DIE MARABOUT-SEITE
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Foto: Binyavanga Wainaina
BINYAVANGA WAINAINA
(1971-2019)
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Literarisches Portrait: Binyavanga Wainaina

DAS BESONDERE BUCH
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Eines Tages werde ich
über diesen Ort schreiben
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1971
Am 18. Januar wird Binyavanga Wainaina in Nakuru, in der Provinz Rift valley,
Kenia, geboren, seine Mutter stammt aus Uganda.

1970er u. 80er
Schulbildung an der Primary School in Nakuru, der Mangu High School in Thika und der Lenana School in Nairobi.

1991
emigriert Binyavanga Wainaina nach Südafrika[1], wo er an der University of Transkei, Ostkap, Commerce zu studieren beginnt.

1995
Zeitweilige Rückkehr nach Kenia.
Absatz Erste Reise nach Uganda, wo Binyavanga Wainainas Großeltern mütterlicherseits leben[2].

1996
Umzug nach Kapstadt. Arbeit als freier Journalist, u.a. schreibt er regelmäßig für die südafrikan. Zeitung Sunday Times[3].

2000
Rückkehr nach Kenia, in seine Heimatstadt Nakuru.

2002
Ausgezeichnet mit dem mit $ 15000 dotierten Caine Prize For African Writing für die autobiographische Kurzgeschichte Discovering Home[4].

2003
Mitbegründung des Literaturjournals Kwani?
Absatz Als Anerkennung für seine Verdienste für die kenianische Literatur wird Binyavanga Wainaina von der Kenya Publisher's Association ausgezeichnet.

2005
Bibliografische Angabe How to Write About Africa, Satirisches Essay, in: Granta 92. Winter 2005.
Lesung in Toronto aus dem noch nicht vollendeten Buch The Fallen World of Appearances[5].

2006
Im Okt. lässt Binyavanga Wainaina der Schweizer SonntagsZeitung einen zynischen Offenen Brief zukommen als Reaktion auf Äußerungen des Schweizer Bundesrats Blocher, der an die Adresse der Afrikaner Pauschalvorwürfe erhob, in denen Faulheit und die Unfähigkeit, ökonomisch zu handeln, unterstellt wird. [6].

2006/07 (?) [7]
Magister-Studium in Creative Writing in England, an der University of East Anglia in Norwich, Norfolk. Gleichzeitig wird er gefördert als writer-in-residence am Union College in Schenectady, New York.

2006/09
Bibliografische Angabe Discovering Home[8].

2007
lehnt Binyavanga Wainaina den Preis Young Global Leader des Weltwirtschaftsforums ab.
Bibliografische Angabe
Warum es nervt, wie alle Afrika helfen wollen, Bericht; in: Zeitschrift für Kulturaustausch (57). Regensburg 2007

2008
Gastprofessur für Creative Writing am Williams College, Massachusetts.

2009
Leitung des Chinua Achebe Centers am Bard College in Upstate New York.

2010
Bibliografische Angabe
How to Write About Africa II: The Revenge, Satirisches Essay, in: Bidoun, No. 21 Bazaar II. 2010

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ONE DAY I WILL WRITE
ABOUT THIS PLACE
in engl. Sprache
Zur Buchkritik

2011
Bibliografische Angabe One Day I will write about this place (dt: Eines Tages werde ich über diesen Ort schreiben; Übersetzung: Thomas Brückner. Heidelberg 2013), Autobiografie. Saint Paul, Minnesota, USA 2011[9].

2014
Binyavanga Wainaina outet sich als Homosexueller:
Bibliografische Angabe I'm a homosexual, mum. A lost chapter from One Day I Will Write About This Place (Ich bin ein Homosexueller, Mama. Ein verloren gegangenes Kapitel aus Eines Tages werde ich über diesen Ort schreiben.- Artikel auf africasacountry.com/.

2016
Binyavanga Wainaina weilt als DAAD-Stipendiat in Berlin.
Absatz "Kenianischer Schriftsteller angegriffen", meldet der Berliner Tagesspiegel. Der kenianische Schriftsteller Wainaina sei nach dem Verlassen seines Domizils in Berlin-Charlottenburg von einem Taxifahrer verprügelt worden[10].

