|
. |
2010 |
Oktober - Dezember |
|
1.
Oktober |
2010 |
50. Jahrestag
der Unabhängigkeit →
Nigerias
von Großbritannien.
In Ibadan wurde am Unabhängigkeitstag das Soyinka-Drama
A Dance of the Forest (dt: Tanz der Wälder)
uraufgeführt. Regie führte → Wole Soyinka
selbst,
der dieses Stück eigens für die Unabhängigkeitsfeiern
verfasste, jedoch alle Erwartungshaltungen frustrierte, da er
nicht eine romantisierte, präkoloniale Ära offerierte,
sondern auch diese als einen fortwährende Verkettung von
Unterdrückung und Herrschaft entlarvte. |
|
|
2010 |
"Bericht
enthüllt, wie Kenianer die Welt sehen"
Für
die englischsprachige kenianische Tageszeitung The Daily
Nation stellt Jacob Ng’etich einen Report vor,
der die Sicht der Kenianer auf die einzelnen Länder der
Welt zum Gegenstand hat.
Der Untersuchung zufolge glauben Kenianer, ihr Land sei das
friedlichste Land in Ostafrika, „viel friedlicher als
→
Tansania“
... →
mehr
dazu · (Daily
Nation, Kenya,
ÜE:
J.K.) |
|
|
2010 |
Sunday Nation, die Sonntagsausgabe der englischsprachigen
Tageszeitung Daily Nation präsentiert online
eine Reihe von Berichten, die zeigen, wie →
Kenia
und das kenianische Volk von seinen afrikanischen Nachbarn
wahrgenommen und gesehen wird. Der erste Bericht kommt von
dem kenianischen Journalisten Wene Owino aus der botsuanischen
Hauptstadt Gaborone und ist überschrieben:
"Was
einem zuerst in den Sinn kommt? Nyama choma*",
Nicht Kenias weltbeste Läuferstars oder die internen
politischen Streitereien, die außergerichtlichen Tötungen
und die hohe Verbrechensrate, sondern die Vorstellung, die
sich in Botsuana von Kenia am längsten halte, besage,
dass das Land von einem sympathischen Volk bewohnt werde.
Nicht einmal die gelegentlich schlechte Presse und die gegenseitigen
Korruptionsvorwürfe von Kenianern und den Bewohnern des
mit Diamantenreichtum gesegneten südafrikanischen Landes
könne diese Vorstellung erschüttern.
→
mehr
dazu · (Sunday
Nation, Kenya,
ÜE:
J.K.)
*ein beliebtes Fleischgericht
Ein weiterer, thematisch angeschlossener Artikel der Sunday Nation
kommt aus →
Ghana.
Francis Kokutse berichtet aus der Hauptstadt Accra, was die
Ghanaer von Kenia und den Kenianern halten. Überschrieben
ist sein Bericht mit:
"Kenianer
ziehen zu schnell die ethnische Karte",
Frage man einen Durchschnittsghanaer nach Kenia, sei die häufigste
Anwort "Safari"oder "Tourismus". Für
andere aber seien die Eindrücke vielfältig, kein
Wunder bei der Entfernung zu Kenia.
Die letzten Wahlen von 2007 blieben das meistdiskutierte Thema
der Ghanaer ...
→
mehr
dazu · (Sunday
Nation, Kenya,
ÜE:
J.K.)
Aus Lagos kommt zum selben Thema folgender Bericht:
"Meine
Schüler haben so viel über das Rift Valley gelernt"
Funke Osae-Brown fasst für Sunday Nation die
nigerianischen Meinungen zusammen, die die Kenianer und ihr
Land beleuchten. Als ersten stellt er den kenianischen Bauingenieur
Joseph Mwangi vor, der sich nie hätte träumen lassen,
einmal in Nigeria zu landen.
→
mehr
dazu · (Sunday
Nation, Kenya,
ÜE:
J.K.)
Aus der ruandischen Hauptstadt Kigali berichtet zum selben
Thema Kezio-Musoke David:
"So
frech, dass sie unsere Gesellschaft irgendwie aufpeppen"
Erst vor einigen Wochen hätten sich über hundert
Kenianer in einem Hotel namens Laico Umubano in Kigali versammelt.
Die Zusammenkunft sei keine gewöhnliche gewesen. Man
habe sich versammelt, um die Verkündung der neuen kenianischen
Verfassung zu feiern.
