"Internationales
Schriftstellerparlament zu Saro-Wiwa
Erklärung
Ken
Saro-Wiwa war ein bedeutender Autor, und deshalb ist es natürlich,
daß die Weltgemeinschaft der Schriftsteller seinen Verlust
betrauert. Aber er und seine Freunde starben nicht im Gefolge
seiner literarischen Produktion, sondern weil sie für
das Überleben des Volks der Ogoni und gegen die Tyrannei
des Abacha-Regimes kämpften. Dieser Kampf muß nun
der Kampf der Welt werden. Wir fordern deshalb, daß
dies eine Mal die Antwort der politischen Führer der
Welt auf die Grausamkeit stark und energisch genug sein muß,
um einen wirklichen Wandel zu bewirken - und das schnell.
Vor
dem schrecklichen Ereignis des Mordes hatte die Welt den Verurteilten
nichts anderes anzubieten als impotente "stille Diplomatie";
auch das britische Außenminiserium bevorzugte die "sanfte"
Tour. Der Shell-Konzern, für dessen Profite das Leben
Saro-Wiwas und seiner Freunde schließlich geopfert wurde,
nimmt jetzt für sich in Anspruch, auf stille Weise für
die Verurteilten vorstellig geworden zu sein. Selbst Nelson
Mandela, dessen Kampf durch Sanktionen unterstützt worden
war, sprach von der Notwendigkeit, gegenüber dem nigerianischen
Regime eine vorsichtige Linie einzuhalten ...
Was
ist jetzt, nach den Hinrichtungen, die in Wirklichkeit Justizmorde
waren, zu tun, damit die Abacha-Regierung für ihre Verbrechen
bezahlt und die Demokratie in Nigeria wiederhergestellt wird?
Die USA und Britannien haben über Nigeria ein Waffenembargo
verhängt. Aber gibt es irgendein Embargo gegen die Ölexporte,
die vier Fünftel der Exporterlöse Nigerias ausmachen?
Fehlanzeige!
(...)
Wir
fordern umfassende Sanktionen gegen die Abacha-Regierung -
jetzt!
Das
ist das mindeste, was die Toten von uns erwarten können.
Und die Lebenden.
Salman
Rushdie, Präsident. Der gesamte Vorstand" (taz)
Quelle:
die
tageszeitung (taz)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen
übersetzt u. kommentiert: Janko Kozmus ©
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Artikel zu Ken Saro-Wiwa:
"Leidenschaftlicher
Ruf" Saro-Wiwas aus einem nigerian. Gefängnis
Manfred
Loimeier zu Saro-Wiwas Roman Sozaboy
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