Literarisches
Portrait: Mia Couto
1955
Am 5. Juli wird António Emílio[1]
Leite Couto als zweiter von drei Söhnen in Beira, Mosambik
geboren. Seine Eltern - Maria de Jesus und Fernando Leite Couto -
sind aus Portugal eingewandert; der Vater ist Bahnangestellter, Journalist
und Dichter[2].
1969 (70?)
Im Alter von vierzehn Jahren veröffentlicht Mia Couto erste Gedichte
in der Zeitung Notícias da Beira.
1971
Beginn des Studiums an der medizinischen Fakultät der Universität
von Lourenço Marques [heute: Maputo].
1976
Im Alter von 21 Jahren wird Mia Couto von der Regierung von Samora
Machel zum Direktor der Staatlichen Nachrichtenagentur Agência
de Informação de Moçambique (AIM) berufen.
Später auch redaktionelle Mitarbeit bei div. Zeitungen.
1981
Mia Couto beendet seine Tätigkeit als Chefredakteur bei der
Zeitung Tempo. Im Anschluss daran leitet er bis das Wochenblatt
Notícias.
1983
Erste Buchveröffentlichung:
Raiz de Orvalho (Wurzel des Taus), Gedichte. Maputo 1983;
Neuauflage: Lissabon 1999.
1985
Mia Couto beendet seine journalistische Arbeit und beginnt in
Maputo ein Biologie-Studium.
1986
Vozes Anoitecidas (Nacht gemachte Stimmen; engl.: Voices
made night; Übersetzung: David Brookshaw. Oxford 1990),
Kurzgeschichten. Maputo 1986; Neuauflage: Maputo 2008.
1988
Cronicando, Chronik seiner Arbeit im Pressewesen. Maputo
1988; Neuauflage: Lissabon 1991; Neuauflage: Maputo 1999; Neuauflage:
Maputo 2008.
1989
Ausgezeichnet mit dem Journalistenpreis Prémio Anual
de Jornalismo Areosa Pena für seine Chronik Cronicando.
1990
Cada Homem é uma Raça (Jeder Mensch ist ein/e
Volk/Rasse/Stamm, Auswahl daraus in Englisch erschienen: Every
man is a race; Übersetzung: David Brookshaw. 1994), Erzählungen.
Lissabon 1990.
1991
Ausgezeichnet mit dem AEMO-Nationalpreis der mosambikanischen
Schriftstellervereinigung (Associação dos Escritores
Moçambicanos).
1992
Terra Sonâmbula (dt: Das schlafwandelnde Land.
Aus dem mosambikanischen Portugiesisch von Karin von Schweder-Schreiner.
Frankfurt/Main 1994), Roman. 1992. - Die Protagonisten des Romans
Das schlafwandelnde Land, ein Junge namens Muidinga und der
alte Tuahir, treffen in einem Flüchtlingslager aufeinander und
machen sich gemeinsam auf den Weg. Sie irren durch das vom Bürgerkrieg
verwüstete Land Mosambik. Überall stoßen sie auf Zeichen
des Zusammenbruchs, neben einem Toten finden sie die Notizbücher
eines gewissen Kindzu. In einem ausgebrannten Bus nehmen sie Zuflucht
und der Junge liest dem Alten laut aus den Aufzeichnungen vor. Die
Gespräche der Beiden, ihre Erinnerungen und das Gelesene verschmelzen
zu einer Gesamtschau des Landes am Ende und Höhepunkt des Bürgerkriegs.[3]
1994
Estórias Abensonhadas (Traumgesegnete Geschichten),
Kurzgeschichten. Lissabon 1994
1995
Ausgezeichnet mit dem AEMO-Nationalpreis für Fiktion der
mosambikanischen Schriftstellervereinigung (Nacional de Ficção
da Associação dos Escritores Moçambicanos).
Ausgezeichnet vom Verband der Kunskritiker von São Paulo/Brasilien
(Associação Paulista de Criticos de Arte, APCA).
1996
A Varanda do Frangipani (dt: Unter dem Frangipanibaum.
Aus dem mosambikanischen Portugiesisch von Karin von Schweder-Schreiner.
Berlin 2000, Neuauflage: Zürich 2007, mit einem Vorwort von Henning Mankell[4]),
Roman. Lissabon 1996. - Im Mittelpunkt des Romans Unter dem Frangipanibaum
steht ein Polizeinspektor namens Izidine Naíta - in Wahrheit
die Reinkarnation eines xipoco, einer untoten Seele. Dieser
Inspektor untersucht den Mord an einem tyrannischen Heimdirektor in
einer ehemals portugiesischen Festung. Unter dem Frangipanibaum auf
der Terrasse über dem Meer lauscht er den Aussagen der Heimbewohner,
die eine phantastische Welt entwerfen und sonderbarerweise stellen
sich alle Verdächtigen bereitwillig der Verantwortung für
den Mord.[5]
1997
Contos do nascer da terra (Geschichten von der Geburt der
Erde), Erzählungen. Maputo 1997.
