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ABDALRACHMAN
MUNIF
ZEIT DER SAAT
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In
der Buchbeilage der ägyptischen Wochenzeitung Al-Ahram
wird beginnend mit der heutigen Ausgabe eine neue Rubrik eröffnet,
die "Frankfurt files". Gewidmet ist diese Serie zeitgenössischen
arabischen Autoren, die ausführlich - inkl. Biographie
und Bibliografie - vorgestellt werden sollen. "Zusammengestellt
durch die Weekly-Mitarbeiter wird diese Serie nicht Arabisch
sprechenden Lesern grundlegende Informationen über einige
der wichtigsten literarischen Gestalten der arabischen Welt
des letzten Jahrhunderts zur Verfügung stellen ..."
Unter
dem Titel "Arabischer Bürger 'par excellence'" eröffnet
Mona Anis die Vorstellung bedeutender arabischer Autoren mit
Abdel Rahman Munif, der "seine Wurzeln in einem halben Dutzend
arabischen Ländern hatte und der
gesamten Region angehört".
Der
1933 in der jordanischen Hauptstadt Amman als Sohn eines saudischen
Vaters und einer irakischen Mutter geborene "Meister der Erzählung"
starb am 24. Januar im Alter von 70 Jahren. Mona Anis beschreibt
ausführlich den Werdegang des Autors, der 1951 sein Abitur
gemacht, sich dann an der Universität von Bagdad eingeschrieben
habe, von der er 1955 wegen politischer Aktivitäten ausgeschlossen
worden sei. Das folgende Studium an der Kairoer Universität
war nur eine Station, bevor er dann in der jugoslawischen
Hauptstadt Belgrad in Ölwirtschaft promovierte, was ihm
später - zurückgekehrt in den
→
Irak
- sein Auskommen sicherte. Im Irak, so die Autorin, engagierte
er sich im radikalen Flügel der Baath-Partei, was dazu
führte, dass ihm
→
Saudi-Arabien
1963 die Staatsbürgerschaft aberkannte. Sein Engagement
in beiden Baath-Parteien - auch in
→
Syrien,
wohin er inzwischen übergesiedelt war - endete mit zunehmend
autokratischen Tendenzen. Er wechselte in den →
Libanon,
wo er mit Trees and the Assassination of Marzouq seinen
ersten Roman veröffentlichte.
1975
kehrte Munif nach Bagdad zurück, arbeitete sogar für
das dortige Ölministerium, gleichwohl wuchs seine politische
Desillusionierung, und er widmete sich mehr und mehr seiner
literarischen Arbeit. Er veröffentlichte mehrere Romane,
darunter East of the Mediterranean, der sich, wie Mona
Anis sagt, "mit dem physischen und psychologischen Horror
der Folter, die in arabischen Gefängnissen angewandt
wird, befasst". Aus Furcht vor ähnlichen Torturen floh
Munif in den Irak. Nach mehreren Koproduktionen mit arabischen
Lyrikern verließ er endgültig den
→
Irak,
um nie mehr zurückzukehren. In den Jahren 1981-86 lebte
er im Exil in Paris. Hier entstanden zwei Teile seines ursprünglich
als Trilogie konzipierten, aber zur Pentalogie angewachsenen
Werks, das zu seinem "magnum opus" werden sollte: das über
2500 Seiten fassende Mudun al-Milh, Cities of Salt.
In
den späten 80er Jahren wurde ihm die Rückkehr nach
Syrien,
der Heimat seiner Frau, ermöglicht, wo er die nächsten
17 Jahre blieb.
(...)
1999
erschien mit Ard al-Sawad (Land of Darkness)
sein letztes belletristisches Werk. Mona Anis beschließt
ihren informativen Bericht mit dem Hinweis auf ein Buch, das
nur wenige Tage vor Munifs Tod im Januar erschien: Iraq:
Footnotes on History and Resistance (Irak: Fußnoten
zu Geschichte und Widerstand). ·
(Al-Ahram, ÜEK:
J.K.)
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