"Geheime
Liebesträume von Dambudzo Marechera",
überschreibt
Godwin Muzari seinen Bericht über eine der spektakulärsten
Liebesbeziehungen an der Schnittstelle von Afrikanistik und
ihrem wissenschaftlichen Objekt.
Die Wohnung Nummer acht am Sloan Court in der Gegend der Harare
Avenues berge für die Autorin Flora Veit-Wild süße und saure
Erinnerungen, beginnt Godwin Muzari seinen Bericht für die
englischsprachige simbabwische Zeitung The Standard.
Sie genieße ihre romantischen Erfahrungen in den Armen eines
rätselhaften, wenn auch etwas exzentrischen Genies und talentierten
Schriftstellers, der die Aufmerksamkeit der Literaturkritik
in den frühen 80ern, zu Hause und im Ausland, erregt habe.
Aber sie erinnere sich auch daran, wie sie es verabscheut
habe, in die Welt dieses "witzigen, durchtriebenen und komplexen
Charakters von
→ Dambudzo Marechera"
verstrickt zu werden.
"Veit-Wild lächelt, als sie erzählt, wie sie spät nachts oder
am frühen Morgen durch die Hintertür in Marecheras Zimmer
schleichen musste, um ein Schäferstündchen ("quality time")
mit einem jungen Mann zu verbringen, der auch noch Jahre nach
seinem Tod, ein integraler Bestandteil ihres Lebens sein würde."
Erstmalig habe Veit-Wild ihre Romanze mit Marechera in einem
kürzlich verlegten Essay mit dem Titel "Ich und Dambudzo"
öffentlich gemacht.
Die in Deutschland ansässige Akademikerin sei am Montag der
vergangenen Woche nach Harare geflogen, wo sie der Standard
am Mittwoch abgefangen habe.
"Ihr emotional reflektierter Essay offenbart komplizierte
persönliche Details, einschließlich der ersten Liebesnacht
mit Marechera, und wie sie entdeckte, nachdem der umstrittene
Schriftsteller krank geworden war, dass sie HIV-positiv war."
Seit mehr als zwei Jahrzehnten hätten Forscher und Wissenschaftler
erfolglos nach näheren Details der Beziehung von Veit-Wild
zu Marechera gesucht. Die Frage, die sich viele gestellt haben
mögen, nachdem sie ihr Essay gelesen haben: "Warum veröffentlicht
sie es gerade jetzt?"
"Ich war bereit, es Ende des Jahres 2010 zu veröffentlichen,
als ich den Aufsatz fertig geschrieben habe und gab es an
Verlage", wird Flora Veit-Wild wörtlich zitiert. "Aufgrund
der vielen Arbeit der Verleger, erzählten sie mir im Mai letzten
Jahres, dass der Aufsatz im März 2012 veröffentlicht werden
würde. Es war noch immer eine nicht abgeschlossene Geschichte.
Natürlich geschah es vor vielen Jahren, aber ich musste diese
Geschichte schreiben. Es geht nicht nur um meine Beziehung
zu Dambudzo, sondern etwas, das mit meinem privaten Leben
im Allgemeinen zu tun hatte."
Es sei nicht leicht, wird Veit-Wild weiter zitiert, "solche
privaten Themen wie sexuelle Beziehungen und den HIV-Status
zu offenbaren. Es ist etwas Persönliches, dass man nicht einfach
sagen kann, und ich brauchte eine lange Zeit, um mich zu offenbaren."
Der einzige Hinweis, den sie über das Timing gegeben habe,
sei, dass sie bald von ihrer Universitätsarbeit in Berlin
in den Ruhestand wechseln würde, vermutlich sei das der richtige
Zeitpunkt, über ihre Romanze mit Marechera zu sprechen, ohne
ihre akademischen Diskussionen über den Schriftsteller zu
kompromittieren.
Veit-Wild gesteht ein, dass sie den akademischen Erfolg ihrer
engen Beziehung zu Marechera zu verdanken habe.
"Ich verwaltete sein Vermögen, bis ich das Land verließ und
übergab es seiner Schwester Florence Ndebele. Es gibt jetzt
neue Ausgaben seiner Bücher, "House of Hunger" und "Black
Sunlight." "Mindblast" würde zum ersten Mal außerhalb → Simbabwes
veröffentlicht werden. Man arbeite noch an einer Reihe von
Marechera-Projekten.
"Wie auch immer", räume sie ein, die 18 Monate, in denen sie
in den verstorbenen Autor verliebt war, seien ereignisreich
gewesen. "Er hatte einen rebellischen Geist und ich fragte
mich oft, warum ich so weit mit ihm gegangen bin. Ich hätte
manchmal schwören können, dass ich ihn nie wieder sehen wollte,
aber nach einigen Tagen suchte ich ihn schon wieder auf. Sie
wissen, wie es ist, wenn man jemanden liebt. Ich hätte ihn
schon nach einigen Tagen vermisst, wenn ich mich entschieden
hätte, ihn zu verlassen."
Während ihrer Affäre habe Veit-Wild über einige von Marecheras
Freundinnen Bescheid gewusst, sich aber nichts daraus gemacht,
weil sie, wenn sie bei ihm war, gespürt habe, dass er jemanden
an seiner Seite brauchte.
"Er erzählte mir, wie eifersüchtig die anderen Freundinnen
waren, als sie von unsere Sache erfuhren. Er sagte, ich verstünde
ihn besser, und als er starb, war ich die einzige mit einem
Schlüssel zu seinem Zimmer und ich denke, dass es ein Zeichen
dafür war, dass er mir mehr vertraute."
Veit-Wild wolle weder viel über die vielen Freundinnen Marecheras
sagen noch darüber, ob sie denke, dass sie HIV von ihm habe.
Es sei egal, wer wen angesteckt habe. "Auch das ist nicht
Teil meiner Geschichte. Alles was ich über diese Beziehung
zu offenbaren hatte, ist in meinem Essay. Ich will nicht mehr
sagen, als das, was ich für richtig befunden habe zu sagen."
Veit-Wild träume immer noch von Marechera. In ihrem Essay
habe sie darauf hingewiesen, wenige Tage nach seinem Tod seinem
gewalttätigem Charakter in ihren Träumen begegnet zu sein,
während er jetzt aber friedlich erscheine. "Ich habe von ihm
geträumt, als ich letzte Woche in
→ Südafrika
ankam. Ich erinnere mich nicht an die Details des Traumes,
aber er war überhaupt nicht mehr gewalttätig."
"Meine Familie ist außer sich."
Veit-Wild weigere sich, über ihre Familie zu sprechen und
darüber wie sie sich fühlte, als sie Marechera - ihren Liebhaber
– zu ihr nach Hause gebracht habe, wo sie mit ihrem Mann und
ihren Kindern lebte.
"Meine Beziehung mit Dambudzo", wird Flora Veit-Wild
ein letztes Mal wörtlich zitiert, "hat nichts mit meiner Familie
zu tun. Es ist nicht Teil meiner Geschichte, und ich kann
niemanden miteinbeziehen, außer uns beiden." ·
(Standard Simbabwe, ÜEK:
R.B./J.K.)
Quelle:
The
Standard, englischspr. simbabwische Sonntagszeitung (Standard
Simbabwe)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜER.B/J.K. --> Übersetzung
aus dem Englischen: Ruth Bushart; Kommentar: Janko Kozmus©
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