Literarisches
Portrait: Zoë Wicomb
1948
Am 23. November wird Zoë in einer Siedlung namens Beeswater in
der Western Cape-Region, auch bekannt als Little Namaqualand, Südafrika,
geboren; die Eltern - Robert Wicomb, ein Schullehrer, und Rachel Le
Fleur Wicomb - sprechen Afrikaans.
1960er
lebt Zoë Wicomb bei einer Tante in Kapstadt, um eine Secondary
School - gezwungenermaßen "for coloured"
- besuchen zu können. Mit der Unterrichtssprache Englisch hofften
die Eltern, ihrer Tochter Zoë eine berufliche Perspektive bieten
zu können. Anschließend Besuch der Universität - "for
coloured".
1970
verlässt Zoë Wicomb Südafrika, um sich in England niederzulassen;
sie wird in Nottingham und Glasgow leben.
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IN
KAPSTADT ...
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1987
You can’t get lost in Cape Town[1]
(dt: In Kapstadt kannst du nicht verlorengehen. Übersetzung:
Karen Nölle-Fischer. Göttingen 1997), Zehn (autobiografisch
gefärbte) Texte. New York und London 1987.
1990
kehrt Zoë Wicomb nach Südafrika zurück, wo sie drei
Jahre lang am Fachbereich Englisch der University of the Western
Cape unterrichten[2] wird.
1992
Zoë
Wicomb
wird in die viel beachtete Anthologie Daughters of Africa
[2_1] von Margaret Bushi aufgenommen.
1998
Shame and Identity: The Case of the Coloured in South Africa
(Scham und Identität: Der Fall der Farbigen in Südafrika).
In: Attridge, Derek & Jolly, Rosemary (Hg) Writing South Africa:
Literature, Apartheid and Democracy, 1970-1995. Cambridge 1998.
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DAVIDS
STORY
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2001
David's Story (dt: Davids
Story. Übersetzung: Hilde Schruff. Göttingen
2002), Nachwort: Dorothy Driver, Roman. New York 2001.
2006
Playing in the light, Roman. New York 2006.- Im Mittelpunkt des
Romans stehen Marion und ihre Familie mit Afrikaans-Hintergrund. Obwohl
sie das Reisen nicht mag, betreibt Marion ein Reisebüro im Kapstadt
der 90er-Jahre, in der Zeit der Wahrheits- und Versöhnungskommissionen.
Marion interessiert sich wenig für das soziale und politische
Geschehen im Lande. Eines Tages entdeckt sie ein Foto in der Zeitung,
das eine Erinnerung weckt, ein lang gehütetes Familiengeheimnis,
dem sich der alternde Vater nicht stellen mag. Mit der familiären
Auseinandersetzung beginnt die Reflexion, was ihr privilegierte Dasein
angeht. Sie ist förmlich gefangen in einem rund um die Uhr bewachten
Wohnblock auf Robben Island. Von ihrem Bett aus kann sie das Meer
sehen, doch ihr Blick ist in die Vergangenheit gerichtet. Als sie
eines Tages - erstmalig - eine Farbige einstellt, wird sie zusätzlich
gezwungen, sich mit der Komplexität der Beziehungen, die die
rassistische Apartheid-Politik hinterlassen hat, auseinanderzusetzen[3].
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THE
ONE THAT ...
engl. Originalausgabe
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2009
[4]
The one that got away[5], Erz. New
York 2009.
2013
Ausgezeichnet mit dem mit $ 150.000 Windham–Campbell Literature
Prizes for Fiction (gemeinsam mit Tom McCarthy - UK und James Salter
- USA) für den noch nicht veröffentlichten Roman October.
2014
October, Roman. New York 2014. - Im Mittelpunkt des Romans steht
Mercia Murray; sie ist Anfang 50 und wurde von ihrem Mann verlassen.
Nach 25 Jahren in Schottland lebend kehrt sie in ihre südafrikanische
Heimat zurück, wo sie ihre Angehörigen, von "Alkohol
und Geheimnissen überwältigt" vorfindet. Hin und hergerissen
zwischen Schottland und Südafrika reflektiert sie die vergangenen
Jahre und kann sich an keinem Ort wirklich niederlassen. Überall
wird sie angezogen und gebraucht und fühlt sich gleichzeitig
abgestoßen.
Zoë
Wicomb lebt in Glasgow[6], wo sie Creative
Writing und Postkoloniale Literatur an der Universität von Strathclyde
unterrichtet. |
1)
Die
in diesem Buch versammelten Geschichten spielen in der Zeit der Apartheid;
das Buch wurde zunächst in New York und London veröffentlicht
und erst 2008 in Wicombs südafrikanischer Heimat. -
Die einzelnen Texte bilden einen inaltlichen und chronologischen Zyklus,
eine Tatsache, die wohl dazu geführt hat, das dieses Buch im
anglophonen Literaturbereich des Öfteren auch als Roman bezeichnet
wird. Im dt. Sprachbereich wird es im Allgemeinen als Erzählband
geführt.
