DIE MARABOUT-SEITE
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Chronik (1901–2019)

Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas * von innen und außen 

Chroniken: 2010_4.Quartal

Stand: 17.04.18

 

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2010
chrAbs Oktober - Dezember
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1. Oktober
2010
50. Jahrestag der Unabhängigkeit Nigerias von Großbritannien.
In Ibadan wurde am Unabhängigkeitstag das Soyinka-Drama A Dance of the Forest (dt: Tanz der Wälder) uraufgeführt. Regie führte → 
Wole Soyinka  selbst, der dieses Stück eigens für die Unabhängigkeitsfeiern verfasste, jedoch alle Erwartungshaltungen frustrierte, da er nicht eine romantisierte, präkoloniale Ära offerierte, sondern auch diese als einen fortwährende Verkettung von Unterdrückung und Herrschaft entlarvte.
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8. Oktober
2010
 "Bericht enthüllt, wie Kenianer die Welt sehen"
Für die englischsprachige kenianische Tageszeitung The Daily Nation stellt Jacob Ng’etich einen Report vor, der die Sicht der Kenianer auf die einzelnen Länder der Welt zum Gegenstand hat.
Der Untersuchung zufolge glauben Kenianer, ihr Land sei das friedlichste Land in Ostafrika, „viel friedlicher als Tansania“ ...
mehr dazu · (Daily Nation, Kenya, ÜE: J.K.)
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10. Oktober
2010

Sunday Nation, die Sonntagsausgabe der englischsprachigen Tageszeitung Daily Nation präsentiert online eine Reihe von Berichten, die zeigen, wie Kenia und das kenianische Volk von seinen afrikanischen Nachbarn wahrgenommen und gesehen wird. Der erste Bericht kommt von dem kenianischen Journalisten Wene Owino aus der botsuanischen Hauptstadt Gaborone und ist überschrieben:
"Was einem zuerst in den Sinn kommt? Nyama choma*",
Nicht Kenias weltbeste Läuferstars oder die internen politischen Streitereien, die außergerichtlichen Tötungen und die hohe Verbrechensrate, sondern die Vorstellung, die sich in Botsuana von Kenia am längsten halte, besage, dass das Land von einem sympathischen Volk bewohnt werde.
Nicht einmal die gelegentlich schlechte Presse und die gegenseitigen Korruptionsvorwürfe von Kenianern und den Bewohnern des mit Diamantenreichtum gesegneten südafrikanischen Landes könne diese Vorstellung erschüttern.
mehr dazu · (Sunday Nation, Kenya, ÜE: J.K.) 
*ein beliebtes Fleischgericht  

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Ein weiterer, thematisch angeschlossener Artikel der Sunday Nation kommt aus Ghana. Francis Kokutse berichtet aus der Hauptstadt Accra, was die Ghanaer von Kenia und den Kenianern halten. Überschrieben ist sein Bericht mit:
"Kenianer ziehen zu schnell die ethnische Karte",
Frage man einen Durchschnittsghanaer nach Kenia, sei die häufigste Anwort "Safari"oder "Tourismus". Für andere aber seien die Eindrücke vielfältig, kein Wunder bei der Entfernung zu Kenia.
Die letzten Wahlen von 2007 blieben das meistdiskutierte Thema der Ghanaer ...
mehr dazu · (Sunday Nation, Kenya, ÜE: J.K.) 

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Aus Lagos kommt zum selben Thema folgender Bericht:
"Meine Schüler haben so viel über das Rift Valley gelernt"
Funke Osae-Brown fasst für Sunday Nation die nigerianischen Meinungen zusammen, die die Kenianer und ihr Land beleuchten. Als ersten stellt er den kenianischen Bauingenieur Joseph Mwangi vor, der sich nie hätte träumen lassen, einmal in Nigeria zu landen.
mehr dazu · (Sunday Nation, Kenya, ÜE: J.K.) 

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Aus der ruandischen Hauptstadt Kigali berichtet zum selben Thema Kezio-Musoke David:
"So frech, dass sie unsere Gesellschaft irgendwie aufpeppen"
Erst vor einigen Wochen hätten sich über hundert Kenianer in einem Hotel namens Laico Umubano in Kigali versammelt. Die Zusammenkunft sei keine gewöhnliche gewesen. Man habe sich versammelt, um die Verkündung der neuen kenianischen Verfassung zu feiern.
mehr dazu · (Sunday Nation, Kenya, ÜE: J.K.) 