2017
Bibliografische Angabe A Letter to All Kenyans from Binyavanga Wainaina or Binyavanga wa Muigai. Essay. Brittle Paper. 25.10.2017

21. Mai 2019
Im Alter von 48 Jahren stirbt Binyavanga Wainaina nach einem Schalganfall im Aga Khan Hospital in Nairobi.

STIMME(N):

"Als Binya ankommt, ist er groß. Er hat ein auffälliges Gesicht, das ich anhand von Online-Bildern wiedererkenne. Ein starker und steter Blick. Sein Mund ist nicht anfällig für ein Lächeln. In sein Haar ist ein feiner grüner Strich gefärbt, der über seinen Hinterkopf läuft. Seine farbenfrohe Jacke verbirgt den sanften Überhang seines Bauches nicht. (...) Binya möchte, dass sein Abschiedskaffee vier Espresso-Schüsse hat. Wir verlassen das Lucky Bean Restaurant. Binya kündigt an, dass er ins Liquid Blue tanzen gehen möchte. Wir gehen mit ihm und überlassen ihn dem großen nigerianischen Türsteher im Schwulenclub. Binya möchte tanzen. Wir sorgen uns wegen seiner Unbeholfenheit. In seiner Familie gibt es Diabetes und Schlaganfall. Südafrika ist nicht freundlich zu Menschen ohne Krankenversicherung." (Übersetzung aus dem Englichen: J.K.) - aus: The Clumsy Binyavanga Wainaina in Johannesburg, Essay von Hugo kaCanham, in: The Kalahari Review vom 19.07.2017.

ANMERKUNGEN:

1) In einem Gespräch mit der BBC äußert sich Binyawanga Wainaina über das politische Klima in seiner Heimat und in Südafrika. Erst mit dem Wechsel nach Südafrika habe er verstanden, was in seiner Heimat verkehrt lief, denn hier unter dem angeblichen Apartheidsystem "... hatte eine schwarze Person mehr zu sagen und hatte mehr Einfluss auf die weiße Regierung als der Durschnittskenianer auf die Moi-Regierung. Hier war ein Land, wo jedermann seine Streitfragen so laut wie möglich austrug und niemand glaubte, das Land würde auseinanderbrechen, wie man das uns zu glauben machen versuchte."- Vgl. "Voices of Kenya's Voters", 2002. - Übersetzung: J. K. - BBC gab mehreren Kenianern die Gelegenheit, sich anlässlich der bevorstehenden Präsidentschaftswahl zu Wort zu melden. Daniel arap Moi durfte nicht mehr kandidieren u. es gelang ihm auch nicht, seinen Favoriten, den Kenyatta-Sohn Uhuru an die Macht zu bringen, stattdessen wurde Mwai Kibaki, Mois früherer Vizepräsident, von der NARC gewählt. Wainaina lässt in seinem Statement keinen Zweifel daran, was er von den beiden Kandidaten hält, beide, Uhuru Kenyatta wie auch Mwai Kibai, stünden für eine "vergeben und vergessen"-Politik.

2) Einen sehr lebendigen Bericht dieser Reise gibt Binyawanga Wainaina in einem Artikel in der südafrikan. Sunday Times v. 06.12.98. Anlass der Reise war der 60. Hochzeitstag der Großeltern, zu dem die Verwandten aus verschiedenen Ländern anreisen. Ziel ist der Kisoro District im Südwesten Ugandas, an Ruanda und Kongo angrenzend. Wainainas Familie mütterlicherseits gehört den Tutsi Bufumbira an, die in dieser Gegend leben. Ein sehnsuchtsvoll erwarteter Gast ist eine Tante Rosaria samt Familie, die sich wegen der Hutu-Tutsi-Kämpfe Monate lang im Keller verstecken musste. - Dieser Bericht fliesst zu weiten Teilen ein in die preisgekrönte Geschichte Discovering Home. Die zu entdeckende Heimat meint zum Einen das mütterliche Uganda und zum Anderen Kenia, in das er aus Südafrika zeitweilig zurückkehrt, um möglichst viel zu reisen.

3) In seinen Beiträgen erweist sich Binyawanga Wainaina auch als Experte für die Afrikanische Küche. Als solcher hat er, wie anlässlich der Caine-Preisverleihung geschrieben wurde, 13.000 Rezepte gesammelt.

4) Die ägypt. Autorin Ahdaf Soueif, Vorsitzende der Jury, der neben anderen auch Abdulrazak Gurnah angehört, äußert sich zu Discovering Home folgendermaßen: "Eine gekonnte und fein imaginierte Geschichte. Sie bewegt sich mit Weisheit und Humor sowie Originalität zwischen verschiedenen afrikanischen Schauplätzen, ein brillantes Zeichen für die zukünftige Arbeit des Autors." Vgl. BBC NEWS Online v. 16.07.2002- Übersetzung: J. K.

5) In ihrem Blog Diary of a Mad Kenyan Woman schwärmt die kenian. Assistenzprofessorin Wambui Mwangi von Wainainas Talent und Persönlichkeit, gibt aber leider keinerlei konkrete Angaben zum neuen Buch des Autors.- Vgl. The nature of talent: Reading Binyavanga Wainaina.

