"Des
Landes kollektives Gedächtnis, gemeinsam konserviertes
Gewissen",
titelt
Diana Rodriguez für die englischsprachige Financial Gazette
aus Simbabwes Hauptstadt Harare.
Moderne
afrikanische Schriftsteller und Dichter, wie die Griots oder
Lobdichter, beginnt sie, hätten in früheren Zeiten einen besonderen
Platz in der Gesellschaft innegehabt.
Während
es die Aufgabe des Lobdichters gewesen sei, die traditionellen
Häuptlinge des Stammes gemäß seiner wichtigen Position zu
preisen, war der Griot in der Lage, eine angemessene Kritik
einzubringen, ohne zur Sache gerufen zu werden.
Die
heutigen afrikanischen Schriftsteller hätten eine ähnliche
Funktion: "Indem sie sagen, wie es ist, sind sie in der Lage,
die Erinnerung der Nation zu bewahren, während sie zugleich
als ein kollektives Gewissen fungieren".
Diana
Rodriguez zufolge seien Julius Chingono und John Eppel - Vertreter
geburtenstarker Jahrgänge - solche Schriftsteller. "Beide
verbrachten ihre ersten Jahre in Rhodesien, überlebten den
Befreiungskrieg und genossen die berauschenden ersten Jahre
eines unabhängigen
→ Simbabwe."
Die Geschichten, die sie in Together erzählten, einer
gemeinsamen Publikation ihrer Gedichte und Geschichten bei
amaBooks Publishers, stammten zumeist aus dem Jahr 2000 "lebhaft
ans verlorene Jahrzehnt des Landes erinnernd".
"In
diesen unruhigen Jahren", berichtet Diana Rodriguez weiter,
"vertrieb die Landreform fast eine Million Landarbeiter und
deren Angehörige, Spareinlagen wurden für immer verloren,
und eine alternde Bevölkerung, deren Kinder auf der Suche
nach Arbeit in die Diaspora flohen, überließ man sich selbst
in einem Land ohne Ernährungssicherheit oder Recht und Ordnung.
"2012
funktionierten medizinische Hilfsorganisationen wieder, und
Supermärkte lagerten Vorräte jeder Art von Lebensmittel."
"Erinnerungen
an vergangene Entbehrungen würden aber beim Leser wieder dunkel
heraufbeschworen, stoße er auf John Eppels The Pact.
Vier ältere Witwen, Jean, Mavis, Harriet und Dorothy, verknüpften
ihre Quellen in Dorothys großem, weitläufigem Haus in Burnside."
Als
ein großer Topf Suppe, den die Damen für dreißig Straßenkinder
zubereiten, durch Störenfriede umgeworfen wird, wird Mavis
schwer verbrannt. Nicht in der Lage, medizinische Hilfe leisten
zu können, behandeln ihre Freundinnen die Verbrennungen mit
im Garten geschnittener Aloe Vera. Ihre Pflege schlägt fehl
und bevor Mavis stirbt, bekräftigen die Damen den beschlossenen
Pakt: Sollte das Leben für eine von ihnen zu einer zu großen
Belastung werden, würden alle vier zusammen sterben, indem
sie einen von Harriets Milchkuchen mit einem chinesischen
Rattengift versetzen würden.
Was
wie eine lustige Erzählung von vier guten Freunden begänne,
die in ihrem "Gekritzel Club" spielten, Schriftsteller zu
werden, gute Taten zu tun und gut durchzukommen, ende in Massenselbstmord
und Tragik.
The
Dread Gentleman von Julius Chingono erinnere an 2005,
ein Jahr der Wahlen und der Gewalt, und die berüchtigte "Operation
Murambatsvina", als Tausende von vertriebenen Städtern ihre
Existenzgrundlage verloren und die durchschnittliche Lebenserwartung
für simbabwische Frauen auf 34 Jahre fiel.
Der
Held der Geschichte, stellt Diana Rodriguez den Inhalt vor,
sei ein Geschäftsmann mit Dreadlocks, der in dem "Tsunami"
von Murambatsvina ein Geschäft verloren habe.
Er
erfahre eine Läuterung durch drei Vapostori [Angehörige einer
apostolischen Glaubensgemeinschaft/Sekte J.K.] in makellos
weißen Roben, die Gesichter sauber rasiert und glänzend durch
reichliche Anwendung von Vaseline." Laut über Sungura-Musik
redend, die aus einer nahe gelegenen Jukebox schmettert, schütteten
die Apostel Weihwasser auf den Bürgersteig und eine nahe gelegenene
Mauer und erklärten, dass der Herr seine zukünftigen Unternehmen
segnen werde, und dass die Öffentlichkeit das Gute in den
Waren sehen werde, die hier verkauft würden."
Chingonos Leichtigkeit und Humor machten ihn zu einem guten
Begleiter für jeden eifrigen Leser, meint die Kritikerin.
Als Mann des Volkes, mache er uns die Schwierigkeiten des
Überlebens in Simbabwe bewusst, aber er bringe auch das Leben
und Lachen der Townships und die Schlagfertigkeit von Gesprächen
während langer Fahrten in unsere unmittelbare Erfahrung.
Beizeiten
wiege die elegante und stilvolle Prosa John Eppels uns in
einem falschen Gefühl von Sicherheit. "Schöne Bilder in seinen
Gedichten evozieren den Duft von Buddleja, Nachtjasmin und
Fliederblüten."
Aber
bevor man Euphorbia pulcherrima (Weihnachtsstern) sagen könne,
zeige er uns Berge von Hausmüll, entlang unserer öffentlichen
Wege abgeladen, "klagend, dass unsere Häuser nach Armut, Angst.
... sogar Terror stinke.
"Ob
Chingono und Eppel als Aktivisten, Schriftsteller oder Dichter
beurteilt werden, beendet Diana Rodriguez ihren Bericht, werde
vom Leser abhängen. Leider verstarb Julius Chingono 2011,
aber John Eppel sei gerade erst in Schwung gekommen. "Richten
Sie ein wachsames Auge auf die 'amaBooks Bulawayo' wegen künftiger
Angebote." ·
(Financial Gazette, Sim, ÜEK:
J.K.)
Quelle:
Financial
Gazette,
Simbabwe (FinGazetteSim)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen
übersetzt und kommentiert von Janko Kozmus ©
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