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Rezension:
→ Mongo
Beti - Besuch in Kala oder Wie ich eine Braut einfing
Die Reifeprüfung
Mongo
Beti aus Kamerun beschreibt den Gegensatz zwischen Stadt und Land Der unlängst verstorbene Schriftsteller Mongo Beti aus Kamerun zählt zu den Autoren Afrikas, die mit ihrem literarischen Oeuvre die postkolonialen Pseudorepubliken in ihren Heimatländern kritisierten und karikierten und dafür nicht selten ein mitunter lebenslanges Exil in Kauf nahmen. So kann der Lebenslauf des 1932 geborenen Schriftstellers Beti als durchaus typisch für die Intellektuellen seiner Generation gelesen werden: Studium in Frankreich (Literatur, Lehramt), erste Publikationen und Auszeichnungen, Verbot seiner frühen Bücher wegen antikolonialistischer Positionen. Erst 1994 kehrte Beti nach Yaoundé in Kamerun zurück und lebte dort bis zu seinem Tod vor zwei Jahren als Buchhändler. Dieses Leben zwischen den Kontinenten und auch zwischen den politischen Blöcken der damaligen Zeit schlägt sich zudem in der Editionspraxis von Betis Werk nieder - auch das ist beispielhaft für seinesgleichen. So kam der Roman Besuch in Kala oder Wie ich eine Braut einfing, der jetzt endlich wieder erscheint, erstmals 1963 in deutscher Übersetzung im Kindler Verlag München heraus. Das zeigt sich die Neugier jener Zeit auf die jungen Autoren Afrikas, die mit ihren Büchern nach dem offiziellen Ende des Kolonialismus in den meisten Regionen Afrikas die Entstehung zahlreicher neuer Nationen begleiteten. 1979 gab der Verlag Volk und Welt in Berlin die selbe Übersetzung in einer DDR-Ausgabe heraus - die damals bevorstehende Frankfurter Buchmesse zu Schwarzafrika 1980 hatte das Interesse an den Literaturen Afrikas gesteigert. Heute gehört Beti zu den Klassikern, Besuch in Kala zum Kanon - eine Neuedition war überfällig. Besuch in Kala ist eine komödiantisch angelegte Geschichte, in der Jean-Marie, ein gescheiterter Abiturient, von der Stadt aufs Land geschickt wird, um seinem Onkel von dort die entlaufene Ehefrau zurückzubringen. Mit dieser wird Jean-Marie auch zurückkehren und dabei noch eine Herde fetter Hammel mitbringen - aber mehr als eine Nebenhandlung ist dies doch nicht. Stattdessen steht der Reifeprozess im Vordergrund, den der Junge aus der Stadt in der dörflichen Umgebung selbst durchläuft. Mit im Mittelpunkt steht Edima, ein Mädchen, das die Sinnlichkeit Jean-Maries erweckt und erfüllt - bis die Wirklichkeit ihren Preis fordert und die Angst vor dem jähzornigen Vater Jean-Marie in die Flucht schlägt. Ganz en passant zeigt Beti am Beispiel der Stadt-Land-Kluft, wie das westliche Denken vordringt und wie die Traditionen des alten Afrika entwertet werden. Und als Gegensatz zu dem Idyll der dörflichen Toleranz verdeutlicht Beti am Beispiel von Jean-Maries Vater auch den totalitären Kern der patriarchalen Gesellschaften des alten Afrika. Das ist bei Beti unaufdringlich formuliert und in einer ansprechenden Mündlichkeit gehalten, liest sich vergnüglich und flott. Gerade diese sprachliche Frische ist es, die den Roman Besuch in Kala auch noch 46 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung in Paris ungemein lesenswert macht - in der überarbeiteten alten Übersetzung.
Mongo
Beti: Besuch in Kala oder Wie ich eine Braut einfing, Roman.
Aus dem Französischen von Werner von Grünau. Peter Hammer
Verlag, 229 Seiten, gebunden, 17,90 Euro. Ein kostenloser Nachdruck oder eine sonstige Veröffentlichung sind nicht erlaubt. |
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