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8.
Juni |
1992 |
→
In Ägypten
wird der Schriftsteller, Kolumnist und Menschenrechtsaktivist
Farag Foda von zwei islamischen Fundamentalisten erschossen.
Bei dem Anschlag werden Passanten und auch Fodas Sohn schwer
verletzt.
Der Autor islamkritischer Werke hatte auch in zahlreichen Zeitungsartikeln
auf Schwachpunkte innerhalb der islamischen Lehre, besonders
in ihrer aktuellen Auslegung, hingewiesen. Er war bereits vor
der Ermordung zum Apostaten (Abtrünnigen) und zum Feind
des Isalm erklärt worden.
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30.
Juni |
1992 |
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1992 |
"Ägypten
ohne Märchen"
Unter diesem Titel schreibt der marokkanische Autor → Tahar Ben Jelloun
in der frz. Tageszeitung Le Monde über seinen
ägyptischen Kollegen Sonallah Ibrahim anlässlich
der Übersetzung seines ersten Romans Cette odeur-là
(Jener bestimmte Geruch) ins Französische:
"Lange Zeit inhaftiert, zensiert, verboten schrieb Sonallah
Ibrahim eine Literatur, die sich gegen die traditionelle Emphase
der arabischen Rhetorik' richtete. Vielleicht hätte Sonallah
Ibrahim nicht geschrieben, wenigstens nicht in solch entblößender
Weise, wäre er nicht von Nasser in den Jahren 1959 bis
1964 ins Gefängnis gesteckt worden", mutmaßt Ben
Jelloun. Man müsse sich von jenen Ansichten des intellektuellen
arabischen Bevölkerungsteils verabschieden, die glauben
ließen, der Marxismus würde den Armen und Entrechteten
Gerechtigkeit bringen, schreibt Ben Jelloun weiter. "Sonallah
Ibrahim hat sich eingesetzt, er hat Risiken in Kauf genommen
und einen hohen Preis für seine Ideale bezahlt." (...)
·
(Le Monde, ÜFK:
J.K.)
Der Roman - Originaltitel: Tilka l-rā'iha - erschien
in → Ägypten
erstmalig 1966 und wurde sofort nach seinem Erscheinen verboten
und konnte erst wieder 20 Jahre später erscheinen. |
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2.
September |
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Der
palästinensiche Schriftsteller Ahmed Qatamish wird zum
wiederholten Mal von den israelischen Behörden aus politischen
Gründen inhaftiert. In so genannter Verwaltungshaft, die
eine Verlängerung der Haft ohne Anklage und Gerichtsverfahren
ermöglicht, wird seine Haft, durch jeweilige Verlängerung
von sechs Monaten auf fünfeinhalb Jahre ausgedehnt werden.
- Vgl. ausführlichen Bericht in der → Tageschronik
v. 28.4.2011
nach einem Bericht der der
palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA. |
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18.
Oktober |
1992 |
Kofi Awoonor nennt sich in einer autobiographischen Skizze einen
'glühenden afrikanischen Nationalisten',
heißt es in der tageszeitung. "Sein Background
- geboren in einem kleinen Dorf in →
Ghana,
die Mutter Analphabetin, der Vater Schneider - sei typisch und
gehöre 'zu Afrika wie Dürren, Mißernten, Heuschrecken,
dumme Stammeskriege, der IWF und die Schulden, die auf dem ganzen
Kontinent lasten' ...Missionsschule ... britisches College,
studiert Literatur an der Universität von Accra ... Als
Nkrumah 1966 stürzt, geht →
Kofi
Awoonor
nach London und von dort in die USA ... Als er 1975 nach Ghana
zurückkehrt, wird er, dem Regime unliebsam, verhaftet und
zehn Monate in Einzelhaft gehalten. Das 'Sklavenhaus in Usher',
von Holländern im 17.Jahrhundert gebaut, ist das Gefängnis,
in dem er seinen Überlebenswillen immer wieder betont:
'meinen Tod zu verschieben bis/ zum Morgen nach der Freiheit'.
Nach seiner Freilassung nimmt er eine Literaturprofessur in
Accra an. Ende der achtziger Jahre ist er Botschafter Ghanas
in Kuba. 1991 .. bei den Vereinten Nationen in New York."