6) Die Äußerungen des Schweizer Bundesrats Blocher haben in Bern bereits zu einer Demonstration von Afrikanern geführt, die sich den Mund zuklebten und Schilder wie "Faul" oder "Krimineller" u.ä. umhängten. Zu lesen im Schweizer Tagesanzeiger v. 21.10.06. Dort heißt es am Ende: "Bundesrat Blocher hatte am 14. September in der Staatspolitischen Kommission (SPK) des Nationalrates laut seinem Departement zur «weit verbreiteten Ratlosigkeit im entwicklungspolitischen Umgang mit Afrika» gesprochen. Einen Monat später wurde das Sitzungsprotokoll der Westschweizer Zeitung «Le Matin dimanche» zugespielt." In der frz.-sprachigen SonntagsZeitung steht u.a. zu lesen, Blocher habe selbst Erfahrungen mit Afrikanern, da er vor 20 Jahren zwei Fabriken gebaut habe, zwei Jahre später habe man diese nicht mal mehr betreten können. "Es gibt da unten keine entsprechende Kultur, nicht mal bei den Afrikanern, die in der Schweiz ausgebildet worden sind" ("Il n'y a là-bas pas de culture correspondante, même chez les Africains qui ont été formés en Suisse."). Er, Blocher, habe im Gespräch mit europäischen Ministern einen Marshallplan für Afrika vorgeschlagen, vergleichbar dem, der nach dem Krieg in Westdeutschland in Kraft trat, und die Antwort habe gelautet, dafür bräuchte man eine Bevölkerung, die das Verlangen habe, wirtschaftlich voranzuschreiten, was in Afrika nicht der Fall wäre.
Wainaninas spöttische Reaktion in besagtem Offenen Brief: "Afrika könnte massenweise Babys verkaufen, für Fotografen Völkermorde organisieren und das Rhythmus-Gen an die Asiaten verkaufen und sich so selbst helfen." Was die Industrialisierung Afrikas anginge, so Wainaina, könne man seinen Industrialisierungpsplan in der zu gründenden Firma "Afrika-Zukunft-GmbH" realisieren, Afrika könne «Markenbabys» verkaufen. Neben der Anfrage aus den USA - siehe Angelina Jolie und Madonna - würde auch die aus Europa ansteigen. "Auch das afrikanische Elend könne man zum Verkaufsschlager machen. Binyavanga will Filmrechte und Romanrechte verkaufen, wenn jemand Kriege oder Hungersnöte thematisieren will. Für solche Katastrophen gibts dann eine Lizenz zum Berichten. Für Fotographen könne man beispielsweise auch einen Völkermord durchführen. Kostenpunkt: 30 000 Franken. " (Vgl. "Afrikaner sind faul: Antwort an Blocher", http://www.afrikanet.info/)

7) Unterschiedliche Angaben in den Quellen.

8)
Unterschiedliche Angaben in den Quellen. Auch eine Gattungszuordnung für Discovering Home fällt schwer, da auch hier unterschiedliche Angaben kursieren: Entweder handelt es sich um einen Erzählband, dessen Titel von der preisgekrönte Kurzgeschichte entliehen wurde oder - wie es an anderer Stelle heißt - um eine Fortschreibung und Erweiterung der besagten Kurzgeschichte.
Neueste Angaben - 02/09 - sprechen von einem biografischen Werk.

9) Der nigerianische Schriftsteller Helon Habila schreibt im britischen Guardian über ONE DAY I WILL WRITE ABOUT THIS PLACE: "Binyavanga Wainaina hat eine feinsinnige Autobiografie über das Heranwachsen in Ostafrika geschrieben (...) Obwohl seine Verleger das Buch als Memoiren bezeichnen, ermangelt es ihm an einem einheitlichen Thema wie Wole Soyinkas Aké: The Years of Childhood, or Man Died: Prison Notes, über seine Zeit im Gefängnis während des nigerianischen Bürgerkriegs. Es handelt nicht einmal vom Entdecken des eigenen kulturellen Erbes, wie Philippe Wambas Kinship, oder über Abreise, Rückkehr und Exil, wie Eva Hoffmans Lost in Translation. Es ist eine lose Erzählung über das Erwachsenwerden, eine Art von autobiografischem Portrait eines Künstlers als junger Mann, bis zu dem Abschnitt, als er erwachsen ist. Dann wird es einfacher Kommentar und Kritik, aber in brilliant Weise."- Vgl. Helon Habila: One Day I Will Write About This Place by Binyavanga Wainaina – review, im Guardian v. 4.11.2011.

