"Umgesiedelte
Menschen am Stausee verlangen Entschädigung"
Unter
diesem Titel berichtet Paul Nkala für die englischsprachige
simbabwische Tageszeitung Chronicle von den Auswirkungen
auf die umgesiedelten Menschen vom Lake Kariba, der in den
50er Jahren angestaut und als "Großtat technischer Errungenschaften
und menschlicher Bestrebungen" gefeiert wurde.
1958,
als der See vollendet wurde, habe die aus der Wasserkraft
gewonnene Elektrizität → Simbabwe
und Sambia versorgt und für einen sprunghaften kommerziellen
Aufschwung îm Fischfang und in der Tourismusindustrie
in Kariba town und dem Küstenstreifen gesorgt sowie bedeutende
Einkommen und Beschäftigung für das gesamte Land
zur Folge gehabt.
47
Jahre später, heißt es in dem Artikel weiter, fühlten
sich Tausende von Menschen, die von den Ufern des Sambesi
in Simbabwe und Sambia umgesiedelt wurden, um für das
kolossale Wasserreservoir Platz zu schaffen, im Recht, eine
Entschädigung zu verlangen.
Die
betroffenen Menschen und ihre Nachkommen behaupteten, nach
der Umsiedlung seien wenige Anstrengungen unternommen worden,
ihnen ein anständiges Leben zu gewährleisten.
Aus
den Gemeinden in Simbabwe und Sambia heißt es, das Lake
Kariba-Projekt habe den Betroffenen nur Armut hinterlassen,
da sie keinen direkten Nutzen von der anhängigen Industrie
gehabt hätten und bis heute noch keine Entschädigungszahlungen
bezahlt worden seien.
Um
ihre Belange zu vertreten, schreibt Nkala, haben sich nun
"die Menschen des Großen Flusses", gemeinhin als Basilwizi
bekannt, mobilisiert und die Treuhandgesellschaft "Basilwizi
Trust" gegründet.
(...)
Die
Organisation operiere in den vier Bezirken Binga, Hwange,
Nyaminyami und Gokwe North der Sambesi Talregion, in denen
immer noch umgesiedelte Menschen lebten, gab der für
das Programm der Organisation Verantwortliche, Sani Boniface
Mutale, bekannt.
Die
simbabwische Seite des Sambesi-Tals ist die Heimat von rund
5 000 Korekore- und mehr als 500 000 Tonga-sprechender Menschen,
schreibt der Autor des pragmatischen Berichts weiter. Zwischen
1954 und 1962 sei die gesamte Bevölkerung von den Ufern
des Sambesi umgesiedelt worden, um dem Wasserkraftprojekt
zu weichen.
Das
steigende Wasser des Sees habe das Flussbecken überflutet,
wo die Menschen gelebt, Landwirtschaft betrieben und über
Jahrhunderte gefischt hatten.
Die
Regionen, in die die Menschen zwangsweise verbracht wurden,
waren in der Regel unfruchtbar, unterentwickelt und in keinster
Weise geeignet, den Lebensunterhalt zu sichern, zitiert der
Autor den Programmverantwortlichen.
Dieser
habe den Umstand beklagt, dass einige der umgesiedelten Menschen,
besonders die in Gokwe North, allmählich ihre Identität
verloren und von den Gemeinden, in die sie verfrachtet worden
waren, absorbiert wurden, was zu einer Verwässerung ihrer
Kultur geführt habe.
Beim
dem jüngst statt gefundenen Auftakt, heißt es in
dem Artikel weiter, hätten die Delegierten von der Weltbank
- Hauptfinanzierer des Dammbaus -, gefordert, die zwangsweise
umgesiedelten Menschen zu entschädigen.
Der
von der Treuhandgesellschaft vorgelegte Untersuchungsbericht
folge einer Studie mit dem Ziel, die sozioökonomischen
Folgen des Lake Kariba-Projekts auf die Tonga- und Korekore-sprechenden
Menschen in Binga zu untersuchen.
Auch
Dorothy Mushayavanhu, eine Dozentin für Öffentliches
Recht an der Universität von Simbabwe, habe gefordert,
Weltbank und britische Regierung sollten die umgesiedelten
Gemeinden entschädigen; sie sprach von der Notwendigkeit,
dass all diejenigen, die berechtigte Ansprüche hätten,
der Organisation beitreten müssten, um gegenüber
Weltbank und britischer Regierung verstärkt auftreten
zu können.
Sie
fügte hinzu, der Anspruch auf Entschädigung basiere
auf der Umsiedlung der Tonga-sprechenden Menschen, welche
unfreiwillig erfolgt war und in vielen Verletzungen des Menschenrechts
mündete; sie sprach von der "Diskriminierung, der Marginalisierung
sowie der Verarmung" der betroffenen Gemeinden.
Der
von italienischen Experten konstruierte Stausee Lake Kariba
bedeckt 282 qkm des Sambesi-Tals und ist der drittgrößte
Damm des Kontinents nach →
Ägyptens Assuan-
und Mosambiks Cahora Bassa-Staudamm, konstatiert Paul Nkala.
Ein
Jahr nach der Fertigstellung sei das Projekt offiziell von
der britischen Königin-Mutter eröffnet worden.
Im
Laufe der Jahre sei Lake Kariba zu einem der populärsten
Ferienziele des Landes angewachsen mit einem Flughafen, Seehotels,
riesigen Hausbooten, Bootsanlegestellen, Wassersport- und
Angelmöglichkeiten.
(...)
Das
bei der Auftaktveranstaltung ebenfalls anwesende Oberhaupt
der sambischen Stadt Sinazongwe zitiert der Autor mit der
Feststellung, die negativen Auswirkungen der sozioökonomischen
Probleme beträfen die sambische wie die simbabwische
Seite. Weiter beklagte der Gast aus Sambia den Umstand, dass
Tausende von Menschen in unvertrauter Umgebung wieder angesiedelt
worden seien, welche sie kultureller Verwässerung ausgesetzt
und die Qualität ihrer Kultur in Mitleidenschaft gezogen
habe.
Zusammenfassend
stellt Paul Nkala schließlich fest, die Treuhandgesellschaft
widme sich der sozialen und ökonomischen Entwicklung
der umgesiedelten Menschen des Sambesi-Tals, die "zum verletzlichsten
Bevölkerungsteil des Landes zählten". ·
(Zim Chronicle,
ÜEK:
J.K.)
Quelle:
Chronicle,
Simbabwe, englischspr. Tageszeitung
(Zim Chronicle)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen
übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©
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