DIE MARABOUT-SEITE
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Chronik (1901–2020)

Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas * von innen und außen 

Jahreschroniken: 1998

Stand: 22.12.11

 

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Januar
1998
Erste weibliche Bundesrichterin in Botsuana
Die Menschenrechtsaktivistin und Anwältin Unity Dow
, die einen Teil ihres Jurastudiums im schottischen Edinburgh absolvierte, wird als erste weibliche Bundesrichterin an den Obersten Gerichtshof  Botsuanas berufen. Zwei Jahre später wird ihr erster Roman erscheinen.
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2. Januar
1998

Manfred Loimeier begrüßt in der taz das Erscheinen der deutschen Übersetzung von Sozaboy,
einem Roman des  nigerianischen Schriftstellers und Umweltaktivisten Ken Saro-Wiwa.
mehr dazu · (Manfred Loimeier, taz)

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4. Januar
1998
In seiner Geburtstadt Al-Haffeh, nahe der Hafenstadt Lattakia gelegen, stirbt der syrische Journalist, Romancier und Drehbuchautor Khaled al-Shariqi.
Der 1934 geborene Jurist graduierte 1963 an der Universität von Damaskus. In seiner frühen Jugend begann er schon mit dem Schreiben von Lyrik. Seine ersten Gedichte publizierte er in syrischen und libanesischen Zeitungen und Magazinen in den 50er Jahren. In derselben Periode begann er mit dem Schreiben von Erzählungen. Seine erste Story, The small son, wurde 1957 veröffentlicht. Es folgten zahlreiche Prosaveröffentlichungen: Neben den Kurzgeschichtenbänden Love and Anger und The Bride of the Golan auch der preisgekrönte Roman A Tale in Lost Time (Abul Qassem al Shabbi Prize). (Vgl. Writer in Focus, in: Syria Times v. 08.05.2004)
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5. Januar
1998
Der  kenianische Schriftsteller  Ngugi wa Thiong'o wird 60 Jahre alt.
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4. März
1998
"Der somalische Schriftsteller  Nuruddin Farah ist jetzt mit dem Internationalen Neustadt Literaturpreis ausgezeichnet worden."
Der Preis ist "mit 40.000 Dollar dotiert und wird von de University of Oklahoma sowie der Zeitschrift World Literature Today alle zwei Jahre verliehen." Dies meldet die tageszeitung unter Berufung auf eine Mitteilung der Bremer Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung.
· (taz-Bremen)
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April
1998
Uraufführung des Stücks Les Déconnards** des ivorischen Dramatikers Koffi Kwahulé
beim Festival international du Monologue d'Abidjan. Regie führt der Autor gemeinsam mit Sidiki Bakaba.
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15. April
Aufgrund einer internationalen Kampagne wird
der palästinensiche Schriftsteller Ahmed Qatamish nach fünfeinhalb Jahren Haft entlassen.
Qatamish war ohne Anklage und Gerichtsverfahren in israelischer Haft. - Vgl. ausführlichen Bericht in der
 Tageschronik v. 28.4.2011 nach einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA.
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23. April
1998
"Welttag des Buches und des Urheberrechts"
(Seit 1995, als die UNESCO diesen Tag - Todestag von Cervantes und von Shakespeare - dazu erklärte.
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1. Mai
1998
BBC World meldet:
Wole Soyinka nimmt für seine inhaftierte Landsfrau Christina Anyanwu den World Press Freedom Award entgegen
Christina Anyanwu sei seit 1995 in Haft, nachdem sie einen der Militärregierung gegenüber kritischen Artikel geschrieben habe. Der von der UNESCO gestiftete Preis wird für die Verteidigung der Pressefreiheit verliehen, insbesondere solche, die mit Risiko verbunden ist. Wole Soyinka
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8. Mai
1998
Einer der populärsten Dichter der arabischen Welt, der syrische Dichter Nizar Kabbani ist tot.
Er starb am 30. April im Alter von 75 Jahren in seiner Londoner Wohnung. Der marokkan. Schriftsteller  Tahar Ben Jelloun gedenkt seiner in einem Nachruf in der frz. Tageszeitung Le Monde.
Der im Jahre 1923 geborene Nizar Kabbani, ein ehemaliger Diplomat, habe die Frau gefeiert, den Körper der Frau, die geheime Liebe, die fiebrige Leidenschaft ... "Man liebte ihn wegen seiner Kühnheit, seiner Besessenheit für die Liebe der Frauen, für seine genauen Beschreibungen der Blicke und Bewegungen der Liebe in einer Gesellschaft, wo man der Frau misstrauisch begegnete." (...)
· (Le Monde, ÜF: J.K.)
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10. Juni
1998
Anlässlich des überraschenden Todes des nigerianischen Militärmachthabers Sani Abacha, der einem Herzanfall erlegen sein soll, so die Berliner Zeitung, meldete sich der renommierte  nigerianische Schriftsteller  Wole Soyinka vor Reportern in Jerusalem zu Wort. Die Berliner Zeitung zitiert ihn:
"Die Nigerianer haben die Militärdiktatur satt."
Abachas Tod sei "eine Gelegenheit für die nigerianische Gesellschaft und für das nigerianische Militär", zur Demokratie zurückzukehren. Eine Sicht, die die Regierungen der USA, Großbritanniens und Deutschlands teilen; sie fordern den neuen Militärmachthaber General Abdulsalam Abubakar zur Rückker zur Demokratie auf.
· (Berliner Zeitung)
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20. Juni
1998
Die ägyptische Schriftstellerin Miral al-Tahawi wird 30 Jahre alt.
Schon 1996 erschien ihr Debütroman  Das Zelt (dt. Übersetzung: Doris Kilias, 2001) und wurde im selben Jahr in ihrer Heimat als "Bester Ägyptischer Roman des Jahres" ausgezeichnet.
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7. Juli
1998
 "Wole Soyinka, bekanntester Schriftsteller und Oppositionsfigur Nigerias, wendet sich gegen den Deal von UN-Generalsekretär Kofi Annan zur Freilassung des inhaftierten Politikers Moshood Abiola." · (taz)
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12. Juli
1998
Der  libanesische Schriftsteller Elias Khoury wird 50 Jahre alt.
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20. Juli
1998
Die taz meldet, dass die  südafrikanische Schriftstellerin  Nadine Gordimer zur Sonderbotschafterin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen ( UNDP) ernannt wird. · (taz)
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2. August
1998
Die südafrikanische Sunday Times berichtet von Terror auf dem Campus:
Das Gelände der Durban-Westville-Uni ist eine gefährliche Zone geworden. In den letzten 6 Wochen sind mindesten 6 Frauen innerhalb des Geländes vergewaltigt worden. Auch allgemein stieg das Verbrechen an (...)
· (Sunday Times, SA, ÜEK: J.K.)
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16. August
1998
"Trotz Drangsalierens lebt Ngugis Magie weiter",
betitelt Wahome Mutahi seinen in der Rubrik Lifestyle der kenianischen Zeitung Daily Nation erschienenen Bericht über die Versuche, die Publikation des Romans Matigari des wohl berühmtesten Autors des Landes,
Ngugi wa Thiong'o, zu verhindern.  mehr dazu · (Daily Nation)
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8. September
1998
50. Todestag des 1876 im heutigen Lesotho geborenen Schriftstellers Thomas Mofolo. Als sein Hauptwerk gilt der Roman  Chaka Zulu.
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21. September
1998