10) Die Meldung im Tagesspiegel bezieht sich auf einen Facebook-Eintrag des Schriftstellers. "Er habe ein Taxi gerufen, das ihn zu einem Arzt und dann zum Flughafen bringen sollte. Es sei ihm nicht gelungen, die Adresse schnell anzusagen. Daraufhin sei der Taxifahrer ungeduldig geworden, habe seine Tasche aus dem Taxi geworfen, ihn herausgezerrt und verprügelt. 'Ich fühle mich schmutzig schwarz', schreibt Wainaina." - Vgl. "Kenianischer Schriftsteller angegriffen", in tagesspiegel.de vom 01.06.2016.
Eine Reaktion des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) ließ nicht lange auf sich warten:
"Der DAAD hat mit Bestürzung erfahren, dass der kenianische Schriftsteller Binyavanga Wainaina und Gast unseres Berliner Künstlerprogramms in Berlin tätlich angegriffen worden ist. Wir verurteilen diesen Übergriff aufs Schärfste und sind beschämt, dass Gewalttaten dieser Art bei uns geschehen können. Der DAAD steht mit seiner Arbeit für internationalen Dialog, Toleranz und Willkommenskultur." - Gezeichnet von Professor Dr. Margret Wintermantel. -Vgl. https://www.daad.de/de/

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Weitere Quellen:
Christmas in the shade of war, Artikel v. B. W., in: Sunday Times SA v. 06.12.98
BBC: Voices of Kenya's Voters - Binyavanga Wainaina, 2002.
About the Assets of Global Aid to Africa, Unveröffentlichtes Interview mit B. W. von Christa Tippet, 12. November 2008, Studio of American Public Media of St. Minnesota

LINKS:
BBC: Voices of Kenya's Voters - Binyavanga Wainaina, 2002.
The nature of talent: Reading Binyavanga Wainaina, Bericht einer Lesung B. W. aus seinem neuem Buch, Toronto 2005
Discovering Home, Preisgekrönte Kurzgeschichte v. Wainaina.
Kwani, v. Wainaina gegründetes Online-Journal (erscheint auch in Printform).
The Hidden Treasure of Mathare, Artikel v. B. W. mit weiteren Links zu anderen Artikeln auf travelintelligence.net
Hugo kaCanham: The Clumsy Binyavanga Wainaina in Johannesburg
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REZENSIONEN
(noch nicht aufgenommen)
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Literarische Portraits von subsaharischen AutorInnen (ohne Südafrika)
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Kenianische Themen auf der Marabout-Seite
Nairobi Star, Mara Schule sieht sich Schließung gegenüber, 2012
Daily Nation, Die Gefahr feministischer Literatur, 2011
Daily Nation, Mehr Heime am Flughafen von Nairobi abgerissen, 2011
Daily Nation, Bericht über eine Befragung zur Sicht der Kenianer auf verschiedene Länder der Welt, 2010
Sunday Nation, Bericht über das Bild der Südafrikaner über Kenia und die Kenianer, 2010
Sunday Nation, Bericht über das Bild der Süd-Sudanesen über Kenia und die Kenianer, 2010
Sunday Nation, Bericht über das Bild der Ruander über Kenia und die Kenianer, 2010
Sunday Nation, Bericht über das Bild der Nigerianer über Kenia und die Kenianer, 2010
Sunday Nation, Bericht über das Bild der Ghanaer über Kenia und die Kenianer, 2010
Sunday Nation, Bericht über das Bild der Botsuaner über Kenia und die Kenianer, 2010
The Standard, Herausgeber von The Standard verhaftet, 2008
The Standard, Ngugi Wa Mirii stirbt im simbabwischen Exil, 2008
Kenya Times, Todesopfer nach Zusammenstößen rivalisierender Gemeinden, 2007
Kenya Times, Statistische Befragung von 2.400 Frauen zum Thema Sexualität, 2007
KBC, Todesurteil wegen Raub und Misshandlung im Fall Ngugi wa Thiong'o und Ehefrau, 2006
The Standard, Über die Leiden eines kenianischen Sargmachers, 2006
The Standard, Über den niedrigen Entwicklungsstand Kenias, 2006
The Standard, Über die korrupteste Institution in Kenia, 2005
Kenya Times, Friedensnobelpreis 2004 für die Kenianerin Wangari Maathai
Kenya Times, Über Ngugis Mundarttheorie
Daily Nation, Über illegale Handlungen der Studenten an Kenias Hochschulen
Daily Nation, Über das Analphabetentum in Kenia
Daily Nation, Reaktion auf den Mord an Ausschussvorsitzenden
Daily Nation, Über die Prügelstrafe an Kenias Schulen
The East African, Über die Moi-Biographie v. Andrew Morton
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