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"Sie tun wenig, um das Image ihres Landes zu fördern"
Mit diesem Zitat überschreibt Badru Mulumba seinen Bericht für die kenianische Zeitung Sunday Nation, ein Meinungsbild zu Kenia und den Kenianern aus dem südsudanesischen Juba. Er fährt fort:
“Schneidig, professionell, smart? Kein Zweifel, im Süden  Sudans gelten Kenianer als all dies.“
mehr dazu · (Sunday Nation, Kenya, ÜE: J.K.) 

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"Sie sprechen Suaheli und sagen hakuna matata",
überschreibt der Journalist Yazeed Kamaldien seine in → Südafrika vorgefundenen Meinungen über Kenia und das kenianische Volk. Die meisten Durchschnitts-Südafrikaner wüssten nicht viel über Kenia und solche mit Teilkenntnis über das ostafrikanische Land hätten über die Mainstream-Medien negative Eindrücke gewonnen.
mehr dazu · (Sunday Nation, Kenya, ÜE: J.K.) 

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zeit
los
Afrikanische und arabische Sprüche und Weisheiten:

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15. November
2010
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Im Alter von 56 Jahren stirbt die gabunische Schriftstellerin Angèle Ntyugwétondo Rawiri in Paris.
Die Tochter des Politikers und Schriftstellers Georges Rawiri wurde in Port-Gentil - damals die französische Kolonie Äquatorialafrika - geboren. Ihre Mutter war Lehrerin und starb sechs Jahre nach der Geburt. Ihre Schulbildung absolvierte Rawiri in Frankreich, anschließend zog sie für zwei Jahre nach London, wo sie kleine Rollen in James Bond-Filmen besetzte und als Model tätig war.
1979 kehrte sie in ihre Heimat Gabon zurück, arbeitete unter anderem als Übersetzerin und begamm mit der Niederschrift ihres ersten Romans G'amarakano, der 1983 unter ihrer Namenskurzform Angèle Rawiri veröffentlichte wurde. Sie war damit die erste gabunische Autorin mit einer Romanpublikation. Es folgten die beiden Romane Elonga (Paris 1986) und Fureurs et cris de femme (Paris 1986), der (posthum 2014) auch in engl. Übersetzung erschienen ist: The Fury and Cries of Women (Übersetzung: Sara Hanaburgh).
Im Mittelpunkt des letzten - und wohl reifsten - Romans Fureurs et cris de femme (engl.: The Fury and Cries of Women) steht Emilienne, eine moderne Frau, die die traditionellen Werte hinterfragt und sich von ihnen emanzipieren möchte. Sie absolviert ihre Studien in Paris und heiratet anschließend einen Mann einer anderen Ethnie. Sie ist beruflich erfolgreich, tonangebend in einer feministischen Gruppe, hat gelegentlich eine Loverin und bleibt doch unbefriedigt, hinterfragt beständig ihre Rollen. Der tragische Tod ihrer Tochter und der Umstand, dass ihr Mann eine zweite Frau ehelicht, verstärkt ihre inneren Qualen.
- Vgl. Jean-Marie Volet, La parole aux africaines, ou, l'idée de pouvoir: chez les romancières d'expression francaise de l'afrique sub-saharienne S. 125 ff und fr.wikipedia.org.
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In Rabat stirbt im Alter von 93 Jahren der marokkanische Schriftsteller frz. Sprache Edmond Amran El Maleh.
Erst im Alter von 63 Jahren beginnt der als Journalist und Philosophielehrer Tätige zu schreiben. Er reist nun beständig zwischen Frankreich und Marokko. Sein erzählerisches Werk widmet er jedoch ausnahmslos seinem Herkunftsland; 1996 wird dieses mit dem Grand Prix du Maroc ausgezeichnet.
Werke (Auswahl):
Parcours immobile, Roman (Paris, 1980)
Aïlen, ou, La nuit du récit (1983)
Jean Genet, Le Captif amoureux et autres essais (1988)
Mille ans, un jour (1990)
Le Retour d’Abou El Haki, Roman (1990)
Abner Abounour (1995)
Le café bleu. Zrirek (1999)