→
mehr
dazu · (Sunday
Nation, Kenya,
ÜE:
J.K.)
"Sie
tun wenig, um das Image ihres Landes zu fördern"
Mit diesem Zitat überschreibt Badru Mulumba seinen Bericht
für die kenianische Zeitung Sunday Nation, ein
Meinungsbild zu Kenia und den Kenianern aus dem südsudanesischen
Juba. Er fährt fort:
“Schneidig, professionell, smart? Kein Zweifel, im Süden
→ Sudans
gelten Kenianer als all dies.“
→
mehr
dazu · (Sunday
Nation, Kenya,
ÜE:
J.K.)
"Sie
sprechen Suaheli und sagen hakuna matata",
überschreibt der Journalist Yazeed Kamaldien seine in
→ Südafrika
vorgefundenen Meinungen über Kenia und das kenianische
Volk. Die meisten Durchschnitts-Südafrikaner wüssten
nicht viel über Kenia und solche mit Teilkenntnis über
das ostafrikanische Land hätten über die Mainstream-Medien
negative Eindrücke gewonnen.
→
mehr
dazu · (Sunday
Nation, Kenya,
ÜE:
J.K.) |
|
zeit
|
los |
Afrikanische und arabische Sprüche und Weisheiten:
|
|
|
2010
|
Im Alter von 56 Jahren stirbt die gabunische Schriftstellerin
Angèle Ntyugwétondo Rawiri in Paris.
Die Tochter des Politikers und Schriftstellers Georges Rawiri
wurde in Port-Gentil - damals die französische Kolonie
Äquatorialafrika - geboren. Ihre Mutter war Lehrerin und
starb sechs Jahre nach der Geburt. Ihre Schulbildung absolvierte
Rawiri in Frankreich, anschließend zog sie für zwei
Jahre nach London, wo sie kleine Rollen in James Bond-Filmen
besetzte und als Model tätig war.
1979 kehrte sie in ihre Heimat Gabon zurück, arbeitete
unter anderem als Übersetzerin und begamm mit der Niederschrift
ihres ersten Romans G'amarakano, der 1983 unter ihrer
Namenskurzform Angèle Rawiri veröffentlichte wurde.
Sie war damit die erste gabunische Autorin mit einer Romanpublikation.
Es folgten die beiden Romane Elonga (Paris 1986) und
Fureurs et cris de femme (Paris 1986), der (posthum
2014) auch in engl. Übersetzung erschienen ist: The
Fury and Cries of Women (Übersetzung: Sara Hanaburgh).
Im Mittelpunkt des letzten - und wohl reifsten - Romans Fureurs
et cris de femme (engl.: The Fury and Cries of Women)
steht Emilienne, eine moderne Frau, die die traditionellen Werte
hinterfragt und sich von ihnen emanzipieren möchte. Sie
absolviert ihre Studien in Paris und heiratet anschließend
einen Mann einer anderen Ethnie. Sie ist beruflich erfolgreich,
tonangebend in einer feministischen Gruppe, hat gelegentlich
eine Loverin und bleibt doch unbefriedigt, hinterfragt beständig
ihre Rollen. Der tragische Tod ihrer Tochter und der Umstand,
dass ihr Mann eine zweite Frau ehelicht, verstärkt ihre
inneren Qualen.
- Vgl. Jean-Marie Volet, La parole aux africaines, ou, l'idée
de pouvoir: chez les romancières d'expression francaise
de l'afrique sub-saharienne S. 125 ff und fr.wikipedia.org.
|
In
Rabat stirbt im Alter von 93 Jahren der marokkanische Schriftsteller
frz. Sprache Edmond Amran El Maleh.
Erst im Alter von 63 Jahren beginnt der als Journalist und Philosophielehrer
Tätige zu schreiben. Er reist nun beständig zwischen
Frankreich und Marokko. Sein erzählerisches Werk widmet
er jedoch ausnahmslos seinem Herkunftsland; 1996 wird dieses
mit dem Grand Prix du Maroc ausgezeichnet.