· (Joachim Satorius,
taz) |
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zeit |
los |
Afrikanische und arabische Sprüche und Weisheiten:
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1992 |
Raquel del Pozo Epita, die unter dem Pseudonym Raquel Ilonbé
(auch: Raquel Ilombe) veröffentlichte, stirbt in ihrem Haus
in Madrid. Zeitlebens war die Autorin und Dichterin zwischen
dem zentralafrikanischen Bata und Madrid hin- und hergerissen,
was sich auch deutlich in ihrem lyrischem Werk niederschlug.
Sie reiste immer wieder nach →
Äquatorialguinea
und veröffentlichte neben dem Gedichtband Ceiba
mit den Leyendas guineanas ([Äquatorial-]Guineische
Legenden) das erste Kinderbuch des Landes. Es enhält acht
Legenden der Völker Fang, Bubi und Ndowe, die die Autorin
im Lande selbst gesammelt und dadurch vor dem Verschwinden gerettet
hat. - Vgl. Preámbulo (Vorwort) v. Benita Sampedro Vizcaya
S. 15 ff., in: Ceiba II (Poesía inédita [Unveröffentlichte
Gedichte]) Hgg. von Benita Sampedro Vizcaya u. Baltasar Fra
Molinero. Madrid 2014. |
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17.
November |
1992 |
Die
madagassische Dichterin Esther Nirina Rabemananjara wird 60
Jahre alt. |
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"'Tausendundeine
Nacht' der Alpträume"
überschreibt → Tahar Ben Jelloun
seinen Bericht in der frz. Tageszeitung Le Monde über
einen Roman von Hanan al-Shaykh, der die Tabus einer Gesellschaft,
"in der die Modernisierung die Traditionen intakt beließ",
übertritt. Ein Mann vom Golf betritt eine Bibliothek in
London und fragt nach "dem" Buch von Hanan al-Shaykh. "Welches",
fragt der Biblothekar. "Das, in dem es die Liebesgeschichten
zwischen Frauen gibt." Seit Hanan al-Shaykh, die libanesische
Schriftstellerin, die in England lebt, Femmes de sable et
de myrrhe (arab. Original: al-baḥr al-lāmubālīte;
dt: Zwei Frauen am Meer; Übersetzung: Hartmut Fähndrich.
Hamburg 2002) veröffentlicht habe, seien die Gerüchte
nicht verstummt. Sie haben sich zu einem Skandal geweitet und
das Buch auf den Index gebracht. (...) ·
(Le Monde, ÜFK:
J.K.) |
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In seiner Geburtstadt Kairo stirbt der ägyptische Schriftsteller
Yahya Hakki (auch: Haqqi), dessen Familie aus der Türkei
eingewandert war.
Hakki gilt als Begründer der arabischen Kurzgeschichte
sowie des arabischen Romans. Seine erste Kurzgeschichte erschien
1925; sie blieb seine bevorzugte Ausdrucksform. Größere
Bekanntheit erreichte er mit seiner 1944 veröffentlichten
Erzählung Qindil Umm Haschim, (dt: Die Öllampe
der Umm Haschim. Berlin 1981), die wie der Roman Al
Bostagi von 1968 (Der Briefträger) verfilmt wurde.
Weitere Werke (Auswahl):
Sah an-naum (Guten Morgen. Erzählung), 1955
Dima' Wa Teen (Blut und Lehm. Erzählung), 1955
Om Al'awagiz (Die Mutter der Hilflosen) 1955
Antar und Juliette. 1960
Der Truthahn (dt. in LISAN Nr. 5, Basel 2008)
Tanawa'at Al Asbab (Mittel verändern sich)
Qessa Fi Ard'hal (Eine Geschichte in einer Petition)
Iflass Khatibah (Der Bankrott eines Ehestifters)
Al Firash Al Shaghir (Das leere Bett) |
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13.
Dezember |
1992 |
Die taz zitiert → Wole
Soyinka, der sich über die "voluminöse Autobiographie"
von Nelson Mandela äußert:
"Nicht nur glaubt man ihm, sondern man beginnt zu verstehen,
daß es diese Fähigkeit war, Ignoranz oder Dummheit
vom wirklichen Rassenhaß zu unterscheiden, die es dem
Revolutionär möglich machte, das Risiko eines heimlichen
'Gesprächs mit dem Feind' einzugehen." ·
(taz) |
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Anmerkungen:
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inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus
dem Englischen Übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©
ÜFK: J.K. --> Aus
dem Französischen übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus © |
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Quellen:
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Sach-
und Personenregister |
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