Essaouira, cité heureuse (2000)
Lettres à moi-même (2010).
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 Chinua Achebe, nigerianischer Schriftsteller engl. Sprache, wird 80 Jahre alt.
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22. November
2010
10 Jahrestag der Ermordung von Carlos Cardoso,
einem der prominentesten Journalisten
Mosambiks, der einem Attentat zum Opfer gefallen war.  Siehe Meldung der mosambikanischen Nachrichtenagentur AIM v. 5.12.2000.
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15. Dezember
2010
90. Geburtstag des tunesisch-französischen Soziologen und Schriftstellers frz. Sprache Albert Memmi.
Sowohl die soziologischen wie auch die erzählerischen Werke des Sohnes jüdisch-berberischer Eltern sind stark autobiografisch gefärbt.
Breite Anerkennung, die sich in zahlreichen Übersetzungen widerspiegelt, erfährt er schon mit seinem ersten Roman La Statue de sel (Vorwort: Albert Camus. Paris 1953; dt: Die
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Salzsäule. Berlin 2002). Darin erzählt der Protagonist Alexandre Mordechai Benillusch seinen Werdegang, der ihn aus den kleinen Verhältnissen der jüdischen Gemeinde in Tunis herausführt. Auf Anraten der Lehrer gestattet sein Vater ihm den Besuch des Gymnasiums, obwohl er seinen Sohn im familiären Handwerksbetrieb gebrauchen könnte. Das anschließende Studium wird durch den 2. Weltkrieg unterbrochen. Auch hier werden - unter deutscher Leitung - Juden in Arbeitslager verbracht. Benillusch meldet sich, in dem Glauben, seine Landsleuten dort irgendwie moralisch unterstützen zu können, freiwillig zu einem solchen Transport, eine Illusion. In dieser Situation kippt der Verlauf des Krieges, den Gefangenen gelingt die Flucht. Nach den Wirren des Krieges sieht er sich einem inneren Zwist ausgesetzt: Weder in seiner nordafrikanischen Heimat fühlt er sich zu Hause noch in Europa.
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Weitere Werke (Auswahl):
Agar, Paris, 1955
Portrait du colonisé, précédé de portrait du colonisateur ** (dt: Der Kolonisator und der Kolonisierte) 1957
Portrait d'un juif (Portrait eines Juden), Paris 1962
La Libération du juif (Die Befreiung des Juden) 1966
Juifs et Arabes (Juden und Araber), Paris 1974
Le Désert, ou la vie et les aventures de Jubaïr Ouali El-Mammi (Die Wüste oder Das Leben und die Abenteuer des Jubaïr Ouali El-Mammi), Paris 1977
Le Mirliton du ciel, Paris 1985
Ce que je crois (Was ich glaube), Paris 1985
Le Pharaon (dt: Der Pharao. Freiburg 1990), Roman. Paris 1988
L'Exercice du bonheur (Das Jahr des Glücks), Paris 1994
Le Racisme. Paris 1994
Le Juif et l'Autre (Der Jude und das Andere). Paris, 1996
Le Buveur et l'Amoureux - le prix de la dépendance (Der Trinker und der Liebhaber - der Preis der Abhängigkeit ). Paris 1998
Le Nomade immobile (Der unbewegliche Nomade), Paris 2000
Térésa et autres femmes (Térésa und andere Frauen), Paris 2004
Portrait du décolonisé arabo-musulman et de quelques autres (Portrait des arabisch-muslemischen und manch anderem Dekolonisierten), Paris 2004***
Le Testament insolent (Das unverschämte Testament), Paris 2009
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16. Dezember
2010
In Kairo wird der libysche Romancier Ibrahim al-Koni mit dem mit $ 18.000 dotierten Arabischen Romanpreis ausgezeichnet,
berichtet auf seiner Webseite der in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässige Nachrichtensender Al Arabiya. Das Preisgeld soll Tuareg-Kindern in
 Mali und  Niger zugute kommen.