Werke (Auswahl):
Parcours immobile, Roman (Paris, 1980)
Aïlen, ou, La nuit du récit (1983)
Jean Genet, Le Captif amoureux et autres essais (1988)
Mille ans, un jour (1990)
Le Retour d’Abou El Haki, Roman (1990)
Abner Abounour (1995)
Le café bleu. Zrirek (1999)
Essaouira, cité heureuse (2000)
Lettres à moi-même (2010). |
→ Chinua Achebe,
→
nigerianischer
Schriftsteller engl. Sprache, wird 80 Jahre alt.
|
|
22.
November |
2010 |
10 Jahrestag der Ermordung von Carlos Cardoso, einem der prominentesten
Journalisten →
Mosambiks,
der einem Attentat zum Opfer gefallen war. → Siehe
Meldung der mosambikanischen Nachrichtenagentur AIM v. 5.12.2000. |
|
|
2010 |
90.
Geburtstag des tunesisch-französischen Soziologen und Schriftstellers
frz. Sprache Albert Memmi. Sowohl die soziologischen wie
auch die erzählerischen Werke des Sohnes jüdisch-berberischer
Eltern sind stark autobiografisch gefärbt.
Breite Anerkennung, die sich in zahlreichen Übersetzungen
widerspiegelt, erfährt er schon mit seinem ersten Roman
La Statue de sel (Vorwort: Albert Camus. Paris 1953;
dt: Die
Salzsäule.
Berlin 2002). Darin erzählt der Protagonist Alexandre Mordechai
Benillusch seinen Werdegang, der ihn aus den kleinen Verhältnissen
der jüdischen Gemeinde in Tunis herausführt. Auf Anraten
der Lehrer gestattet sein Vater ihm den Besuch des Gymnasiums,
obwohl er seinen Sohn im familiären Handwerksbetrieb gebrauchen
könnte. Das anschließende Studium wird durch den
2. Weltkrieg unterbrochen. Auch hier werden - unter deutscher
Leitung - Juden in Arbeitslager verbracht. Benillusch meldet
sich, in dem Glauben, seine Landsleuten dort irgendwie moralisch
unterstützen zu können, freiwillig zu einem solchen
Transport, eine Illusion. In dieser Situation kippt der Verlauf
des Krieges, den Gefangenen gelingt die Flucht. Nach den Wirren
des Krieges sieht er sich einem inneren Zwist ausgesetzt: Weder
in seiner nordafrikanischen Heimat fühlt er sich zu Hause
noch in Europa.
Weitere
Werke (Auswahl):
Agar, Paris, 1955
Portrait du colonisé, précédé de
portrait du colonisateur **
(dt: Der Kolonisator und der Kolonisierte) 1957
Portrait d'un juif (Portrait eines Juden), Paris 1962
La Libération du juif (Die Befreiung des Juden) 1966
Juifs et Arabes (Juden und Araber), Paris 1974
Le Désert, ou la vie et les aventures de Jubaïr
Ouali El-Mammi (Die Wüste oder Das Leben und die Abenteuer
des Jubaïr Ouali El-Mammi), Paris 1977
Le Mirliton du ciel, Paris 1985
Ce que je crois (Was ich glaube), Paris 1985
Le Pharaon (dt: Der Pharao. Freiburg 1990), Roman. Paris 1988
L'Exercice du bonheur (Das Jahr des Glücks), Paris 1994
Le Racisme. Paris 1994
Le Juif et l'Autre (Der Jude und das Andere). Paris, 1996
Le Buveur et l'Amoureux - le prix de la dépendance (Der
Trinker und der Liebhaber - der Preis der Abhängigkeit
). Paris 1998
Le Nomade immobile (Der unbewegliche Nomade), Paris 2000
Térésa et autres femmes (Térésa
und andere Frauen), Paris 2004
Portrait du décolonisé arabo-musulman et de quelques
autres (Portrait des arabisch-muslemischen und manch anderem
Dekolonisierten), Paris 2004***
Le Testament insolent (Das unverschämte Testament), Paris
2009 |
|
|
2010 |
In Kairo
wird der libysche Romancier →
Ibrahim al-Koni
mit dem mit $ 18.000 dotierten Arabischen Romanpreis ausgezeichnet,
berichtet auf seiner Webseite der in den Vereinigten Arabischen
Emiraten ansässige Nachrichtensender Al Arabiya. Das Preisgeld
soll Tuareg-Kindern in → Mali
und → Niger
zugute kommen.
