich über
Zeiten bewährt haben."
Ernsten Zwecken solle nach Ansicht des Dichters die Ehe dienen.
Es gebe keinen besseren Weg, diesem Vorsatz zu folgen, als die
Geister der Hüter des Kampfes aufzurufen.
Obwohl die Gedichte geschrieben worden seien, bevor der Rat
der Stadt Harare den Baum gefällt hat, an dem Mbuya →
Nehanda gehängt wurde, sei ein Hinweis darauf
angemessen. Es sei fraglich, ob der Dichter von der griechischen
Muse oder durch seine eigenen Geister der Ahnen zu schreiben
inspiriert wurde. Darüber könne man debattieren ...
"Sohn,
Hör zu, und höre gut zu auf die weisen Worte, von deinen Ältesten
gesprochen. . .
Diese, deine Frau ist eine Muroyi
Die mit einem Lächeln den helllen Tag verzaubert !
Selbst wenn Mbuya Nehanda Nyakasikana
Und Sekuru Kaguvi Gombera gehängt wurden
Am berüchtigten Platz in Harare, sie war da!"
Der Dichter hebe den Unterschied zwischen
den Armen und den Reichen hervor, heißt es weiter in der Besprechung.
Die Lücke könne geschlossen werden, wenn die Weltwirtschaftsordnung
die Gerechtigkeit im internationalen Handel fördern würde.
Dies sollte auf einer gerechten Preisgestaltung beruhen. Westliche
Länder bestimmten die Preise für Rohprodukte, die sie importieren.
Die gleichen westlichen Länder bestimmten aber auch die Preise
der fertigen Produkte, die sie exportieren. Die weltweit stattfindende
Rezession habe Länder wie
→ Simbabwe
in eine prekäre Situation gebracht.
"Die Kolonialisten investierten massiv in die Kolonien.
Ihre Erben bestreiten ihren Lebensunterhalt aus dieser damaligen
Investition und müssen nicht arbeiten. Die wirklichen Eigentümer
dieses Erbes müssen von den Brosamen überleben", eine Aussage,
die mit folg. Gedichtauszug belegt wird:
"Sie
nennen sich die Erste Welt
Diese Diva-Nationen, die sich selbst füttern
Mit den erlesensten Teilen des Reichtums anderer Nationen,
Reichtum, beschlagnahmt von den Lazarus-Nationen der Dritten
Welt ..."
Die Schaffung von Arbeitsplätzen für
die Jugend sei eine bewundernswerte Sache, wird eine andere
Thematik aufgegriffen, aber sie sollte nicht zum Selbstzweck
dienen. Das Programm werde erst dann abgeschlossen sein, wenn
Jugendliche anfangen, Fertigprodukte und Dienstleistungen für
den Weltmarkt herzustellen.
Kusema stelle fest, heißt es abschließend, "dass die Menschen,
die Sanktionen gegen Simbabwe anwenden, dieselben Leute sind,
die unseren Reichtum geplündert haben. Die Quintessenz ist,
dass die Menschen in Simbabwe nicht nur von politischer Unabhängigkeit
allein überleben können. Sie brauchen auch wirtschaftliche Unabhängigkeit,
die stimulierend ("edifying") ist."
Das Äußere der Sammlung sei ordentlich, die Textbearbeitung
hervorragend. ·
(The
Herald Simbabwe, ÜER.B/J.K.)
Quelle:
The
Herald ,
Simbabwe (The Herald)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜER.B/J.K. --> Übersetzung
aus dem Englischen: Ruth Bushart; Kommentar: Janko Kozmus©
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