2)
Das Unterrichten bezahle die Rechnungen, es falle ihr leicht, sagt
Wicomb, über Literatur zu reden. Das Schreiben selbst sei "eine
Tortur, schmerzhaft langsam", überhaupt schreibe sie kaum
außerhalb von Ferien oder Feiertagen. - Vgl. intermix.org.
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Mayse Condé
Wie Spreu im Wind
(Segu-Zyklus)
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2_1)
Die 1944 in Ghana geborene Margaret Bushi stellt in der Anthologie
Daughters of Africa
über 200 Autorinnen mit afrikanischen Wurzeln vor. Die in England
lebende Kritikerin und Redakteurin beginnt ihre Reihe im Alten Ägypten
mit der Pharaonin Hatschespsut und führt diese bis in die Neuzeit
fort mit Autorinnen wie Wicomb, Tsitsi
Dangarembga, Bessie
Head, Toni Morrison, Flora
Nwapa, Grace
Ogot, Animata Sow Fall sowie der 1937 in Guadeloupe
geborenen und wiederholt
als Nobelpreiskandidatin gehandelten Maryse Condé. Letztere
wurde vor allem mit ihrer Westafrika-Saga Segu bekannt.
3)
Anna Goodall vom Pen Pusher Magazine schreibt: "'Playing
in the light' ist ein Ausdruck, der hier gebraucht wird, um die Handlungen
von Farbigen ("coloured people") zu beschreiben, die hell
genug waren, um 'generell als weiße Person akzeptiert' zu sein
und es so wagen konnten, die starren Rassenschranken in schwer erkämpfter
Büroarbeit zu überschreiten und einen Platz in der privilegierten
Welt des weißen Südafrika zu finden". - Übersetzung:
J.K.
4)
Der vollständige Nachweis von Wicombs Werk ist trotz intensiver
Recherche bisher nicht möglich, Beiträge der Autorin finden
sich u.a. in folg. Kompilationen:
- The Penguin Book of Contemporary South African Short Stories,
Stephen Gray (Hg.) Johannesburg & London 1994.
- The Heinemann Book of South African Short Stories, Hirson, D (Hg.)
London 1994.
- Mohnblumen auf Schwarzem Filz: Autorinnen aus vier Kontinenten
, Regina Keil & Thomas Bruckner (Hg.) Zurich 1998
- Transitions: Half a Century of South African Short Stories, MacKenzie,
C. (Hg.)
- Francolin Pub, Kapstadt 1999.
- The Heinemann Book of African Women's Writing, Bruner, C (Hg.)
New York 1999.
- The Art of the Story: An International Anthology of Contemporary
Short Stories, Daniel Halpern (Hg.), New York & London 2000.
- Stand Magazine Vol 5 (4), University of Leeds 2004.
- Armada: Tijdschrift voor wereldliteratuur, No 34, Amsterdam 2004.
- The New Century of South African Short Stories, Chapman, M. (Hg.),
Johannesburg 2005
5)
Die Erzählungssammlung The one that got away enthält:
Boy
in a jute-sack hood
Disgrace
The one that got away
Mrs Pringle's bed
There's the bird that newer flew
Neighbours
Friends and goffles
Trompe l'oeil
Nothing like the wind
N2
In the Botanic Gardens
Another story
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6)
In einem Interview wird Zoë Wicomb gefragt, wie es sei, woanders
zu leben als an den Plätzen, über die sie schreibt. Ihre
Antwort:
"... Wissen Sie, ich habe es mir nicht ausgesucht, in Europa
zu leben, es ist eine historische Zufälligkeit, daraus resultierend,
eine Familie hier gegründet zu haben, die einen hält. Überhaupt
ist Exil nicht ein Zustand, in der Zeit eingefroren zu sein, wo ein
kurzes Tauwetter alles ist, was zwischen dir und der bequemen Rückführung
in die Heimat steht. Ich könnte sicherlich nicht schreiben, wenn
ich nicht ausgedehnte Perioden dort verbringen würde, weil es
nicht möglich ist, Raubbau am Gedächtnis zu betreiben ...
- Vgl. Zoe Wicomb interviewed on writing and nation,
Übersetzung: J.K.
Quellen:
Library of Congress, Online Catalog
http://www.intermix.org.uk/features/FEA_13_zoe_wicomb.asp
Dictionary of Literary Biography on Zoe Wicomb, auf: www.bookrags.com/
Zoe
Wicomb interviewed on writing and nation, 2002 Literator Society of
South Africa.
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