Der Vorsitzende der Jury, der syrische Kritiker Sobhi Hadeedi,
sagte in seiner Begründung: "Koni wurde wegen seiner
Begabung ausgewählt, der Wüste auf menschlichen, natürlichen,
spirituellen und mythologischen Level Leben einzuhauchen".
-
Vgl. Al Arabiya New Channel (www.alarabiya.net) v. 16.12.2010. |
|
17.
Dezember |
2010 |
Selbstverbrennung
des Tunesiers Mohamed Bouazizi in Sidi Bouzid.
-
Dieses Ereignis wird in der Folge zum Sturz der tunesischen
Führung unter dem 23 Jahre herrschenden Zine el-Abidine
Ben Ali führen und letztlich zu den Umwälzungen, die
unter dem Begriff Arabischer Frühling zusammengefasst
werden werden.
In der Folge werden immer wieder politische Beobachter, Intellektuelle
sowie Schriftsteller Bezug auf dieses Ereignis nehmen, so beispielsweise
der libysche Romancier →
Ibrahim
al-Koni,
der in einem Interview gefragt, ob ihn der Umbruch in der arabischen
Welt zu einem neuen Roman inspiriere, antworten wird:
"Ich bin fasziniert von Mohammed Bouazizi, dem tunesischen
Gemüsehändler, dessen Selbstverbrennung am 17. Dezember
2010 in Sidi Bouzid die Revolution in →
Tunesien
auslöste. Seine Tat war der Funke, der den Flächenbrand
entzündet und letztlich die ganze arabische Welt verändert
hat. Wenn ich über diese Revolutionen, Umwälzungen
in der arabischen Welt schreiben werde, dann gehe ich zu den
Wurzeln, zu den Anfängen. Literatur geht immer an die Wurzeln."
- Vgl. "Herr Bouazizi ist der Christus unserer Zeit";
Interview v. Susanne Schanda; in: DER TAGESSPIEGEL v. 1.03.2011.
Auch der marokkanische Schriftsteller →
Tahar
Ben Jelloun
wird sich in seinem Anfang des Jahres 2011 erschienenen Buch
Arabischer Frühling in die Situation von Mohamed Bouazizi
versetzen. |
|
30.
Dezember |
2010 |
100. Geburtstag des 1999 verstorbenen us-amerikanischen Schriftstellers
→
Paul
Bowles. |
|
. |
. |
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
** Auf
Initiative der Zimbabwe International Book Fair wird im Jahre
2002 eine
Liste mit "Africa's
100 best books of the 20th Century" veröffentlicht.
Das Werk
Portrait du colonisé, précédé
de portrait du colonisateur
wurde
in diesen Kanon aufgenommen. Nach einem Vorschlag von Professor
Ali Mazrui wurde in jahrelanger Arbeit auf internationaler
Basis eine Liste erstellt. Aus 1521 Titeln wurde eine Shortlist
von 500 generiert. Schließlich wurden aus der veröffentlichten
Liste im Februar 2002 unter dem Vorsitz des südafrikanischen
Autors und Literaturwissenschaftlers Njabulo S. Ndebele die
besten 100 Bücher
ausgewählt.
*** Das Buch Portrait
du décolonisé arabo-musulman et de quelques
autres, das nicht ins Deutsche übersetzt wurde,
löste in Frankreich breite Diskussionen aus. Dem Autor,
der darin den arabisch-muslimischen Einwanderern mangelnde
Assimilationsbereitschaft und gar "Gewaltbereitschaft"
und das "Verharren in einer selbstverschuldeten Unmündigkeit"
vorwirft, wurde von Vielen, die eine positive Sicht für
die Migranten vertreten (wie bspw. SOS Racisme ) als Verrat
an seinem eigenen, Jahrzehnte lang vertretenen Standpunkt
kritisiert.– Pikanterweise wurde Memmi im selben Jahr
des Erscheines dieses Werks, 2004, mit dem mit 22.500 €
dotierten Grand prix de la Francophonie de l'Académie
française für sein Gesamtwerk ausgezeichnet.
Es konnte leider nicht eruiert werden, welches der beiden
→
Ereignisse
den zeitlichen Vorrang hat.
ÜE: J.K. --> Übersetzung aus
dem Englischen: Janko Kozmus ©
ÜF: J.K. --> Übersetzung aus
dem Französischen: Janko Kozmus © |
|
. |
. |
Quellen
|
. |
. |
Sach-
und Personenregister |
|