Der Vorsitzende der Jury, der syrische Kritiker Sobhi Hadeedi, sagte in seiner Begründung: "Koni wurde wegen seiner Begabung ausgewählt, der Wüste auf menschlichen, natürlichen, spirituellen und mythologischen Level Leben einzuhauchen". -
Vgl. Al Arabiya New Channel (www.alarabiya.net) v. 16.12.2010.
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17. Dezember
2010
Selbstverbrennung des Tunesiers Mohamed Bouazizi in Sidi Bouzid. -
Dieses Ereignis wird in der Folge zum Sturz der tunesischen Führung unter dem 23 Jahre herrschenden Zine el-Abidine Ben Ali führen und letztlich zu den Umwälzungen, die unter dem Begriff Arabischer Frühling zusammengefasst werden werden.
In der Folge werden immer wieder politische Beobachter, Intellektuelle sowie Schriftsteller Bezug auf dieses Ereignis nehmen, so beispielsweise der libysche Romancier
Ibrahim al-Koni, der in einem Interview gefragt, ob ihn der Umbruch in der arabischen Welt zu einem neuen Roman inspiriere, antworten wird:
"Ich bin fasziniert von Mohammed Bouazizi, dem tunesischen Gemüsehändler, dessen Selbstverbrennung am 17. Dezember 2010 in Sidi Bouzid die Revolution in
Tunesien auslöste. Seine Tat war der Funke, der den Flächenbrand entzündet und letztlich die ganze arabische Welt verändert hat. Wenn ich über diese Revolutionen, Umwälzungen in der arabischen Welt schreiben werde, dann gehe ich zu den Wurzeln, zu den Anfängen. Literatur geht immer an die Wurzeln." - Vgl. "Herr Bouazizi ist der Christus unserer Zeit"; Interview v. Susanne Schanda; in: DER TAGESSPIEGEL v. 1.03.2011.
Auch der marokkanische Schriftsteller
Tahar Ben Jelloun wird sich in seinem Anfang des Jahres 2011 erschienenen Buch Arabischer Frühling in die Situation von Mohamed Bouazizi versetzen.
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30. Dezember
2010
100. Geburtstag des 1999 verstorbenen us-amerikanischen Schriftstellers Paul Bowles.
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Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
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Auf Initiative der Zimbabwe International Book Fair wird im Jahre 2002 eine Liste mit  "Africa's 100 best books of the 20th Century" veröffentlicht. Das Werk Portrait du colonisé, précédé de portrait du colonisateur wurde in diesen Kanon aufgenommen. Nach einem Vorschlag von Professor Ali Mazrui wurde in jahrelanger Arbeit auf internationaler Basis eine Liste erstellt. Aus 1521 Titeln wurde eine Shortlist von 500 generiert. Schließlich wurden aus der veröffentlichten Liste im Februar 2002 unter dem Vorsitz des südafrikanischen Autors und Literaturwissenschaftlers Njabulo S. Ndebele die besten 100 Bücher ausgewählt.
*** Das Buch Portrait du décolonisé arabo-musulman et de quelques autres, das nicht ins Deutsche übersetzt wurde, löste in Frankreich breite Diskussionen aus. Dem Autor, der darin den arabisch-muslimischen Einwanderern mangelnde Assimilationsbereitschaft und gar "Gewaltbereitschaft" und das "Verharren in einer selbstverschuldeten Unmündigkeit" vorwirft, wurde von Vielen, die eine positive Sicht für die Migranten vertreten (wie bspw. SOS Racisme ) als Verrat an seinem eigenen, Jahrzehnte lang vertretenen Standpunkt kritisiert.– Pikanterweise wurde Memmi im selben Jahr des Erscheines dieses Werks, 2004, mit dem mit 22.500 € dotierten Grand prix de la Francophonie de l'Académie française für sein Gesamtwerk ausgezeichnet. Es konnte leider nicht eruiert werden, welches der beiden
Ereignisse den zeitlichen Vorrang hat.


ÜE: J.K. --> Übersetzung aus dem Englischen: Janko Kozmus ©
ÜF: J.K. --> Übersetzung aus dem Französischen: Janko Kozmus ©

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chrAbs Quellen

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