Hochverratsanklage gegen Soyinka aufgehoben
Laut Angaben der Polizei hat  Nigeria die Hochverratsanklage gegen Nobelpreisträger  Wole Soyinka, der im Exil lebt, aufgehoben, meldet die tageszeitung. Vierzehn weitere Klagen gegen Gegner des verstorbenen Machthabers Sani Abacha seien zurückgezogen worden. "Abachas Nachfolger Abubakar, hatte angekündigt, die Anklagen gegen im Exil lebende Regimegegner fallenzulassen. Diese sollten zurückkehren, um an der Demokratisierung des Landes mitzuwirken."
· (taz)

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16. Oktober
1998
Die tageszeitung zur
Rückkehr des nigerianischen Nobelpreisträgers Soyinka in seine Heimat.
Am Mittwoch abend haben Tausende von Oppositionsanhängern  Wole Soyinka in Lagos begrüßt: "Sie trugen ihn auf den Schultern und riefen Parolen wie 'Willkommen unser König!'" Vorerst wolle Soyinka ein bis zwei Wochen in Nigeria bleiben.
Die taz verweist auf die politische Dimension dieses Ereignisses, denn der Besuch Soyinkas unterstreiche die Liberalisierung des Landes, die es seit dem Tod des Militärdiktators Sani Abacha erlebe. Dessen Nachfolger Abdulsalam Abubakar wolle nach Wahlen im Februar 1999 die Macht am 29. Mai an einen gewählten Nachfolger abgeben. "Doch ausgerechnet jetzt beginnt das politische Klima sich wieder zu verdüstern. Oppositionsgruppen klagen über Unregelmäßigkeiten bei der Wählerregistrierung ..."
· (taz)
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zeit
los
Arabische und afrikanische Sprüche und Weisheiten:

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26. Oktober
1998
Der 61-jährige Politiker und Schriftsteller Henri Lopes wird Botschafter der Republik Kongo in Paris mit Zuständigkeit für Großbritannien, Spanien, Portugal und den Vatikan. Lopes hatte mehrer Ministerposten inne; 1973 bis Februar 1975 war er Premier seines Landes.
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20. November
1998
"Die südafrikanische Autorin und Literaturnobelpreisträgerin Nadine Gordimer wird heute 75 Jahre."
In ihrem jüngsten Roman The House Gun (Die Hauswaffe) stelle ein weißes Elternpaar fest, schreibt Kordula Doerfler für die linke Tageszeitung taz, daß ihr Sohn einen sinnlosen Mord begangen habe. Er werde von einem schwarzen Anwalt verteidigt, und auch daran könnten sich die Eltern nur schwer gewöhnen - das sei die neue Realität in Südafrika.
(.. )
Immer habe die Politik Gordimer Themen geliefert, auch wenn sie sich gewehrt habe, als politische Schriftstellerin bezeichnet zu werden. Geboren 1923 in Springs bei Johannesburg als Tochter jüdischer Einwanderer, war ihr gesamtes Leben von der Apartheid geprägt. Gordimer prangerte in ihren Romanen die Unmenschlichkeit des Regimes an, oft sozialpädagogisch, ohne aber agitatorisch zu werden."
· (Vgl. Kordula Doerfler, taz)
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27. November
1998
Der bekannte Dramatiker
Vickson Hangula "gewann für sein brillantes Drama The Show Isn't Over Until ... mühelos" den diesjährigen Golden Pen Dramatikerpreis.
Dies meldet die Tageszeitung The Namibian.
Der zweite Preis ging an Kubbe Rispel für sein Drama The Cult. Mit Petrus Haakskeen wurde der beste Newcomer des Jahres für sein "höchst innovatives" Drama Finders Keepers, Losers Weepers ausgezeichnet.
Den Preis für das "Beste Drama mit Namibischem Kontext" gewannen Tania van der Merwe und Kay Cowley für ihr "charmantes Skript Onele Ya Kawe (Place Of Diamonds)".
(The Namibian, ÜEK: J.K.
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COVER: A WRITING LIFE
A Writing Life
engl. Original bei amazon
Publikation von A Writing Life: Celebrating Nadine Gordimer
Unter dem Titel Tribut zollen gibt die südafrikanische Wochenzeitung Mail & Guardian die Herausgabe des Buches A Writing Life: Celebrating Nadine Gordimer to honour her on the occasion of her 75th birthday durch den heimischen Verlag Viking bekannt. Der zu Ehren dieses Jubilläums der Nobelpreisträgerin erschienene Band enthält Aufsätze von   Lewis Nkosi, Günter Grass, dem Gordimer-Kritiker Stephen Clingman und ihrem Biographen Ronald Suresh Roberts, außerdem Gedichte von Mbulelo Mzamane, Jeremy Cronin u.a.; daneben stehen bisher unveröffentlichte Prosa von Schriftstellern wie JM Coetzee, Ivan Vladislavic,    Mike Nicol u.a. sowie Interviews mit der Jubilarin.

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 (Mail & Guardian, ÜE: J.K.)
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11. Dezember
1998
In einem Bericht von Victoria Brittain über die Gewalt in   Südafrika spricht die tageszeitung von der
"Grundstruktur des Bösen".
"Angesichts der schillernden Persönlichkeit von Männern wie Eugene de Kock und Dirk Coetzee (zwei der bekanntesten Killer unter den Afrikaanern, die sich beide entschlossen hatten, die Geständnisse abzulegen, die Vorbedingung für die Amnestie sind) wird deutlich, welche Faszination die autoritäre Grundstruktur des Apartheidsystems auf manche Südafrikaner ausüben konnte."
Der Schriftsteller  André Brink habe in seinen Romanen, berichtet Victoria Brittain, "die brutalen Erziehungsmethoden der jungen Afrikaaner beschrieben". Er habe gezeigt, "wie die Greueltaten, die schon in den Familien verübt wurden, sozusagen die Folie bilden, vor der die Verbrechen des Apartheidregimes verharmlost wurden."
· (Victoria Brittain, taz)
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24. Dezember

 

1998
AHLAM MOSTEGHANEMI: CHAOS OF THE SENSES bei amazon bestellen
Chaos of the Senses
Literarische Auszeichnung für Ahlam Mosteghanemi
Die ägyptische Wochenzeitung Al-Ahram meldet den diesjährigen Gewinn der nach
 Nagib Machfus benannten Medaille für Literatur. Gestiftet wird der Preis von der Amerikanischen Universität in Kairo für die beste arabische Romanneuerscheinung.
Er geht in diesem Jahr an die  algerische Schriftstellerin Ahlam Mosteghanemi für ihren Roman Dhakirat Al-Jasad (Das Gedächtnis des Leibes; engl. Ausgabe: Chaos of the Senses)
· (Al-Ahram, ÜEK: J.K.)
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Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
**abgleitet von "déconner" = Blödsinn od. Mist machen; Scheiße bauen.
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen Übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©
ÜFK: J.K. --> Aus dem Französischen übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©

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Quellen:

.. .. Sach- und Personenregister
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