1998
Mia Couto wird in die Brasilianische Akademie der Literatur (Academia
Brasileira de Letras, ABL) aufgenommen.
1999
Vinte e zinco (Zwanzig und Zink[6]),
Erzählung. Maputo 1999 und Lissabon 1999; Neuauflage: Maputo
2006.
2000
O Último Voo do Flamingo (Der letzte Flug des Flamingo;
engl: The Last Flight of the Flamingo; Übersetzung:
David Brookshaw. New York 2004), Roman. Maputo 2000; Luanda 2000;
Lissabon 2000.– Der 15-jährige Bürgerkrieg in Mosambik ist beendet,
dennoch explodieren bei dem Dorf Tizangara unerklärlicherweise immer
wieder Landminen. Als die von der UN stationierten Soldaten betroffen
werden, sendet die Weltorganisation den italienischen UN-Offizier
Massimo Risi an den Ort des Geschehens, um die mysteriösen Vorfälle
zu untersuchen: Die Männer scheinen explodiert zu sein, ohne dabei
Blutspuren zu hinterlassen, zurückgeblieben sind nur ihre Blauhelme
und ihre Penisse.[7]
Mar me quer (Mich liebt das Meer). Illustrationen: João
Nasi Pereira. Maputo 2000.
2001
Na berma de nenhuma estrada e outros contos (Am Rande einer
Straße und andere Geschichten). Maputo 2001.
Das Feuer Grafiken von Wol Müller. Text von Mia Couto.
Frankfurt/Main, Sulzbach, Ingolstadt u. Palma de Mallorca 2001.
O Gato e o Escuro. (Die Katze und der Dunkle), Kinderbuch
2001
Ausgezeichnet mit dem Prémio Mário António
für den Roman O Último Voo do Flamingo.
Ausgezeichnet mit dem Prêmio Passo Fundo Zaffari e Bourbon
de Literatura.
2002
Mamíferos de Moçambique (Säugetiere von
Mosambik), gemeinsam mit Augusto Cabral, Maputo 2002
Um rio chamado tempo, uma casa chamada terra (Ein Fluss namens
Zeit, ein Haus namens Erde; engl.: A river called time; Übersetzung:
David Brookshaw), Roman. Lissabon 2002; Maputo 2003.
2003
O país do queixa andar (Das Land für Beschwerden),
Gesammelte Kolumnen. Maputo 2003; Neuauflage: Maputo 2008.
O fio das missangas (Der Perlenfaden), Erzählungen.
Maputo 2003
2004
A Chuva Pasmada (Der wundervolle Regen), Text: Mia Couto,
Illustrationen: Danuta Wojciechowska. Maputo 2004; Lissabon 2004.
2005
Pensatempos (Gedanken zur Zeit). Maputo 2005
Os Bandoleiros de Schiller (Die Räuber von Schiller).
Theaterstück. Uraufführung: Maputo, Teatro Avenida 2005.
Regie: Stephan Bruckmeier
Am 5. Juli wird Mia Couto 50 Jahre alt.
2006
O Outro Pé da Sereia (Der andere Fuß der Meerjungfrau),
Roman. Lissabon 2006
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AFRICA
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mit Texten von Mia Couto,
dreisprachig:
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2007
Africa herausgegeben v. Sebastiao Salgado. Katalogtext: Mia
Couto. (Engl. Übersetzung: Dennis Wright. Deutsche Übersetzung:
Astrid Paiva Boléo. Frz Übersetzung: Françoise
Veiga), dreisprachige Ausgabe: Engl./Deutsch/Frz. Hong Kong, Köln,
London, Los Angeles, Madrid, Paris, Tokyo 2007; Neuauflage: Köln
2010.
Sonhando para além das Cinzas (Träumen jenseits
der Asche). Katalogtext zu einer Ausstellung von Terre des Hommes.
Osnabrück/Eschborn 2007
Idades cidades divindades (Zeiten Städte Gottheiten),
Essays. Lissabon 2007.
Chovem amores na Rua do Matador, Theaterstück gemeinsam
mit José
Eduardo Agualusa verfasst.
Ausgezeichnet mit dem Prémio União Latina de Literaturas
Românicas (Preis der Lateinischen Union für romanische
Literaturen).
2008
Venenos de Deus, reme´dios do diabo (Gifte von Gott,
Heilmittel vom Teufel), Roman. Maputo 2008.
O beijo da palavrinha (Der Kuss des Wortes) Text: Mia Couto;
Illustrationen: Danuta Wojciechowska. Kinder- und Jugendbuch. Luanda/Angola
2008.
2009
Jesusalém (dt: Jesusalem; Übersetzung:
Karin von Schweder-Schreiner. Heidelberg 2014), Roman. Lissabon 2009;
Maputo 2009. - Als Jesusalem - jenseits von Jesus - bezeichnet
ein Vater das Jagdcamp, in das er sich mit seinen beiden Söhnen
und einem Ex-Soldaten zurückgezogen hat. Die selbst gewählte
Isolation - und damit die familiäre Vergangenheit, die der Vater
um jeden Preis verheimlichen will - wird aufgebrochen, als eine mysteriöse
weiße Frau zu den Männern ins Lager stößt. Vor
dem Hintergrund des mosambikanischen Bürgerkriegs versuchen die
Brüder das Familiengeheimnis zu lösen.
E se Obama fosse africano? E outras interinvenções
(Und wenn Obama Afrikaner wäre? und andere interinvenções[8]).
Reden des Autors auf Konferenzen in Schweden, Portugal, Brasilien,
Angola
und Mosambik. Lissabon 2009; Maputo 2009
2010
The blind fisherman (Der blinde Fischer; aus dem Portugiesischen
ins Englische übersetzt von David Brookshaw), Kompilation früher
Kurzgeschichten des Autors. Johannesburg 2010
Pensageiro frequente (Häufige Gedankenreisen), Kurzgeschichten
(Sammlung von Geschichten, die Mia Couto für das Bordmagazin
Indico der mosambikanische Fluggesellschaft Linhas Aéreas
de Moçambique, LAM, schrieb) Lissabon 2010.
A Caixa Preta (Die Black Box), Theaterstück gemeinsam
mit José
Eduardo Agualusa verfasst.
2011
Tradutor de chuvas (Übersetzer von Regen), Gedichte.
Lissabon 2011
Ausgezeichnet mit dem mit 10.000 Euro dotierten Prémio
Eduardo Lourenço des Centro de Estudos Ibéricos
(CEI). João Gabriel Silva, der Dekan der Universität
von Coimbra, gab am Ende der Jurysitzung, deren Präsident er
war, bekannt, Mia Couto werde für sein Werk geehrt, mit dem er
"den Horizont der portugiesischen und der iberischen Kultur erweitert"
habe.
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DAS
GESTÄNDNIS DER LÖWIN
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2012
A Confissão da Leoa (dt: Das Geständnis der
Löwin; Übersetzung: Karin von Schweder-Schreiner. Zürich
2014), Roman 2012. - Die Löwin gesteht die Tötung vieler
Menschen in der Umgebung des mosambikanischen Dorfes Kulumani. Eines
Tages wird sie mit einem professionellen Jäger, genannt Erzengel
Baleiro, konfrontiert, der sich seinerseits zahlreichen Schwierigkeiten
gegenüber sieht: Amtswillkür, Brauchtum und Tradition behindern
u.a. die Erfüllung seiner Aufgabe. Und er begegnet Mariamar wieder,
die sich Jahre zuvor haltlos in ihn verliebt hatte.[9]
2013
Ende Mai wird Mia Couto als zweiter Autor seines
Landes mit dem wichtigsten Preis für portugiesischsprachige Literatur,
dem Prémio Camões ausgezeichnet. Der Preis ist mit 100.000
€ dotiert.
Anfang November wird bekannt gegeben, dass Mia Couto mit dem für
2014 ausgelobten Neustadt -Literaturpreis für sein literarisches
Werk bedacht wird. Die als us-amerikanischer Nobelpreis geltende Auszeichnung
ist mit 50.000 $ dotiert.
2015
Mulheres de cinza (dt: Imani; Übersetzung:
Karin von Schweder-Schreiner. Zürich 2017), Roman. Lissabon 2015.
Erster Teil der Trilogie As Areias do Imperador (Die Sande
des Kaisers). - Die Romanhandlung ist in die zweite Hälfte des
19. Jahrhunderts in eins der größten afrikanischen Reiche
versetzt. Das Reich des Herrschers Ngungunyane erstreckt sich über
das Territorium des heutigen Mosambik. Die Geschichte wird aus zwei
Perspektiven erzählt, einmal von dem portugiesischen Sergeant
Germano und zum anderen vom einheimischen Mädchen Imani. Es herrscht
Krieg. Imani, die die Sprache der Portugiesen in Wort und Schrift
beherrscht, dient als Vermittlerin für die Europäer, für
Sergeant Germano, der sich in Imani verliebt. Er berichtet in Briefen
von seinem Erlebnissen in der Fremde. Der Leser lernt nicht nur die
allseits bekannte Wahrnehmung durch die Kolonialisten kennen, sondern
wird auch mit der Innenansicht der Kolonisierten vertraut gemacht
und darf zudem eine traurig-poetische Liebesgeschichte verfolgen.
Am 5. Juli wird Mia Couto 60 Jahre alt.
2016
A Espada e a Azagaia. Zweiter Teil der Romantrilogie As
Areias do Imperador (Die Sande des Kaisers).
2017
O Bebedor de Horizontes. Dritter Teil der Romantrilogie As
Areias do Imperador (Die Sande des Kaisers).
Mia
Couto lebt in Maputo und ist als Biologe[10]
in der Umweltforschung tätig. |